Joshua Kimmich hat sich mit dem Coronavirus infiziert. Foto: dpa/Federico Gambarini

Gute Impfnachrichten wirkten nur kurz als Bayern-Booster: Joshua Kimmich und Eric Maxim Choupo-Moting sind positiv auf Corona getestet worden.

München - Noch eine Frage zu Corona? „Dann gehen wir“, sagte Julian Nagelsmann, steckte die Hände in die Taschen seines beigefarbenen Wintermantels und stapfte nach dem Champions-League-Erfolg in Kiew am Dienstagabend lachend davon. Seit Mittwoch ist klar: Es werden noch unzählige Fragen zu COVID-19 auf ihn einprasseln - denn Impfskeptiker Joshua Kimmich ist positiv getestet worden, und auch Eric Maxim Choupo-Moting wurde vom deutschen Rekordmeister als weiterer Corona-Fall bestätigt.

„Joshua Kimmich befindet sich in häuslicher Isolation, nachdem er positiv auf das Coronavirus getestet worden ist. Dem Mittelfeldspieler des FC Bayern geht es gut“, teilte sein Klub am Mittwochabend in dünnen 24 Worten mit.

Als ungeimpfte Kontaktperson eines Corona-Infizierten hatte sich Kimmich zuletzt ohnehin in Quarantäne befunden und das Derby beim FC Augsburg (1:2) sowie das Königsklassen-Gruppenspiel bei Dynamo Kiew am Dienstag (2:1) verpasst.

Hansi Flick war guter Hoffnung

Kurios: Kurz vor der Kimmich-Neuigkeit, die sich rasant verbreitete, hatte sich noch angedeutet, dass dieser unmittelbar vor einer Immunisierung steht. „Ich denke, dass es bei Jo in die Richtung geht, dass er sich impfen lässt“, sagte Bundestrainer Hansi Flick am Mittwochnachmittag: „Es ist in Zukunft auch nicht mehr anders möglich, denke ich.“

Er habe mit Kimmich gesprochen, berichtete der Bundestrainer in einer Videoschalte aus London: „Es war ein sehr gutes Gespräch, eine Tendenz habe ich gesehen. Ihn beschäftigt das sehr.“ Auch sei es falsch, Kimmich „an den Pranger zu stellen“ - dies lenke davon ab, dass in Deutschland „vieles besser laufen müsste“, so Flick.

Kimmich hatte im Oktober bei Sky erklärt, warum er sich bisher gegen eine Impfung entschieden hat: „Weil ich einfach für mich warten will, was Langzeitstudien angeht. Trotzdem bin ich mir meiner Verantwortung bewusst.“

Kimmich muss ab dem Zeitpunkt seines positiven Tests 14 Tage in häuslicher Isolation bleiben, kann sich aber mit einem negativen PCR-Test freitesten. Aller Wahrscheinlichkeit wird er das Bundesliga-Topspiel gegen Borussia Dortmund am 4. Dezember verpassen. Der offensichtlich ebenfalls ungeimpfte Stürmer Choupo-Moting, als Kontaktperson ebenfalls in Quarantäne, bleibt vorerst in Isolation.

„Habe keine Angst oder Respekt davor“

Wenige Stunden zuvor in Kiew hatte es noch wirklich positive Nachrichten für die Bayern gegeben. Allen voran über Serge Gnabry und Jamal Musiala, die sich nun wohl doch zumindest einmal haben impfen bzw. boostern lassen.

Auch deswegen schien Nagelsmann vorerst seinen Frieden gemacht zu haben mit dem ganzen Pandemie-Drama. Einem anderen Aufreger blickte er gelassen entgegen.

„Ich werde hingehen, ich habe keine Angst oder Respekt davor“, sagte er über die Jahreshauptversammlung des Klubs, wo am Donnerstag (19.00 Uhr) weiterer Krach droht. Einige kritische Mitglieder wollen das Ende des Katar-Sponsorings erzwingen. „Das ist kein Nebenkriegsschauplatz“, betonte Nagelsmann vor seinem ersten „Parteitag“.

Lewandowski mit Traumtor

Dass er die Rückreise aus dem winterlichen Kiew derart entspannt antrat, hatte gute Gründe. Zuvorderst das 2:1 (2:0) seiner Rumpfelf mit dem Traumtor von Robert Lewandowski (14.). Der damit gesicherte Gruppensieg beschert den Bayern bei der Achtelfinal-Auslosung am 13. Dezember einen vermeintlich leichteren Gegner.

Einmal in Plauderlaune, bestätigte Nagelsmann auch die Lohnstreichungen für seine Quarantäne-Profis, denen unfreiwillig in der letzten Woche die Schlagzeilen gehörten. „Wenn die Zahnarzthelferin ausfällt, darf der Zahnarzt auch die Gehaltszahlung stoppen“, sagte der 34-Jährige. Er könne „den Verein verstehen, der von seinem Recht Gebrauch macht“. Er verstehe aber auch die Spieler und versuche, „in der Gemengelage als Verbindungstyp zu fungieren. Ich glaube, das klappt ganz gut“.

Wie schwer die Dauer-Unruhe auf den Stars lastete, ließ Manuel Neuer durchblicken. „Wir haben die Nebensächlichkeiten ausgeblendet, was nicht ganz einfach ist“, sagte der Kapitän erleichtert. „Wir haben gebissen“, lobte Nagelsmann seine Eistänzer um Fallrückzieher-Torschütze Lewandowski nach dem Schneewalzer am Dnjepr, und blickte zuversichtlich auf die kommenden Prüfungen.

Zunächst auf die JHV. Mitglied Michael Ott will seinen vom Verein abgelehnten Antrag zum Katar-Ausstieg notfalls spontan einbringen, braucht dafür aber 75 Prozent Zustimmung. Er wirft den Bayern „Feigheit“ und eine „Hinhaltetaktik“ vor.

Danach, am Samstag (18.30 Uhr) gegen Arminia Bielefeld, „müssen wir gewinnen“, betonte er - und Schwung holen für den Klassiker in Dortmund. Ohne Kimmich.