Der Münsterer Mal Hasaj (links) bekommt es mit Obertürkheims Tim Wagner zu tun, dem sein Mitspieler Patrick Teuber auch noch zur Hilfe eilt. Nach 90 Minuten siegte Obertürkheim verdient mit 2:0. Foto: Florian Gerlach Quelle: Unbekannt

Münster - Ist der TSV Münster überhaupt noch zu retten? Diese Frage stellt sich nicht erst seit dem gestrigen Heimspiel gegen den VfB Obertürkheim. Dem Team von Trainer Sinan Can ist es nämlich auch im elften Anlauf nicht gelungen, den ersten Saisonsieg einzufahren. Das Schlusslicht verlor verdient mit 0:2 (0:0) und ließ die Qualität für die Bezirksliga vermissen.

Von Torsten Streib

Seit der Saison 2009/10 sind die Münsterer - abgesehen von einem schnelllebigen Ausflug in die Landesliga - fester Bestandteil der Bezirksliga Stuttgart. Doch der TSV droht der „Bezirksliga-Familie“ nach dieser Saison verloren zu gehen. Wie in so vielen Spielen in dieser Runde hielt das Team gegen den VfB Obertürkheim zwar kämpferisch sehr gut dagegen, doch Kampf ist eben nicht alles im Fußball. Es fehlt der Elf an den Fähigkeiten, ein Spiel auch nach vorne zu gestalten beziehungsweise sich Chancen zu erarbeiten. Einzige Aktion, die dem Obertürkheimer Anhang den Atem stocken ließ, war gestern in der 74. Minute. Mirlind Kamberi - einsatzfreudig, aber häufig übermotiviert - kam nach dem einzigen Stellungsfehler der VfB-Hintermannschaft während der 90 Minuten aus halbrechter Position rund neun Meter vor dem Tor zum Abschluss. Doch der ansonsten erkältungsgefährdete Schlussmann Carlos Babo war mit einer Glanzparade auf dem Posten. „Ich kann meiner sehr jungen Truppe erneut keinen Vorwurf machen. Doch man darf nicht vergessen, wie viele gute Spieler uns verletzungsbedingt fehlen oder wir in der Vergangenheit verloren haben. Diese Erfahrung und Cleverness, die können viele im Team aufgrund ihres Alters noch gar nicht haben“, sagte TSV-Trainer Sinan Can, dem durchaus bewusst ist, dass „der Klassenerhalt eine ganz, ganz schwere Sache werden wird, aber wir gehen den Weg mit den Young Boys weiter und geben nicht auf“. Der Coach schreckt aber auch vor unpopulären Entscheidungen nicht zurück. Bereits nach 17 Minuten holte er gestern Ismet Alkan vom Feld und brachte dafür Stipe Mocan, eigentlich ein Akteur aus der Zweitvertretung. „Er hat mir zu viel lamentiert, anstatt sich in den Dienst der Mannschaft zu stellen.“

Rein rechnerisch ist für Münster freilich noch alles drin - die Konkurrenz kommt auch nicht vom Fleck. Zum rettenden Ufer beträgt der Rückstand „nur“ fünf Punkte. Aber dafür muss der TSV bis zur Winterpause irgendwie noch punkten, darauf hoffen, dass dann wieder einige Verletzte fit werden oder man den Kader noch verstärken kann.

Die Gäste aus Obertürkheim sind indes durch den zweiten Sieg in Serie auf Tabellenplatz fünf geklettert. „Super ist, dass wir nun schon zwei Mal in Folge zu null gespielt haben“, war VfB-Spielertrainer Stefan Schullehner nach der Partie zufrieden. Diese Zufriedenheit entwickelte sich aber erst im Laufe des Spiels. Die Obertürkheimer, die auf ihre gefährlichen Toreproduzenten Patrick Weigl (Urlaub) und Steffen Fenchel (Muskelprobleme) verzichten mussten, hatten zwar in der ersten Hälfte ein Übergewicht und die ein oder andere Möglichkeit, doch spielerisch ging auch viel daneben. Auch Schullehner in der Dreierkette erwischte nicht seinen besten Tag. „Im Aufbau sind mir viele Bälle misslungen und auch sonst haben wir uns im Mittelfeld häufig verzettelt. Nach der Pause wollten wir schneller in die Tiefe spielen. Der Treffer unmittelbar nach Wiederbeginn hat uns natürlich in die Karten gespielt.“ Dieser fiel in der 48. Minute durch den engagierten Patrick Teuber, der in der Mitte aus acht Metern recht frei zum Abschluss kam. Vorausgegangen war ein schöner Spielzug über Schullehner, Christoph Stegbauer und Marc Rottmeier. Nach der Führung hatten die Gäste mehr Räume. Mit wenigen Ausnahmen machten sie aber nichts daraus. Mussten sie aber auch nicht, weil die Gastgeber - außer in besagter 74. Minute - dem VfB-Tor nicht wirklich angsteinflößend nahe kamen. Den Deckel auf die Partie machte letztlich Christoph Stegbauer (84.) im zweiten Versuch, nachdem er von Michael Schmitt gut in Szene gesetzt wurde.

TSV Münster: Chandolias; Weinhardt, Hasaj, Schuch, Seybold, Reu, Hetzel, Alkan (17. Mocan), Smolcic, Stanka, Kamberi.

VfB Obertürkheim: Babo, Kaiser (77. Philipp Stegbauer), Schullehner, Pereira, Wagner, Schmid, Christoph Stegbauer (90. Ajolbek), Fröschle, Teuber, Tzalidis (64. Özcerkez).

Tore: 0:1 Teuber (48.), 0:2 Christoph Stegbauer (84.).

Besondere Vorkommnisse: keine.