Endlich eine Einzel-Medaille: Vanessa Hinz war in Antholz überglücklich und umarmte fast jeden, den sie kriegen konnte. Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Biathletin Vanessa Hinz stand erst zweimal als Einzel-Athletin auf dem Podium – nun holt sie bei der WM überraschend Silber im Einzel. Und das will sie gebührend feiern.

Antholz - Vanessa Hinz drückte so ziemlich jeden an sich, den sie kriegen konnte. Ihre Schwester Victoria, ihre Kollegin Denise Herrmann. Für die Biathletin vom Schliersee hatte sich ein Wunsch erfüllt, den sie schon seit Jahren mit sich herumgetragen hat. Mit ihren 27 Jahren hatte sie zwar schon sieben internationale Medaillen gesammelt, darunter fünf in Gold, doch allesamt mit der deutschen Staffel. Ein Einzeltitel, der jeden Biathleten adelt, der fehlte noch. Bis zum Dienstag. Im Einzel über 15 Kilometer verdiente sich Vanessa Hinz die Silbermedaille, ihr zweites WM-Gold von Antholz sicherte sich Lokalmatadorin Dorothea Wierer, die 2,2 Sekunden schneller war.

„Wahnsinn! Großartig!“, freute sich die Bayerin, „man träumt immer von einer Medaille, heute hatte ich das Gefühl, es könnte reichen.“ Lange stand ihr Name ganz oben auf der Ergebniswand, doch Doro Wierer, die sich mit zwei Fehlschüssen eine Niete mehr als die Deutsche leistete, brachte ihren knappen Vorsprung nach dem letzten Schießen ins Ziel. „Ich saß in der Umkleidekabine, ich habe das gar nicht mitbekommen“, sagte Hinz, „ich habe nur gezittert, dass ich auf jeden Fall eine Medaille bekomme.“

Der Winter begann ganz schrecklich für Hinz

Das Zittern war nicht vergebens, doch eigentlich war nicht unbedingt damit zu rechnen, dass Vanessa Hinz in Antholz eine Einzel-Medaille gewinnen würde. Eine Denise Herrmann, die dann auch Vizeweltmeisterin in der Verfolgung wurde, hatte jeder auf der Favoritenrechnung. Aber nicht eine Vanessa Hinz, die in diesem Winter nicht restlos überzeugen konnte – nie unter den Top Fünf in einer Einzel-Entscheidung, Achte, Zwölfte, Fünfzehnte, und so weiter bis Platz 64 im Sprint in Le Grand Bonand. Mal waren es zu viele Schießfehler, mal war es eine nur mäßige Zeit auf der Strecke. Es passte nie zusammen, die Zweifel schmerzten, und manchmal flossen auch Tränen. Nach dem Jahreswechsel ging es aufwärts, langsam und sicher – zur WM fing sich Vanessa Hinz, Platz fünf in der Verfolgung mit einem Schießfehler brachten das Selbstvertrauen zurück.

„Es ist schon etwas ganz Besonderes“, sagte die 27-Jährige, „alleine auf dem Podium zu stehen, nicht mit der Staffel – weil man ganz alleine etwas erreicht hat.“ Für die Zollbeamtin war es erst das dritte Mal, dass sie als Einzel-Sportlerin auf dem Podium stand – und dann bei der WM. „Vizeweltmeisterin, das hört sich geil an“, sagte sie und war sich sicher, diesen besonderen Tag entsprechend zu feiern. „Ich bin eine, die ist immer für einen Gin Tonic gut.“