Das Köstliche Fensterblatt wächst im Amazonienhaus an den Felsen. Foto:  

In der Wilhelma wachsen mehr als 8500 verschiedene Pflanzenarten- und -sorten. Darunter auch Exemplare mit ganz besonderem Namen. Wir zeigen, welche das sind.

Wer durch die Wilhelma geht, der wird ab und an erstaunt sein, was es für Namensbezeichnungen für Pflanzen gibt. Bei der Fülle an Pflanzen ist das auch kein Wunder. Wir stellen die 5 kuriosesten Exemplare vor und erklären, woher sie ihren besonderen Namen haben.

Das Köstliche Fensterblatt

Das Köstliche Fensterblatt. Foto: Wilhelma

Das Köstliche Fensterblatt heißt mit Gattungsnamen Monstera. In der Wilhelma gibt es die Pflanze Monstera deliciosa, die im aktuellen Zander-Handwörterbuch der Pflanzennamen als Großes Fensterblatt bezeichnet wird. Die immergrüne, tropische Kletterpflanze kann über fünf Meter hoch werden. Die Blätter sind ledrig und elliptisch geformt. Erkennbar ist das Fensterblatt an den vielen länglichen Löchern, die quer zum Stiel verlaufen. Und diese Form hat auch zum deutschen Namen Fensterblatt geführt. Diese Löcher haben übrigens einen ganz praktischen Nutzen, wie die Gärtner wissen: Sie verhindern ein Einreißen bei tropischem Platzregen oder auch starkem Wind. Mit ihren Luftwurzeln kann sie sich an Bäumen festklammern, aber auch Wasser und Nährstoffe aufnehmen. Das Fensterblatt ist auch hierzulande eine sehr beliebte Zimmerpflanze. Sie wird in Europa seit dem 19. Jahrhundert kultiviert. Sie ist in Mexiko beheimatet. Die Pflanze blüht weiß von Juni bis September. Sie ist in der Wilhelma im Amazonashaus bei der Felslandschaft zu finden.

Der Kanonenkugelbaum

Der Kanonenkugelbaum. Foto: Wilhelma

Der Kanonenkugelbaum (Couroupita guianensis) ist als Name nicht im Zander-Handwörterbuch der Pflanzennamen zu finden. Doch die Botaniker der Wilhelma stellen sie auch auf ihrer Homepage vor. Die Pflanze ist hinter dem Eingang des Amazonashauses zu sehen. Sie kann nach Angaben Stuttgarter Botaniker bis zu 35 Meter hoch werden. Ihr ungewöhnlicher Name bezieht sich auf seine bräunlichen Früchte, die oft bündelweise in Form von großen Kugeln am Baum wachsen. Die Kugeln riechen den Pflanzenexperten zufolge faulig und haben einen Durchmesser von bis zu 25 Zentimetern. Sie sind laut Wilhelma essbar, aus ihnen werden Pasten und Getränke hergestellt. Die so genannten „Kanonenkugeln“ entwickeln sich aus auffälligen, orangeroten Blüten, die etwa fünf bis sechs Zentimeter groß sind und angenehm riechen. Der Geruch soll Fledermäuse zur Befruchtung anlocken. Der Baum ist zur Hälfte immer grün. Mehrmals im Jahr wirft er seine alten Blätter ab. Beheimatet ist der Kanonenkugelbaum in Süd- und Zentralamerika. In Asien wird das beliebte Ziergehölz in Tempelanlagen verwendet.

Die Drachenfrucht

Die Drachenfrucht. Foto: Wilhelma/Grimmer

Die Drachenfrucht vom Waldkaktus wird auch Pitahaya genannt. Der Waldkaktus ist eine Kletterpflanze. Die Sukkulente trägt den Gattungsnamen Hylocereus undatus. Sie zählt zu den Kakteengewächsen. Die Drachenfrucht wiederum ist die Frucht des Waldkaktus und wird seit präkolumbianischer Zeit als Nahrungsmittel genutzt. Die Früchte sind pinkfarben und laut Wilhelma-Botanikern wohlschmeckend. Ihren Namen haben sie von der schuppenartigen Oberfläche, die wie eine Drachenhaut aussehen. Das Fruchtfleisch ist weiß. In neuerer Zeit gilt sie als Superfood, weil ihnen verschiedene gesundheitsfördernde Wirkungen zugeschrieben werden. Der Waldkaktus ist grün und bildet bis zu fünf Meter lange Triebe, die aus drei Rippen bestehen und gewellten Kanten. Sie wachsen als dichtes Gewirr und stützen sich an Felsen und Bäumen ab. Die Blüten sind weiß und können einen Durchmesser von bis zu 30 Zentimetern haben. Sie gehören mit zu den größten Kakteenblüten überhaupt, so die Gärtner. Sie blühen nur eine einzige Nacht, in der sie Nachtfalter zur Bestäubung anlocken. Der Waldkaktus ist in tropischen Wäldern beheimatet. Er stammt ursprünglich aus Südmexiko und blüht vom Sommer bis Herbst. Und noch eine Besonderheit: Ein Kaktus liefert bis zu 100 Kilo Früchte im Jahr.

Königs-Sonnentau

Königs-Sonnentau. Foto: Wilhelma/Birger Meierjohann

Die Königs-Sonnentau-Pflanze heißt mit Gattungsnamen Drosera regia. Diese Staudenpflanze ist im Haus für Kleinsäuger, Vögel und Insektivoren zu finden. Sie ist erkennbar an den bis zu 45 Zentimeter langen Blättern. Es ist die am stärksten bedrohte Sonnentau-Art der Welt. Die fleischfressende Pflanze wird in der Wilhelma seit vielen Jahren erfolgreich kultiviert. Ihre Heimat ist Südafrika. Sie wächst an feuchten Standorten und hat rote, feine Stile mit kleinen Tröpfchen am Ende, was ihr ein magisch-zauberhaftes Aussehen verleiht. Da viele Pflanzen in der Natur unerlaubt gesammelt wurden, gibt es nur noch wenige Exemplare an zwei Stellen am Baineskloof-Pass in der südafrikanischen Provinz Westkap. Sie ist streng geschützt laut Bundesartenschutzgesetz und laut Washingtoner Artenschutzübereinkommen CITES (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora), welches mehr als 37 000 Tier- und Pflanzenarten schützt.

Die Kannenpflanze

Die Kannenpflanze. Foto: Wilhelma/Birger Meierjohann

Die Kannenpflanze (Nepenthes bicalcarata Hook.f.) wächst ursprünglich auf Borneo. Sie ist ebenfalls im Haus für Kleinsäuger, Vögel und Insektivoren zu finden. Die fleischfressende Pflanze sieht aus wie eine Kanne, an der sich vorne Dornen befinden. Das sind Drüsen, die Nektar produzieren. Denn: Von diesem Nektar ernähren sich Ameisen der Art Camponotus schmitzi, die in Symbiose mit der Kannenpflanze leben in den ausgehöhlten Verdickungen im Übergangsbereich zwischen Ranke und Kannen. Sie verteidigen ihre Pflanze gegen Fressfeinde. Die Kannenpflanze lebt in Torfsumpf- und Heidewäldern. Sie ist laut Zander-Handwörterbuch geschützt nach Bundesartenschutzgesetz.