Ein Prosit mit Oesterle-Sekt: Helene und Wolfgang Benzendörfer, Petra Oberneder und Martin Oesterle arbeiten und feiern gerne gemeinsam (von links). Foto: Eva Herschmann

Mit der Eröffnung des Besens in seinem Elternhaus hat sich Martin Oesterle aus Remshalden-Rohrbronn einen Kindheitstraum erfüllt. Sonntags bereitet die Küchenchefin immer etwas Besonderes vor.

Martin Oesterle deutet mit der Hand auf die Ecke im ehemaligen Schlafzimmer: „Da hinten“, sagt er, „da bin ich auf die Welt gekommen.“ Aus seinem Elternhaus in der Königssteinstraße 32 im Remshaldener Teilort Rohrbronn hat der 72-Jährige – unterstützt von vielen Freunden – vor fast zwölf Jahren Martins Schneckenbuckelbesen gemacht. „Ich habe mir damit einen Kindheitstraum erfüllt“, sagt Martin Oesterle, der als Erwerbsberuf eine Firma für die Vermietung von Baumaschinen hat.

Mit dem Namen hat es eine besondere Bewandtnis

Die Idee, einen Besen zu eröffnen, hatte er schon lange im Kopf. „Ich habe Weinberge, betreibe den Weinbau als Hobby und baue selbst aus, in dem Keller hier unter der Stube“, sagt Martin Oesterle. Nun schenkt er seinen Wein und Sekt im eigenen Besen aus. Auch mit dem Namen hat es eine besondere Bewandtnis. „Die alten Rohrbronner haben früher Weinbergschnecken gesammelt und verkauft, deshalb wurden sie Schnecken genannt“, sagt Martin Oesterle. Der Buckel kommt von der Lage am Berg.

Als das Haus, das lange an einen Mitarbeiter seiner Baufirma vermietet war, frei wurde, realisierte er seinen Traum. Ein Jahr dauerten die Umbauarbeiten in dem kleinen Häuschen direkt an der Straße. Die Wand zwischen Wohn- und Esszimmer wurde geöffnet. Das frei gelegte Gebälk und die hölzernen Eckbänke strahlen Gemütlichkeit aus. Schwarz-Weiß-Fotografien von Martin Oesterles Eltern und Großeltern sowie ein alter Hochzeitskranz schmücken die Wände.

In der Nähe von Martin Oesterles Lieblingsplatz unterm Herrgottswinkel in der ehemaligen Wohnstube hängt ein Heurigenkranz aus der Wachau. Wolfgang Benzenhöfer hat ihn mitgebracht. Er wuchs im Nachbarhaus auf und zusammen mit seiner Frau Helene, Küchenchefin im Schneckenbuckelbesen, hat er vom ersten Tag an den alten Freund aus Kindheitstagen bei der Verwirklichung seines Traums unterstützt. Man muss wissen, sagt der 76-Jährige, der heute in Schornbach lebt, dass es in Rohrbronn keine Gaststätte mehr gebe. „Jetzt haben die Wanderer und Spaziergänger, die in unserer schönen Landschaft in Scharen unterwegs sind, am Wochenende wieder eine Möglichkeit zum Einkehren.“ Und nur am Wochenende von Freitag bis Sonntag ist geöffnet, und zwar vier Wochen lang im Jahr, im Winter und ebenso lange noch einmal im Herbst.

Salzfleisch, Bauch oder Kraut

Am 3. Oktober 2011 hat Martin Oesterle seinen Schneckenbuckelbesen aufgemacht. Eine kleine Fotoserie im Flur dokumentiert den Moment, in dem der Hobby-Wengerter zum ersten Mal den Besen ans Hauseck montiert hat. Von Anfang an dabei – auch bei der Lese in den Wengert – waren das Ehepaar Benzenhöfer sowie Erika und Walter Dworak, Freunde aus dem Schwarzwald, und Petra Oberneder, die im Besen bedient. Die Gäste schätzten die Mahlzeiten, die Helen Benzenhöfer in der kleinen Küche zubereitet, sagt sie. Schlachtplatte steht nicht auf der Karte, aber Salzfleisch, Bauch oder Kraut gibt es. Und sonntags bereitet die Küchenchefin immer etwas Besonderes zu: Schweinebäckchen, Gulasch oder Wurstknöpfle. Für die Wurstknöpfle kämen die Gäste von weither, auch aus Stuttgart, erzählt Petra Oberneder.

„Die Helene ist eine Super-Köchin“, sagt Martin Oesterle. Und ihre Kuchen und Torten seien ebenfalls köstlich, lobt der 72-Jährige. Der Besen sei sein Kind, lebe und sterbe mit ihm, erklärt der 72-Jährige. Sein Sohn, der ihn in der Baufirma unterstützt, habe kein Interesse. „Aber ich genieße jeden Tag, an dem ich meinen Traum vom Besen lebe.“