Startklar: David Siegloch . Foto: Gottfried Stoppel

Das Scharfe Eck in Cannstatt war fast zwei Jahre lang zu. Trotz strenger Corona-Regeln und der anstehenden Omikron-Welle gehen die Brüder Sigloch ausgerechnet diesen Januar mit ihrer Besenwirtschaft wieder an den Start. Das hat einen einfachen Grund.

Stuttgart - Eigentlich passt gerade alles – bis auf Corona. Nach fast zwei Jahren Pause öffnen David und Markus Siegloch am Dienstag, 18. Januar, ihre Besenwirtschaft in Bad Cannstatt – damit sie ihr Personal nicht schon wieder verlieren.

Herr Siegloch, andere Lokale schließen wegen Corona, Sie machen ausgerechnet jetzt Ihre Besenwirtschaft Scharfes Eck auf. Warum?

Wir haben es schon lange geplant und gerade ein Team zusammen. Und wir wissen nicht, ob wir unseren Koch und unseren Serviceleiter in zwei, drei Monaten noch haben, wenn wir geschlossen bleiben. Es ist nicht so einfach Personal zu finden. Und jetzt geht es gerade noch. Wir haben extra die neue Corona-Verordnung abgewartet. Aber an den Regeln hat sich grundlegend nichts geändert. Also legen wir am 18. Januar los.

Warum haben Sie so lange pausiert?

Im Frühjahr 2020 hatten wir einen guten Start mit einem neuen Team. Dann kam der Lockdown und danach der Sommer. Im Sommer ist das Scharfe Eck sowieso geschlossen, weil es keinen Außenbereich gibt. Danach haben wir abgewartet, ob wieder ein Lockdown kommt. Unser damaliger Koch ist in der Zwischenzeit woanders untergekommen, die Servicekraft arbeitet nicht mehr in der Gastronomie. Wir mussten erst einmal ein neues Team suchen.

War es schwer, wieder Personal zu finden?

Es haben sich nicht gleich fünf Bewerber gemeldet. Aber wir hatten viel Zeit. Unser Koch kommt auch aus Winnenden. Er war auf Kreuzfahrtschiffen unterwegs und wollte wieder sesshaft werden.

Und was haben Sie jetzt vor?

Wenn es geht, wollen wir bis Ende Mai geöffnet bleiben. Nach dem Sommer soll es im September weitergehen. Das Scharfe Eck ist ja ein Familienerbe: Unser Ururgroßvater hat die Weinstube 1911 eröffnet, mein Bruder und ich haben sie 100 Jahre später als Besenwirtschaft wieder in Betrieb genommen, jedoch nur ein paar Wochen im Jahr im Winter. Die meiste Zeit stand sie leer. Das fanden wir schade und blöd. Weil wir vor zwei Jahren schon einen Koch gefunden hatten, kamen wir auf die Idee, sie länger zu öffnen. Da kam dummerweise Corona dazwischen.

Machen Sie sich keine Sorgen wegen der Omikron-Welle?

Doch, auf jeden Fall. Wir haben jetzt die Möglichkeit zu starten, aber nicht den Druck, immer voll sein zu müssen. Alles ist da, wir müssen nur ein Mal ausfegen und gehen kein großes Risiko ein. Die Menschen sind auch froh, dass es noch Lokale gibt, in die sie gehen können. Und die Corona-Regeln sind von fachlich fundierten Menschen aufgestellt worden. Wenn man sich daran hält, sollte es funktionieren.

Was bieten Sie Ihren Gästen?

Wir werden unsere klassischen Gerichte wie Maultaschen in verschiedenen Variationen oder Rostbraten beibehalten. Der Fokus liegt auf der klassischen Besenküche. Es wird aber auch Flammkuchen und schwäbische Tapas geben. Die Karte ist regional und saisonal ausgerichtet. Und selbstverständlich schenken wir unseren Wein aus.

Haben Sie schon Reservierungen?

Ja, ein paar haben sich schon gemeldet. Einige Anfragen kamen, bevor wir überhaupt unsere Pläne veröffentlicht haben. Ich kann allerdings nicht abschätzen, wie der Start laufen wird. Wir hoffen einfach, dass die Leute trotz Corona motiviert sind, wegzugehen und ein Glas Wein bei uns zu trinken.