Weniger Komponentenfertigung auslagern – mehr selbst produzieren. Diese Strategie mahnen Daimler-Betriebsräte beim Vorstand an, um die eigene Beschäftigung zu sichern. Offenbar ist das Management schon auf dem Weg.
Sindelfingen - Die Daimler-Betriebsräte dringen in der Transformation auf eine Kehrtwende. Der designierte Gesamtbetriebsratschef Ergun Lümali fordert vom Vorstand, die Auslagerungspolitik zu beenden und weitere Zukunftstechnologien zum Stuttgarter Autobauer zu holen.
„Wir wollen nicht nur die Aufbauwerke, sondern auch unsere Powertrain-Standorte wie Untertürkheim, Berlin und Hamburg stärken – die Kompetenz und die Fertigungstiefe für die Elektromobilität sollen nicht nur über Zulieferer, sondern eher bei uns in den Werken erzeugt werden“, sagte Lümali unserer Zeitung.
„Niemand darf unter die Räder kommen“
Dabei sei nicht nur der elektrische Antriebsstrang gemeint. „Wir wollen auch die Komponenten bis hin zu Batteriefertigung nach und nach selbst bauen.“ Es sei eine große Herausforderung für diese Standorte, „die Transformation so zu meistern, dass niemand von den Beschäftigten unter die Räder kommt“.
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Der Betriebsrat werde zwar „dicke Bretter bohren müssen“, sagt Lümali, doch sei er „sehr zuversichtlich, dass die weltwirtschaftliche Situation eher für uns spricht“. Die Lieferengpässe machten es dem Unternehmen seit eineinhalb Jahren nicht einfacher. Somit sei er „davon überzeugt, dass die Vorstände darüber nachdenken“. Es sei zu erkennen, dass deren Sicht auf Fremdvergaben „nicht mehr so hart versiegelt bleibt“.
Elektromotoren sollen aus Untertürkheim kommen
Schon zuvor hat der Betriebsrat des Mercedes-Werks Untertürkheim verlangt, dass zur Sicherung der Beschäftigung auch Elektromotoren an diesem großen Standort produziert werden. Bisher bezieht die Marke mit dem Stern die E-Motoren von Zulieferern. Im vergangenen Monat wurde jedoch entschieden, dass im Berliner Mercedes-Werk künftig Hochleistungs-Elektromotoren für die Tuning-Tochter AMG in Affalterbach hergestellt werden. Der Untertürkheimer Betriebsratschef Michael Häberle wertet dies als Wendepunkt – damit gebe es „keinen Grund mehr, nicht auch Elektromotoren für kommende Generationen der Kompakt- oder Mittelklasse inhouse zu produzieren“, sagt er unserer Zeitung.
Wahl der neuen Gesamtbetriebsräte
Lümali will an diesem Mittwoch für die Mercedes-Benz Group zum Vorsitzenden des Gesamtbetriebsrats gewählt werden, während der bisherige Daimler-Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht diese Funktion bei Daimler Truck übernehmen soll. Häberle soll stellvertretender Vorsitzender von Lümali werden.
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