Fernsehzuschauer kennen die Entertainerin aus Formaten wie „Ladies Night“ oder anderen Shows, etwa an der Seite von Jürgen von der Lippe oder Enie van de Meiklokjes. Sie hat auch schon in einem türkischen Kinofilm mitgespielt. Foto: AFP/Ronny Hartmann

Es ist ihre erste große Kinorolle – für die sie jetzt den Schauspielpreis der Berlinale gewonnen hat: Wer ist diese Meltem Kaptan, die so überzeugend die Mutter eines Guantánamo-Häftlings spielt?

Berlin - Sie ist Komikerin, Buchautorin, Moderatorin und jetzt auch eine Berlinale-Gewinnerin: Meltem Kaptan (41) hat gleich mit ihrer ersten großen Kinorolle in einem deutschen Film einen Riesenerfolg gelandet. Sie bekam am Mittwochabend den Silbernen Bären für die beste schauspielerische Leistung in einer Hauptrolle.

In Andreas Dresens Film „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“ geht es um die Geschichte von Murat Kurnaz – dem Mann also, der in Bremen aufgewachsen ist und nach den Terroranschlägen vom 11. September ohne Anklage in Guantánamo festgehalten wurde. Erzählt wird das Ganze aus der Perspektive der Mutter, dargestellt von Kaptan.

Bekannt aus „Ladies Night“ und anderen Shows

Fernsehzuschauer kennen die Entertainerin aus Formaten wie „Ladies Night“ oder anderen Shows, etwa an der Seite von Jürgen von der Lippe oder Enie van de Meiklokjes. Sie hat auch schon in einem türkischen Kinofilm mitgespielt. Die Berlinale war für Kaptan Neuland. Kaptan wurde in Gütersloh geboren, hat türkische Wurzeln und studierte unter anderem in Istanbul und den USA. Sie lebt in Köln.

Wer sie bei Auftritten sieht, merkt schnell, wieviel Selbstironie sie hat. „Was passt am besten zu einer runden türkischen Comedienne? Richtig, ein deutscher dürrer Rechtsanwalt.“ Dinge mit sich selbst ausmachen? „Als Türke kannst du das nicht.“ Das gehe genetisch nicht, scherzt sie.

Eine Mutter, die um Gerechtigkeit kämpft

In Dresens Film zeigt Kaptan ihr ganzes Können. Sie zeichnet mit Humor und voller Energie das Porträt einer bodenständigen Frau, die bis zur Erschöpfung um Gerechtigkeit für ihren Sohn kämpft. Sie verleiht Kurnaz’ Mutter Kontur, Charakter und Seelentiefen.

Dazu hat die Drehbuchautorin Laila Stieler, die ebenfalls einen Berlinale-Bären bekam, die passenden Dialoge geschrieben. Etwa, als Murat gerne einen Moment allein sein möchte. „Versteh’ ich“, sagt seine Mutter. „Ich komm’ mit.“

Nach der Preisverleihung sagte Kaptan der Deutschen Presse-Agentur, sie werde ein paar Tage brauchen, um alles zu verarbeiten. Das alles sei wie eine Dampfwalze gewesen, aber im positiven Sinne. Nach dem Pressetrubel wollte die Schauspielerin als erstes Kurnaz’ Mutter Rabiye anrufen. „Ich glaube, sie ist gerade sehr glücklich“, so Kaptan. „Mir war es wichtig, dass sie den Film annimmt und dass sie das als Hommage versteht für ihre Lebensleistung.“

Der deutsche Film kommt allmählich weg vom Klischee

Auf welche Rollen hätte Kaptan als nächstes Lust? „Ich bin offen für alles Mögliche.“ Es müsse sie berühren, es sei eine Bauchsache. Bei der Besetzungspolitik im deutschen Film sieht sie einen Wandel weg vom Klischee: Es seien nicht mehr diese ganz klassischen Rollen, in denen ein Türke immer den Gangster spiele. „Wir haben ja auch schon türkische Anwälte.“ Das Glas sei halbvoll, es gehe in die richtige Richtung. „Aber da kann noch ganz viel passieren.“

Wo der Berlinale-Bär hinkommt, weiß Kaptan noch nicht genau. „Ich bin ja so ein Dekomädchen. Ich dekoriere ja sehr gerne. Und Silber kann man gut dekorieren. Das passt. Also, ich glaube, der findet seinen Platz.“