Für Krippenkinder wünschen sich Stuttgarter Eltern mehr Bewegungsförderung. Foto: dpa/Jens Wolf

Mehr Eltern als früher sind mit der pädagogischen Arbeit der Stuttgarter Kitas zufrieden. Das zeigt jetzt eine Befragung von mehr als 10 000 Eltern. Doch auch der Erzieherengpass wird spürbar.

Stuttgart - Trotz des Erzieherengpasses stellen die Eltern den Stuttgarter Kitas ein überwiegend gutes Zeugnis aus. Das zeigt die nunmehr dritte trägerübergreifende Elternbefragung, die das Jugendamt in Auftrag gegeben hat. Daran haben sich 457 Kitas und 10 757 Eltern beteiligt. „Die Einrichtungen schaffen es heute besser als noch vor drei Jahren, die Erwartungen der Eltern zu erfüllen“, fasst der Sozialforscher Marek Fuchs von der TU Darmstadt die Ergebnisse der Befragung zusammen. Diese war online und auf Papier erfolgt, in Deutsch und in acht Fremdsprachen.

Hohe Teilnehmerquote

Bei der Vorstellung der Ergebnisse im Jugendhilfeausschuss zeigte sich Fuchs von der hohen Teilnehmerquote beeindruckt: 99 Prozent aller Kitas und 59 Prozent der Eltern hatten mitgemacht. Fuchs betonte allerdings, es handele sich nicht um eine pädagogische Bewertung, sondern um die Sicht der Eltern, also Laien. 70 bis 80 Prozent seien mit dem Bildungsbereich der Kitas sehr oder ziemlich zufrieden. Und, so Fuchs: „Es sind mehr Eltern zufrieden als vor drei Jahren.“

Großer Personalmangel

Trotz der insgesamt guten Bewertung auch der Rahmenbedingungen in den Kitas komme aber auch der Personalmangel bei den Eltern an – „es ist nicht mehr zu verbergen“, so Fuchs. So hatten 28 Prozent der Befragten angegeben, dass die Zahl der Mitarbeiter für eine angemessene Betreuung und Förderung ihres Kindes nicht ausreichend sei.

Hohe Erwartungen

Besonders hohe Erwartungen haben Eltern bei der Förderung ihrer 3- bis 6-jährigen Kinder in den Bereichen Sprache, Bewegung und Freundschaft. Damit sind 70 bis über 80 Prozent der Eltern sehr oder ziemlich zufrieden. Zwar hat die Zufriedenheit auch mit dem mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich zugenommen, hier habe nach Kritik eine Reihe von Einrichtungen nachgebessert. Aber, so Fuchs: „Hier gibt es Luft nach oben.“ Auch mit der Arbeit im Krippenbereich sind neun von zehn Eltern zufrieden, ebenso mit der Ausgestaltung der Ess-, Schlaf- und Wickelplätze . Nicht mehr so zufrieden sind die Eltern mit der Pflege und der Bewegungsförderung der Kinder.

Hoher Beratungsbedarf

Zwar fühlen sich 90 Prozent der Eltern wertgeschätzt, doch nur 77 Prozent gut über die Entwicklung ihres Kindes in der Kita informiert. „Das finden wir nicht sehr hoch“, meinte Fuchs und riet den Kitas, Eltern systematischer über den Entwicklungsstand ihrer Kinder zu informieren. Insgesamt sind aber neun von zehn Eltern mit der Zusammenarbeit mit der Kita zufrieden, das sind mehr als vor drei Jahren. Aber: die Zufriedenheit sei bei „neuen“ Eltern höher als bei langjährigen. Hierfür lieferte Rose von Stein (Freie Wähler) im Ausschuss eine plausible Erklärung: „Im System schon mal drin zu sein macht unheimlich glücklich und zufrieden“, meinte die Stadträtin im Blick auf 3000 fehlende Kitaplätze.

Große Herausforderungen

Als größte Herausforderungen nannte Fuchs den Fachkräftemangel und die zunehmende Heterogenität der Elternschaft – und somit auch der Wertvorstellungen. Im Jugendhilfeausschuss zeigte sich nicht nur Bürgermeisterin Isabel Fezer (FDP) erfreut über die verbesserten Ergebnisse. Aber man habe auch „klare Ansatzpunkte dafür bekommen, wo wir noch besser werden müssen“, so Fezer. Florian Pitschel (Grüne) meinte: „Wir müssen dem Fachkräftemangel irgendwie begegnen.“ Jasmin Meergans (SPD) benannte dafür die Haushaltsberatungen. Und sie schlug auch eine regionale Auswertung der Befragung auf Bezirksebene vor. Iris Ripsam (CDU) sieht dringenden Nachholbedarf bei den Übergängen Krippe-Kita und Kita-Schule. Und sie zeigte sich sehr erstaunt über die Verschlechterungen bei der Pflege der Krippenkinder sowie bei den Entwicklungsgesprächen. Jörg Schulze-Gronemeyer vom evangelischen Träger berichtete, dort habe man längst Standards für die Pflege sowie für regelmäßige Entwicklungsgespräche entwickelt. Uwe Käpplinger, der Vorstandsvorsitzende der Evangelischen Gesellschaft (Eva), führte die Verschlechterungen auf den Fachkräftemangel zurück. Den Vorschlag, die Kitabefragung in ein öffentliches Ranking münden zu lassen sowie Träger über Details jeder einzelnen Kita zu informieren, lehnte Fuchs ab. Dies würde nichts zur Motivation beitragen und weitere Befragungen erschweren.