Lauro Thön und sein Sohn Jochen sind im Weinberg und im Besen ein Team. Foto: Eva Herschmann

In Schorndorf gibt es einen ganz besonderen Besen: Im Weingut Thön werden exotische Tropfen aus Brasilien ausgeschenkt, die der Hausherr im Koffer hergebracht hat.

Wenn Lauro Thön von Brasilien erzählt, im Hunsrücker Dialekt, der dort gesprochen wird, strahlen seine blauen Augen. Dann scheint in der mit hellen Holzmöbeln gemütlich eingerichteten Besenstube in Schorndorf-Mannshaupten selbst an grauen Dezembertagen die südamerikanische Sonne. „Das Exotische an uns“, sagt sein Sohn Jochen Thön mit einem Grinsen, „ist mein Vater und sind unsere Weine.“

1988, mit 36 Jahren kam Lauro Thön in das Land, das sein Urgroßvater Johann Martin Thön aus Kirchentellinsfurt bei Tübingen einst verlassen hatte, um sein Glück in Südamerika zu machen. Einst hatte der schwäbische Reben mitgenommen, und nun brachte sein Enkel im Koffer fünf brasilianische Rebstöcke in die alte Heimat zurück. Mittlerweile sind die südamerikanischen Weinreben fest in der schwäbischen Erde verwurzelt. Und Lauro Thön macht es große Freude, die exotischen Tropfen den Gästen im gemütlichen Besen zu präsentieren.

Der Ortsname mutet martialisch an. Doch Mannshaupten ist ein netter Flecken oberhalb von Schornbach. In dem Dorf, das auf mehr als 400 Metern liegt und zu Schorndorf gehört, hat sich Lauro Thön vor sieben Jahren niedergelassen. und pflegt gemeinsam mit seinem Sohn Jochen, 24 Jahre, der Winzer ist, einen Hektar Rebland. Davor hat der heute 70-Jährige – nach der Ausbildung zum Weintechniker in Weinsberg – einen Aussiedlerhof mit Weinbau in Brezenacker bewirtschaftet, einem Ortsteil von Berglen.

Tische aus Eichenholz selbst geschreinert

Als sich die Gelegenheit bot, den Hof in Mannshaupten zu kaufen, griffen die Thöns zu. Aus der ehemaligen Bauernstube in Mannshaupten, in der der vorige Besitzer des Hofs, ein Landwirt, Wein, Bier und Vesper kredenzte, haben die Thöns einen urigen Besen gemacht. Die rustikalen Tische aus Eichenholz hat Lauro Thön selbstgeschreinert. Dieses Handwerk hat er sich in Brasilien angeeignet. Drinnen – und im Sommer auch im großen schönen Garten mit wetterfester Scheuer – bewirten Lauro und Jochen Thön ganzjährig an jedem Wochenende von Freitag bis Sonntag ihre Gäste. Und die bekommen neben hiesigen Weinen wie Trollinger, Lemberger oder Kerner, auch den Niagara-Rosé, eingeschenkt. Für die brasilianische Rebsorte haben sie von Weinsberg nach einigem Ringen die An- und Ausbauerlaubnis bekommen. Der Südamerikaner überzeugt durch seine fruchtige Frische und hat längst eine große, stetig wachsende Fangemeinde. Und er fühlt sich im Schwäbischen Wald wohl. „In Brasilien kann es auch ganz schön kalt werden“, sagt Lauro Thön.

Die Thöns, deren Stammbaum 400 Jahre zurück ins Oberschwäbische reicht – setzen nicht nur mit ihren Südamerikanern – neben dem Rose gibt es die Nigeria-Traube auch als Sekt sowie in Weiß – auf ihren eigene Linie. Im Reigen der „meist staubtrockenen“ Weine aus dem Remstal, sagt Jochen Thön, tanzten ihre süffigen Tropfen mit vielen Fruchtaromen wohltuend aus der Reihe. Denn die Thöns bauen ihre Weine nach dem Heilbronner Stil aus, mit Süßreserve aus Traubensaft der gleichen Rebsorte.

Schälripple und Salsiccia-Wurst

Auf der Speisekarte stehen typisch schwäbische Besengerichte, Schlachtplatte, Schälripple oder Salzfleisch. Pariser Schnitzel mit hausgemachtem Kartoffelsalat gibt es als Sonntagsessen. Doch auch die brasilianische Fleischeslust kommt – zumindest im Sommer – nicht zu kurz. An den Churrasco-Grillabenden im Juli schwingt Lauro Thön den Grillspieß, der dem brasilianischen Gaumengenuss aus eingelegtem Rindfleisch seinen Namen gibt. Und als Vorspeise wird im Besen feurige Salsiccia-Wurst mit angeröstetem Maniokmehl und Knoblauch gereicht.

Eingekehrt

Serie
 Im Remstal gibt gut es gut 50 Besenwirtschaften. Vom guten alte Besen, in dem tatsächlich noch wie einst das Viertele in den alten Wohnstuben ausgeschenkt wird, bis hin zu vollkonzessionierten Eventgaststätten, die neben Kraut und Schweinebauch auch Gänse-, Rost- und Rinderbraten servieren. Wein vom Neckar, brasilianische Sorten oder Weingärtle im Sommer – wir haben einfach mal nach den ältesten, hippsten, exotischsten, traditionellsten Besen geschaut.

Heute
 Seit sieben Jahren gibt es den exotischen Besen der Familie Thön in der Hohensteinstraße 19 in Mannshaupten. Geöffnet ist freitags bis sonntags ab 11 Uhr, ein paar mal im Jahr gibt es einen brasilianischen Abend. Vom 18. Dezember bis 19. Januar macht der Besen Weihnachtsferien.