Die Betrüger geben an, das angeforderte Geld über PayPal bezahlt zu haben. Foto: dpa/Lukas Schulze

Mit der PayPal-Masche versuchen Kriminelle Kleinanzeigenverkäufer abzuziehen. Auch unsere Videoproduzentin ist fast auf einen Betrüger hereingefallen. Wir zeigen beispielhaft, wie die Masche funktioniert und wie man sich vor einem Betrug schützen kann.

Stuttgart - Konzerttickets, Möbel oder Immobilen: Auf eBay Kleinanzeigen können Nutzer anderen Interessenten die diversesten Dinge zum Verkauf anbieten – ganz gleich ob neu oder gebraucht. Besonders während der Pandemie wuchs das Interesse an der Online-Plattform: 2021 verbuchte eBay Kleinanzeigen pro Monat rund 35 Millionen Besucher auf der Webseite. Doch unter ihnen sind nicht nur Käufer und Verkäufer mit ernsten Absichten; darunter mischen sich auch hinterlistige Betrüger.

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Unsere Videoproduzentin Sandra wurde von einem Solchen auf trügerische Weise angeschrieben und wäre beinahe auf seinen Trick hereingefallen. Wie die Betrüger sich das Vertrauen der Nutzer erschleichen und wie auch Sie derartige Maschen frühzeitig erkennen können, erfahren Sie hier.

Angebliche Bezahlung über PayPal

Das Landeskriminalamt Niedersachsen warnte bereits im Juni 2021 vor Kleinanzeigenbetrügern: Sie hätten immer wieder Hinweise auf eine Masche bekommen, die in den Portalen die Runde macht. Bezahlt werden soll das Geld dabei immer über PayPal. Wie auch bei Sandra lief die Masche bei diesen Nutzern immer ähnlich ab:

Ein angeblicher Interessent bekundet sein hohes Interesse an einem eingestellten Produkt und akzeptiert die Ware ungeprüft. Den Kontakt zum Verkäufer nehmen sie häufig über Messenger Dienste wie WhatsApp auf. Da sich der angebliche Käufer nicht in Deutschland befinde, soll der Verkäufer das Produkt direkt an eine Dritte Person schicken. Diese soll das Produkt als Geschenk erhalten. Zudem bittet der Betrüger als besondere Überraschung einen Gutschein in das Paket einzulegen, häufig von Anbietern wie iTunes, Google oder Amazon. Die Summe aus dem verkauften Produkt, dem Gutschein plus eine Aufwandsentschädigung würde der Betrüger dem Verkäufer per PayPal überweisen.

Nur ist das bei der Betrugsmasche nicht der Fall. Stattdessen bereichert sich der der Betrüger an dem Gutscheincode; ein Geldaustausch findet nie statt.

Der Fall von Sandra: WhatsApp Chat und E-Mails

Auch bei Sandra stellte der Betrüger den Kontakt per WhatsApp her. Sie stellte nach Weihnachten das Twitter Tagebuch von Jan Böhmermann bei eBay Kleinanzeigen zum Verkauf für zehn Euro ein. Er schrieb ihr, dass er aus beruflichen Gründen gerade in Texas ist und bat Sandra das Buch samt einer Überraschung – einem iTunes Gutschein von Aldi in Höhe von 200 Euro – zu seiner Cousine in Deutschland zu schicken. Die Adresse der Cousine reichte er erst auf mehrmalige Nachfrage nach. Sandra würde dafür eine Aufwandsentschädigung von 20 Euro erhalten.

Auf die Bitte, ihr das Geld zu überweisen, bevor sie den Gutschein kauft, erhielt Sandra eine erste Mail. Der Absender: Angeblich PayPal. Laut dieser Nachricht soll sie ein Bild sowie eine Quittung der Geschenkkarte senden. Das angeforderte Geld sei vom Konto des Verkäufers abgebucht worden und würde ihr unmittelbar nach Erhalt des Bildes freigegeben werden. Außerdem stand in der Mail der Hinweis, dass Rückfragen nur an die angegebene Mail geschrieben werden können. In der Mail befanden sich einige Rechtschreibfehler.

Sandra tritt von der Transaktion zurück

Spätestens hier wurde Sandra hellhörig. Als sie dem Betrüger schrieb, dass sie von der Transaktion zurücktreten wird, da sie kein gutes Gefühl bei der Sache hat, erhielt sie eine zweite E-Mail vom angeblichen PayPal Absender. In dieser wurde ihr mit rechtlichen Maßnahmen und Konsequenzen gedroht, sollte sie die Geschenkkarte nicht kaufen. Sandra blockierte die Nummer auf WhatsApp. Eine weitere Mail erhielt sie nicht; rechtliche Folgen blieben aus.

Den genauen Chat zwischen Sandra und dem Betrüger können Sie in unserer Bildergalerie sehen. Klicken Sie sich durch!

Hätte Sandra ein Bild der Geschenkkarte samt Gutscheincode verschickt, hätte der Betrüger die Karte sofort einlösen können. Andere Verkäufer, die auf die Masche hereingefallen sind, berichten von einem Kontaktabbruch seitens des Betrügers direkt nach dem Erhalt des Bildes.

Wie kann man sich vor derartigen Maschen schützen?

Bereits wenn angebliche Käufer darum bitten, einen Geschenkgutschein beizulegen, sollten Nutzer also hellhörig werden. Das Landeskriminalamt Niedersachsen rät dazu, grundsätzlich keine Guthaben-Codes an unbekannte Personen zu versenden, weder als Karten noch per Mail. Da die Betrüger häufig über Messenger Dienste kommunizieren, bietet es sich zudem an, die Nummer zu googeln. In Sandras Fall war die Telefonnummer von einem nigerianischen Anbieter. Womöglich lassen sich bei ersten Recherchen Hinweise auf einen Betrug finden.

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Zudem sollten die erhaltenen E-Mails sowie der Absender genau überprüft werden. Ein Logo von PayPal in der Mail allein lässt nicht direkt auf einen verifizierten Account schließen; die Adresse ist entscheidend. Im Fall von Sandra wurden die E-Mails von einem Gmail-Konto verschickt, das sich als verifizierter PayPal-Service ausgab.

Wer dennoch auf die Masche hereingefallen ist, kann beim Guthabenanbieter prüfen, ob man die gekaufte Karte noch sperren lassen kann. Zusätzlich sollte Anzeige bei der örtlichen Polizeistelle erstattet werden.