Es mangelt zunehmend an Personal in den Kindergärten. Foto: Archiv (dpa/Uwe Anspach)

Der Mangel an Erzieherinnen in Marbach ist so groß, dass bei der Ganztagsbetreuung Abstriche gemacht werden. Viele Eltern stehen nun vor einem Dilemma.

Das Problem hat Marbach keinesfalls exklusiv, aber momentan sind die Auswirkungen in der Schillerstadt besonders alarmierend. „Wir haben keinen Mangel, sondern einen Notstand“, sagte die Erste Beigeordnete Franziska Wunschik nun im Gemeinderat im Hinblick auf die Situation bei den Erzieherinnen. Die Schließung von Einrichtungen habe man zwar abwenden können, betonte Wunschik, doch bei der Ganztagesbetreuung hat die Stadt Konsequenzen ziehen müssen. An drei Kindergärten und bei einer Kita seien mittlerweile die Öffnungszeiten von zehn auf acht Stunden reduziert worden, sagte der Marbacher Bürgermeister Jan Trost.

Frauen stehen „mit dem Rücken zur Wand“

Ein Umstand, über den die Eltern alles andere als glücklich sind. „Das betrifft ungefähr 150 Familien“, erklärte eine Vertreterin der Mütter und Väter im Gemeinderat. Sie sagte, dass man auf das Angebot angewiesen sei, das Berufsleben entsprechend daran ausgerichtet habe. Gerade Frauen, die nach der Babypause in den Job zurückgekehrt seien, stünden „jetzt mit dem Rücken zur Wand“, meinte sie und wollte von der Stadtverwaltung wissen, ob Ideen entwickelt worden seien, die das Dilemma beseitigen könnten. Die Eltern selbst regten unter anderem an, sofern möglich, einzelne Betreuungsplätze zu teilen, sodass beispielsweise das eine Kind das Ganztagsangebot an zwei, ein anderes es an den restlichen Tagen der Woche in Anspruch nimmt. Ein weiterer Vorschlag lautete, vielleicht verschiedene Gruppen zu den Randzeiten zusammenzulegen.

Stadt will Erzieherinnen nicht vergraulen

Die Kindergartenfachberaterin Elke Vogelsang-Haase versicherte daraufhin, all solche Überlegungen durchgespielt zu haben. Man versuche, die personellen Ressourcen zu nutzen, hin und wieder wechsele auch eine Mitarbeiterin die Gruppe, wenn es irgendwo klemme. „Wir wissen aber alle, wie schwierig es ist, jemanden gegen seinen Willen zu versetzen“, betonte Vogelsang-Haase. Dann würden Erzieherinnen vergrault. Und das dürfe man nicht riskieren. Entscheidend sei zudem das Wohlergehen der Kinder. Die Mädchen und Jungs bräuchten feste Bezugspersonen. „Man kann die Kinder nicht einfach hin- und herschieben“, sagte.

Möglichkeiten sind ausgeschöpft

Die Stadtverwaltung machte zudem wenig Hoffnung, dass sich die Lage auf dem leergefegten Erzieherinnenmarkt so schnell ändert. „Langfristig ist es uns wichtig, dass wir erst mal das, was wir jetzt haben, auch stabil halten können. Denn es wird nicht einfacher werden“, sagte Vogelsang-Haase. „Wir kriegen kein Personal. Wir haben schon alle unsere Möglichkeiten ausgeschöpft“, beteuerte Franziska Wunschik.

Mit großer Anstrengung die Öffnungszeiten einhalten

Ebenfalls angespannt, aber nicht ganz so dramatisch wie in Marbach ist die Lage zurzeit in Steinheim. „Wir haben auch einen Personalmangel und müssen darum kämpfen, die Öffnungszeiten aufrechterhalten zu können. Toi, toi, toi gelingt uns das momentan im Großen und Ganzen auch“, sagte Ramona Senghaas, Amtsleiterin für den Sektor Politik, Bildung & Bürger. Phasenweise habe man in der Vergangenheit im Ganztagsbereich jedoch Einschnitte machen müssen. Statt zehn Stunden hätten Kinder lediglich acht oder sieben Stunden betreut werden können. Hierbei hätten allerdings auch coronabedingte Ausfälle bei den Erzieherinnen eine Rolle gespielt, sagte Senghaas.

Alleine auf Engpässe beim Personal sei es indes zurückzuführen gewesen, dass es zwischenzeitlich bei den Verlängerten Öffnungszeiten Einschränkungen gegeben habe. Statt sieben Stunden wie üblich hätten sich Erzieherinnen nur sechs Stunden um die Mädchen und Jungs kümmern können.