Organisierte Kleinanleger sorgen an den Börsen für Achterbahnfahrten einiger Kurse. (Symbolbild) Foto: imago images/McPHOTO

Einige Kurse auf dem Aktienmarkt gehen derzeit scheinbar willkürlich durch die Decke. Auch die Finanzaufsicht Bafin äußert sich dazu. Ein Überblick.

Stuttgart - Es erinnert ein wenig an kleinere Explosionen, was dieser Tage wieder verstärkt auf den weltweiten Börsenparketts abläuft. Scheinbar willkürlich gehen Aktienkurse von beinah in Vergessenheit geratenen oder stark angeschlagenen Firmen durch die Decke. So sind die meist gehandelten Aktien an der Börse Stuttgart am Donnerstagmittag zwar die des biopharmazeutischen Unternehmens Curevac. Knapp dahinter liegt allerdings Windeln.de, ein seit Jahren Verluste schreibender Online-Händler für Baby- und Kinderprodukte.

Zufall ist das nicht. Wie berichtet, hatten sich im Fall Windeln.de organisierte Kleinanleger über das Internet zusammengeschlossen, um die Kurse der Firma künstlich nach oben zu treiben. Lag die entsprechende Aktie vor wenigen Tagen noch bei etwa 85 Cent, stand sie zwischenzeitlich bei 6,20 Euro und am Donnerstag um 17 Uhr hatten die Aktien einen Wert von rund 2,90 Euro.

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Die Finanzaufsichtsbehörde Bafin reagiert nun auf den Fall. Unter dem Thema „Marktmanipulation“ raten die Bafin-Experten schriftlich zur „Vorsicht bei Aufrufen zu Aktienkäufen“. Demnach sollten Anleger mithilfe anderer Quellen genau überprüfen, ob Angaben in den sozialen Medien unter anderem zu Windeln.de stimmen. „Häufig dienen Chat-Gruppen in sozialen Netzwerken lediglich dazu, Anleger zum Kauf von bestimmten Aktien zu verleiten, damit die Absender von steigenden Kursen dieser Aktien profitieren.“

Die nächsten Explosionen kommen

Die Warnung der Bafin dürfte die sogenannten Meme-Trader oder Affen, wie sie sich selbst nennen, kaum beeindrucken. So ist es gerade ihr Konzept, gegen die etablierten Finanzinstitutionen und deren Methoden anzukämpfen. Kurz nach oder zeitgleich mit dem Kurssprung von Windeln.de explodierten schon die nächsten Kurse.

Eine Auswahl: Die Aktie der Fastfood-Kette Wendy’s stieg ohne realen Grund vom 8. auf den 9. Juni von 6,50 Euro auf 14,78 Euro an. Der Kurs der insolventen Baumot Group AG, ein deutscher Hersteller von Nachrüstsystemen für Diesel-Motoren, wuchs von weniger als 5 Cent auf zwischenzeitlich 31 Cent. Ähnlich ging es dem Kurs des schon lange Pleite gegangenen Herstellers von Kunststoffteilen und -beschichtungen Nanogate aus Deutschland. Von rund 50 Cent stieg der Wert der Aktie von Dienstag auf Mittwoch auf etwa 2,30 Euro an. Alles dank der Verabredungen von Kleinanlegern.

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Lang anhaltend waren diese Kursexplosionen bislang nicht. Kurz auf die jeweiligen Höhepunkte folgte in der Regel der Absturz der Aktie. Finanzexperten warnen dementsprechend davor, sich an dem extrem spekulativen Aktienhandel zu beteiligen. An einer Tatsache ändert diese Empfehlung allerdings wenig: Die nächsten Achterbahnfahrten der Affen an der Börse werden unweigerlich kommen.