In einer Werkstätte wird an den Bären-Statuen für die kommende Berlinale gefeilt. Aber einer dieser Bären bleibt vorerst im Regal. Foto: AFP/Tobias Schwarz

Seit 1987 verleiht die Berlinale einen Preis, der nach ihrem Gründungschef Alfred Bauer benannt ist. Nun erschüttern Vorwürfe, Bauer sei früher Nazi gewesen, eines der wichtigsten Filmfestivals der Welt.

Berlin - Nach einem Zeitungsbericht über die Vergangenheit des früheren Berlinale-Leiters Alfred Bauer will das Filmfestival den nach ihm benannten Preis nicht mehr vergeben. Die Wochenzeitung „Die Zeit“ hatte zuvor berichtet, Bauer sei ein „hochrangiger Funktionär der NS-Filmbürokratie“ gewesen.

In dem Artikel würden „Quellen zitiert, die die Rolle von Alfred Bauer, dem ersten Leiter der Internationalen Filmfestspiele Berlin, in der nationalsozialistischen Filmpolitik neu beleuchten“, teilten die Internationalen Filmfestspiele am Mittwochabend mit.

Die Interpretation dieser Quellen lege nahe, dass er bedeutende Positionen in der NS-Zeit inne gehabt habe. „Angesichts dieser neuen Erkenntnisse wird die Berlinale den ‚Silberner Bär Alfred Bauer Preis’ aussetzen“, teilte eine Berlinale-Sprecherin mit.

Alfred Bauer hatte die Filmfestspiele in Berlin von 1951 bis 1976 geleitet. Der nach ihm benannte Preis wurde seit 1987 verliehen, zuletzt als eine von mehreren Bären-Auszeichnungen im Wettbewerb. Im vergangenen Jahr hatte ihn die Regisseurin Nora Fingscheidt für ihren Film „Systemsprenger“ bekommen.

„Eine herausgehobene Position Alfred Bauers im Nationalsozialismus war dem Festival bislang nicht bekannt“, teilte die Berlinale mit. „Wir begrüßen die Recherche und die Veröffentlichung in der ,Zeit’ und greifen die neue Informationslage auf, um die Festivalgeschichte mit externer fachwissenschaftlicher Unterstützung aufzuarbeiten.“