Drei Raubkunst-Bronzen aus dem Benin in Westafrika sind im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe in einer Vitrine ausgestellt. Foto: dpa/Daniel Bockwoldt

Museen und Politik haben sich lange Jahrzehnte um die Rückgaben von Benin-Bronzen gedrückt. Nun stehen wohl schon bald erste Restitutionen der als Raubgut geltenden Kunstschätze an. Auch im Stuttgarter Linden-Museum finden sich solche Benin-Bronzen.

Berlin/Stuttgart - „Wendepunkt“, „historischer Schritt“, „wichtige Wegmarke“ – die Einigung von Museumsexperten und politisch Verantwortlichen auf baldige Rückgaben von als Raubgut geltenden Benin-Bronzen an Nigeria wird einhellig begrüßt.

„Dass es jetzt gelungen ist, mit den Museen und ihren Trägern einen Fahrplan für Restitutionen von Objekten zu vereinbaren, ist ein Wendepunkt in unserem Umgang mit der Kolonialgeschichte“, sagte Außenminister Heiko Maas (SPD) in Berlin. „Wir haben seit Monaten intensiv daran gearbeitet, dafür die Rahmenbedingungen zu schaffen.“

Ein historischer Schritt

Es seien noch einige Schritte zu gehen. Aber: „Bund, Länder und Museen ziehen jetzt an einem Strang, und wir werden gemeinsam mit den nigerianischen Partnern Lösungen finden.“

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) sagte: „Wir stellen uns der historischen und moralischen Verantwortung Deutschlands, auch unsere koloniale Vergangenheit ans Licht zu holen und aufzuarbeiten.“ Der Umgang mit den Benin-Bronzen sei ein Prüfstein. Die verabschiedete Erklärung sei „eine historische Wegmarke im Umgang mit der kolonialen Vergangenheit“. Damit sei das Zusammenwirken von Bund, Ländern, Kommunen, dem Auswärtigen Amt und den Museen fixiert. Es gebe nun „eine abgestimmte Haltung in Deutschland“.

„Wir möchten auf jeden Fall Kulturgüter zurückgeben, die sich in deutschen Museen befinden“, sagte Grütters. „Und wir werden auch mit der nigerianischen Seite darüber sprechen, ob und wie Benin-Bronzen als Teil des kulturellen Erbes der Menschheit künftig ebenfalls in Deutschland gezeigt werden können.“ Die sei etwa in Form von Leihgaben möglich.

„Das ist ein historischer Schritt“, sagte der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, der Deutschen Presse-Agentur. „Wir hoffen, dass wir schon 2022 mit Rückgaben beginnen können.“ Laut Parzinger sind mit den nigerianischen Partnern „Gespräche über substanzielle Rückgaben und künftige Kooperationen“ vorgesehen. Dabei soll auch geklärt werden, „unter welchen Bedingungen in deutschen Museen auch weiterhin Benin-Bronzen gezeigt werden können“.

Bronzen finden sich insbesondere in Stuttgart

Zuvor hatte sich eine Runde von Museumsexperten und politisch Verantwortlichen in einer Online-Schalte auf einen Fahrplan für Rückgaben verständigt.

Bronzen aus dem Königspalast des damaligen Königreichs Benin finden sich insbesondere im Museum am Rothenbaum - Kulturen und Künste der Welt (MARKK) in Hamburg, im Linden-Museum in Stuttgart, im Dresdner Völkerkundemuseum sowie im Leipziger Museum für Völkerkunde Grassi, im Kölner Rautenstrauch-Joest-Museum und im Ethnologischem Museum in Berlin.

Auch im Berliner Humboldt Forum sollen nach bisherigen Plänen solche wertvollen Kunstschätze ausgestellt werden. Das Ethnologische Museum verfügt über rund 530 historische Objekte aus dem Königreich Benin, darunter etwa 440 Bronzen. Die Objekte stammten größtenteils aus den britischen Plünderungen des Jahres 1897.