Das Technische Hilfswerk stellt Pumpen auf und sorgt dafür, dass das Biotop Pfaffenrinne wieder mit Wasser versorgt wird. Foto: Jan Potente

Das Biotop Pfaffenrinne in Backnang droht immer wieder auszutrocknen. Naturschützer, Behörden und das THW ziehen an einem Strang, um dies zu verhindern.

Zwei große Lastwagen auf dem Feldweg, wummernde Pumpen in der Murr: Normalerweise hat schweres Gerät an dem Backnanger Biotop Pfaffenrinne nichts verloren. Doch am Samstag war all die Technik plus Ehrenamtliche des Technischen Hilfswerks (THW) für den Naturschutz im Einsatz. Mit drei leistungsfähigen Pumpen, die normalerweise vollgelaufene Keller vom Wasser befreien, holten sie Wasser aus der Murr und pumpten es ins Biotop. Schon um kurz nach zehn Uhr schaute Steffen Hoffmann vom THW Backnang zufrieden auf den Pegelstand, den ein Sensor im Biotop misst: „Wir pumpen erst seit 20 Minuten, und der Wasserstand ist schon fünf Zentimeter höher. Wir werden die Pumpen bis etwa 16 Uhr laufen lassen, bis dahin schaffen wir vielleicht an die 2500 Kubikmeter Wasser.“

Vor allem für Amphibien ist die Pfaffenrinne ein regelrechtes Paradies. Erdkröten und Grasfrösche haben ihre Wanderung so gut wie abgeschlossen und fleißig gelaicht. Zum aktuellen Stand haben die knapp 50 freiwilligen Helfer vom Nabu an den eigens aufgestellten Amphibienzäunen rund 5000 Tiere eingesammelt und über die Landesstraße in das Biotop gebracht, damit sie mit dem Laichen beginnen können. Aber auch für andere Tierarten ist das im Jahr 2013 angelegte Areal lebenswert: Es sind hier beispielsweise viele Eisvögel und Gänsesäger unterwegs, auch Wasserfledermäuse und Große Feuerfalter kann man beobachten.

Die Murr spült Sand in das Biotop

Dass das so bleibt, ist nicht selbstverständlich. Das Hauptproblem des Gewässers: Es droht zu verlanden. Die Trockenperioden in den vergangenen Jahren und die – mangels Schnee – wieder einmal ausbleibende Schneeschmelze sind dafür nicht die einzigen Gründe. „Das Einlaufbauwerk entspricht nicht wirklich der Gewässerdynamik“, sagte Tobias Großmann vom Stadtplanungsamt Backnang. Da das Biotop auch als Becken zum Hochwasserschutz geplant war, bringt die Murr nur ab einem gewissen Pegelstand Wasser in die Pfaffenrinne. Dann bringt sie mit viel Druck jede Menge Sand mit, der sich dann im Biotop absetzt.

Auch das schnell wachsende Schilf trägt dazu bei, dass aus dem Gewässer mehr und mehr ein Schlammgebiet zu werden droht. „Wie jedes Biotop braucht auch die Pfaffenrinne Pflege“, erklärte Jürgen Ehrmann, Vorstandsmitglied des Nabus Backnang. Auch Trockenmauern oder Feuchtwiesen am Leben zu erhalten, brauche Arbeit. „Und die Pfaffenrinne ist auch ein Erholungsgebiet, es gibt hier Natur direkt vor der Haustür. Erst gestern war ein Kindergarten da“, schwärmte er.

In Backnang gibt es einen runden Tisch zu den Biotopen

Im Februar des vergangenen Jahres wurden hier Schilf und Weiden entfernt und Vertiefungen ausgebaggert. Denn mit weniger Vegetation wird weniger Feuchtigkeit aus dem Boden gezogen und weniger Biomasse fällt an, die zur Verlandung beiträgt. Für fünf Jahre würden die Maßnahmen wirken, hieß es damals. „Vergeblich war das nicht, vielmehr dringend notwendig“, sagte Großmann. Tatsächlich sind die ausgebaggerten Stellen quasi die einzigen, die vor der Pumpaktion noch Wasser führten. Auch in diesem Jahr wird das Schilf wohl wieder zurückgeschnitten werden müssen.

In Backnang existiert ein runder Tisch zum Biotopverbund, in dem neben ehrenamtlichen Naturschützern auch Behörden und Verbände sowie Landwirte vertreten sind. „Wir sind zum Beispiel über die Beobachtungen der Ehrenamtlichen wirklich dankbar und lassen sie in unsere Planungen einfließen“, betonte Tobias Großmann.

Er rechnet damit, dass im Herbst das THW erneut anrücken muss, um Wasser in das Biotop zu pumpen. Doch das ist freilich keine Lösung auf Dauer. Derzeit wird laut Großmann diskutiert, ob man die Pfaffenrinne gewissermaßen an das Grundwasser anschließen könnte. Eine Alternative wäre, flussabwärts einen anderen Einlauf zu bauen, der das Biotop an die Murr anschließt, ohne dass diese ständig Sand nachträgt.

Wie auch immer die Lösung aussieht: Die Beteiligten hoffen, dass die Pumpaktion den Wasserstand so lange wie möglich nach oben gebracht hat. „Wir werden den Pegel die nächsten Wochen im Auge behalten“, versprach Steffen Hoffmann vom THW. Auch wegen der Wetterlage ist es wichtig, dass sich das Wasser so lange wie möglich hält. Denn bald droht der nächste Frost – und besonders der Laich des Grasfrosches wäre bei Niedrigwasser dann in Gefahr. „Deren Bestände brechen sowieso in ganz Deutschland massiv ein“, erklärte Marion Schieber-Stitz vom Nabu. Sie hofft, dass Biotope wie jenes in der Pfaffenrinne helfen, die Population wieder zu steigern. „Gerade die Lage am Waldrand ist hier ideal – im Wald sind die Tiere weitgehend vor Pestiziden geschützt.“