Infolge der Flüchtlingskrise haben es sich die Medien zur Aufgabe gemacht, die Lage umfassender darzustellen. Dies schlägt sich auf besondere Weise in der Berichterstattung über Gewaltkriminalität nieder. Foto: dpa/Oliver Berg

Medien nennen die Herkunft von Tatverdächtigen in ihrer Berichterstattung häufiger als noch vor vier Jahren. Daraus ergebe sich ein Fokus auf ausländische Tatverdächtige, zeigt eine Studie.

Berlin - Eine Studie der Hochschule Macromedia zeigt, dass die Herkunft eines Tatverdächtigen in der medialen Berichterstattung seit 2016 eine wachsende Rolle spielt. Demnach nennt in diesem Jahr jeder dritte untersuchte Fernsehbeitrag und fast jeder zweite Zeitungsbeitrag über Gewaltkriminalität die Herkunft der Tatverdächtigen. In der TV-Berichterstattung hat sich der Anteil verglichen mit 2017 fast verdoppelt. Laut der Untersuchung, die der Mediendienst Integration beauftragt hat, wird die Herkunft vor allem dann erwähnt, wenn die Tatverdächtigen keine deutschen Staatsbürger seien.

Einseitiger Fokus auf ausländische Tatverdächtige

Studienleiter Thomas Hestermann sieht darin eine einseitige Fokussierung auf ausländische Tatverdächtige: „Der gewalttätige Ausländer ist eine zentrale Angstfigur im deutschen Journalismus.“ Ausländische Tatverdächtige werden in Fernsehberichten 19-mal so häufig erwähnt, wie es ihrem statistischen Anteil entspricht. In Zeitungsberichten sind sie sogar 32-fach präsent. Wenn das Fernsehen über in Deutschland lebende Einwanderer und Geflüchtete berichtet, dann zu 34,7 Prozent als mutmaßliche Gewalttäter. In den Zeitungen liegt dieser Anteil bei 22,1 Prozent.

Seit den Vorfällen in der Silvesternacht 2015/16 im Bereich der Kölner Domplatte hätten Medien zwar den Anspruch, genauer zu berichten, in der Berichterstattung über Gewaltkriminalität sei aber das genaue Gegenteil eingetreten. Dafür sprechen auch die Daten von 2014: Vor den Ereignissen in Köln habe die Herkunft von Tatverdächtigen in der TV-Berichterstattung praktisch keine Rolle gespielt.

Kriminalitätsbericht spricht andere Sprache

Ein differenzierteres Bild zeigt der Bericht zur Kriminalität im Kontext von Zuwanderung 2018 des Bundeskriminalamtes (BKA). Hier wird deutlich: Der Anteil von tatverdächtigen Ausländern ist, gemessen an ihrem entsprechenden Zuwandereranteil, relativ hoch. So lag etwa der Anteil der tatverdächtigen Zuwanderer aus den zuwanderungsstarken Staaten Syrien, Afghanistan und Irak insgesamt bei 39 Prozent, während ihr Anteil an den Asylsuchenden bei 59 Prozent lag. Demgegenüber lag der Anteil der tatverdächtigen Zuwanderer aus den Maghreb-Staaten Algerien, Marokko und Tunesien bei sieben Prozent, ihr Anteil an den Asylsuchenden betrug lediglich 2,4 Prozent.