Biathlon-Fans feiern alle und alles – auf der Tribüne grenzt Deutschland direkt an Norwegen, und angefeuert werden die Sporttreibenden aus allen Nationen. Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Annegret Kramp-Karrenbauer hat es in diesen Tagen nach ihrem angekündigten Rücktritt als CDU-Chefin nicht leicht. Sie sollte deshalb wie Italiens Regierungschef Giuseppe Conti unbedingt nach Antholz kommen. Auch wegen der Fans, wie unsere Bildergalerie beweist.

Antholz - Für finale Wochenende der Biathlon-WM hat sich Italiens Regierungschef Giuseppe Conte in Antholz angekündigt. Politiker mischen sich gern unters gemeine Volk, wenn sie sich im Lichte anderer wärmen können. Die Sonne scheint meistens in Antholz, doch Dorothea Wierer, gebürtige Antholzerin, hat die Intensität ein paar Stufen höher gedreht mit ihren Goldmedaillen in der Verfolgung und im Einzel, außerdem hat die Azzurri-Staffel im Mixed-Wettbewerb Silber geholt. Da ist es eine angenehme Pflicht für einen Politiker, sich dort zu präsentieren, wo man mit fast 100-prozentiger Sicherheit gefeiert wird. Biathlon-Fans feiern eigentlich alles und alle – soziologisch sind sie eine Art Sport-Kommunsten, also Mitglieder einer klassenlosen Gesellschaft, in der alle gleich sind.

Ohne Klassenunterschiede geht es in Antholz nicht zu, es sind nicht nur Proletarier, die an der Strecke stehen, Glocken läuten und mit Knarren lärmen, die sich im Festzelt bei Stimmungsmusik vergnügen und mitgebrachten Schnaps oder Loipenmilch trinken, damit die Stimmbänder nicht gefrieren. Es hat auch Aristokraten, und zwar erster, zweiter und dritter Klasse. Die ersten haben Zutritt ins Vip-Zelt beim Schießstand, wo es gratis Speis und Trank gibt. Die zweiten dürfen in diesem Zelt sogar in den ersten Stock steigen, wo es noch feinere Sachen gibt und jeder einen reservierten Tisch besitzt. Die dritten halten sich in einer Lounge in der Arena auf, sie werden bestens verköstigt und nennen gar eigene Sitzplätze auf der Tribüne ihr eigen. Das mögen zweifellos fühlbare Unterschiede sein, doch eines eint sie: Sie sind Biathlon-Fans und feiern alles und alle.

Deutsche Politiker haben sich nicht in der Südtirol Arena angekündigt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier reist am Sonntag lieber nach Kenia und dann weiter in den Sudan, er mag es lieber etwas wärmer. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel lässt die Biathlon-WM links liegen, die für sie sicherheitshalber reservierte Suite in einem Hotel bleibt leer. Oder doch nicht? Vielleicht entschließt sich Annegret Kramp-Karrenbauer noch ganz fix für eine Reise nach Südtirol. Denn eines ist bei den Fans in Antholz sicher im Gegensatz zur CDU: Alle würden ihr zujubeln.