Keine Autos, dafür aber Räder, E-Scooter und Shuttlebusse sollen auf dem Vaihinger Campus in Zukunft fahren. Foto: Wilhelm Mierendorf

Die Universität Stuttgart hat, was die Drittmittel angeht, die Pandemie unbeschadet überstanden. In seinem Jahresbericht blickt der Rektor nach vorn und auf die Forschung für Sensor- und Bautechnik sowie Künstliche Intelligenz.

Stuttgart - Das Sommersemester 2020 begann mit dem Lockdown. „Wir hatten drei Wochen Zeit, um den Präsenzbetrieb auf digital umzustellen. Das lief sehr stabil, konstruktiv und ohne große Geräusche, das war eine tolle Leistung“, lobte der Rektor Wolfram Ressel die Lehrenden bei der jüngsten öffentlichen Sitzung des Senats und des Universitätsrats.

Auch die Studierenden seien laut Umfrage gut zurecht gekommen mit den digitalen Angeboten. Die meisten von ihnen hätten aber den Zugang zu Bibliotheken und die sozialen Kontakte vermisst. „Der Campus in Vaihingen war ja wirklich eine Geisterstadt“, sagte Wolfram Ressel.

Wissenschaftlerinnen waren stark belastet

Der Lehrbetrieb hat allerdings auch gewonnen in der Pandemie: Mehr als 100 Hörsäle seien jetzt mit Video- und Übertragungstechnik ausgestattet, Aufzeichnungssoftware und Konferenztechnik stehe den Lehrenden zur Verfügung, „und die Prüfungsergebnisse sind teils sogar besser als im Vorjahr“, so der Rektor. Die Gleichstellungsbeauftragte der Universität, Nicole Radde, wies jedoch darauf hin, dass die Pandemie vor allem Wissenschaftlerinnen mit Kindern und Familie eine große Anstrengung gekostet habe. „Ihre Sorgearbeit sollte in Leistungsbewertungen sichtbar gemacht und berücksichtigt werden“, appellierte sie an den Senat. Die Uni solle „Wissenschaftlerinnen bei Care-Aufgaben unterstützen, damit wir sie nicht verlieren“. Der Frauenanteil liegt bei den Akademikerinnen bei 26 Prozent, bei den Professorinnen dann nur noch bei 18,6 Prozent. Der von Wolfram Ressel befürchtete Einbruch bei der Einwerbung von Drittmitteln sei nicht eingetreten, vielmehr habe ihr Anteil sich um 1,5 Prozent erhöht auf nun rund 226 Millionen Euro. Der Etat des Haushaltsjahres liege bei 541 Millionen Euro. Ressel: „Wir wachsen kontinuierlich.“

Der autofreie Campus ist noch Zukunftsmusik

24 000 junge Leute studieren derzeit an der Universität, 20 Prozent von ihnen kommen aus dem Ausland. Sie werden sich mit mehreren Forschungsschwerpunkten befassen: mit Sensoren der Zukunft für das Gesundheitswesen, die Navigation und die Pharmaindustrie, mit adaptiven Hüllen für Gebäude, die helfen, Baumaterial zu sparen, aber auch mit der kritischen Reflexion und ethischen Betrachtung intelligenter Systeme. Und sie werden mitwirken am emissionsfreien Campus in Vaihingen, auf dem unter anderem einmal ein (autonom fahrender) Shuttlebus zwischen den Hörsälen und den Parkhäusern verkehren soll. Ein Parkhaus könne über der Bundesstraße 14 am Johannesgraben entstehen.

Zwei personelle Veränderungen stehen an: Nicole Radde hat angekündigt, nicht mehr erneut zur Wahl der Gleichstellungsbeauftragten zur Verfügung zu stehen. Sie sei stark in andere Gremien eingebunden, „allen voran unser Exzellenzcluster Sim-Tech“, sagte sie. Beidem gerecht zu werden, erlaube das zeitintensive Amt nicht. „Außerdem war auch ich familiär von der Pandemie sehr betroffen, das möchte ich meiner Familie nicht mehr abverlangen.“ Die Wahl zu ihrer Nachfolge findet am 21. Juli statt.

Neuwahl der Gleichstellungsbeauftragten

Prorektorin im Amt bestätigt

Universitätsrat und Senat der Universität Stuttgart haben Simone Rehm, die Prorektorin für Informationstechnologie und CIO, im Amt bestätigt. Im Universitätsrat erhielt sie 7 von 9 gültigen Stimmen, im Senat 29 von 38. Ihre zweite Amtszeit beginnt am 1. Januar 2022 und beträgt sechs Jahre. Aus ihrer ersten Amtszeit berichtete Rehm, dass der Studienverlauf vom Erstkontakt bis zum Studienabschluss nun digital unterstützt werde, sie sehe weiteres Potenzial.