Reicht die Zahl der Ladesäulen in der Stadt aus? Foto: dpa/Marijan Murat

Bis 2035 sollen ausschließlich Elektroautos auf den Straßen der Landeshauptstadt unterwegs sein. Aber wo finden diese Anschluss an das Stromnetz?

Die Landeshauptstadt will bis 2035 klimaneutral werden. Beim Individualverkehr setzt sie dazu vor allem auf die Antriebswende zum Elektroauto. Um die Emissionen aus dem Verkehr in rund zwölf Jahren auf null zu bringen, dürfen laut dem Net-Zero-Bericht der Unternehmensberatung McKinsey für Stuttgart bereits von 2026 an ausschließlich Elektroautos neu auf die Straßen kommen. Das muss auch Auswirkungen auf die Ladeinfrastruktur haben.

E-Säulenausbau vorerst abgeschlossen

In diesem Jahr schließt die Stadt die Mitte 2019 beschlossene Ausbaustufe für öffentliche Ladesäulen ab. Innerhalb von drei Jahren waren rund 350 neue Standorte für Normallader (Leistung bis zu 22 Kilowatt) geschaffen worden. Der Bestand soll Ende 2022 bei 500 Standorten und rund 1000 Anschlussmöglichkeiten liegen, dann soll über den weiteren Ausbau nachgedacht werden.

Gemessen an den McKinsey-Zahlen fehlen bis 2035 nicht nur 3100 öffentliche Normalladeanschlüsse, sondern auch 476 Schnellader mit einer Ladeleistung von 50 bis 240 Kilowatt, die deutlich höhere Anforderungen an das Stromnetz stellen. Der Ausbau müsste insgesamt beschleunigt werden.

Nur 15 Prozent der E-Fahrer laden öffentlich

Die Stadtverwaltung ist bei ihren bisherigen Berechnungen der Annahme von Studien und der Nationalen Plattform Elektromobilität, einem Beratungsgremium der Bundesregierung, gefolgt, wonach nur 15 Prozent aller Ladevorgänge an öffentlichen Säulen stattfinden. Sie fördert seit diesem Jahr den Aufbau privater E-Ladeinfrastruktur, wobei es nicht Geld für Wallboxen, sondern die womöglich nötige Ertüchtigung des Hausanschlusses und der sonstigen Infrastruktur gibt – das können Unterverteiler, Leerrohre, Wanddurchbrüche oder auch ein Lastmanagement sein. Pro dadurch neu errichtetem Ladepunkt gibt es 1000, für die Ertüchtigung eines Netzanschlusses bis zu 5000 Euro. Der Haus- und Grundeigentümerverein Stuttgart begrüßte am Dienstag die neue Förderung, bemängelte aber das Gesamtvolumen 2022 und 2023 von insgesamt 435 000 Euro als „Tropfen auf den heißen Stein“. Bei jeweils 1000 Euro wäre der Topf nach dem 453. Anschluss leer, fließe der Maximalzuschuss, reiche die Summe nur für eine zweistellige Zahl (weniger als 80) neuer Anschlüsse. Die Stadt müsse daher, wenn nötig, „schnell nachlegen“.

Oft gar keine Möglichkeit für private Wallbox

In diesem Jahr könnten erstmals mehr als zehn Prozent aller zugelassenen Fahrzeuge reine E-Autos oder Plug-in-Hybride sein. Die Zahl der reinen Stromer könne 10 000 erreichen, so Vereinsgeschäftsführer Ulrich Wecker. „Gänzlich ungelöst“ ist laut Wecker die Frage, wo Bewohner in dicht besiedelten Quartieren einen wohnungsnahen öffentlichen Ladeplatz finden sollen. Allein im Bereich des Parkraummanagements gebe es 50 000 Anwohnerparkplätze, in der dicht besiedelten City seien keine zur Wohnung gehörenden Stellplätze vorhanden. „Dort kann nur die öffentliche Hand Lademöglichkeiten schaffen, und dafür steht sie auch in der Verantwortung“, so Wecker.