Paul Zipser (Nummer 16) kehrt mit dem FC Bayern zurück nach Ludwigsburg. Foto: Baumann

Bayern Münchens Basketball Paul Zipser hat schwere Zeiten hinter sind – alles begann in den Play-offs gegen die Ludwigsburger im vergangenen Jahr.

Der Kreis schließt sich für Paul Zipser mit dem Spiel bei den MHP Riesen Ludwigsburg. Die waren im Vorjahr am 4. Juni der letzte Gegner des 28-Jährigen, bevor sein Leben eine Wendung nahm – nicht zum Guten. Im vierten Halbfinale der Play-offs wollte er im Vorjahr noch mithelfen, die Mannschaft ins Endspiel zu führen. Daraus wurde nichts. Er fühlte sich unwohl, und der Trainerstab verzichtete auf den Nationalspieler. Eine weise Entscheidung. Am nächsten Tag wurde bei Zipser eine Gehirnblutung festgestellt. Sein Team landete zwar im Finale, er aber auf dem OP-Tisch. Eine stundenlange Notoperation am Kopf folgte, von heute auf morgen wurde der Profi aus dem Alltag gerissen. Persönlich und sportlich. „Es war eine beschissene Stelle, eine angeborene Fehlbildung“, sagte er später im vereinseigenen Podcast. „Gefühlt musste ich alles neu lernen.“ Nach einer der vielen Rehamaßnahmen brachte es Zipser auf den Punkt: „Die letzten zwei, drei Wochen waren fast die Hölle.“ Das war Anfang Dezember letzten Jahres. „An ein Comeback denke ich momentan nicht.“

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Daran dachte er selbst am 2. März nicht, als Trainer Andrea Trinchieri ihn kurzerhand und ungeplant im Audi-Dome ins kalte Wasser warf gegen die Hamburgs Towers. Vor gerade einmal 1000 Zuschauern, für ganze 15 Sekunden. Dennoch war es das Comeback des Jahres. Ein Aufatmen ging durch die Basketballwelt. Trinchieri sagte: „Wir haben für ihn gespielt.“ Und nach einem 18-Punkte-Rückstand zur Pause gewonnen. Die Überraschung war geglückt. „Diese 15 Sekunden sind für mich eine ganze Welt“, sagte Geschäftsführer Marko Pesic – und fügte hinzu: „Obwohl, das muss ich so sagen, sein Phlegma manchmal sein Kennzeichen ist und genau in dieser Situation seine Stärke war.“

Erstaunliche Worte von Pesic, der dem ehemaligen NBA-Profi umgehend, als keiner wusste, wie es weitergeht, den Vertrag um drei Jahre verlängerte. Eine Geste des Vertrauens. Ehrenpräsident und Basketballfan Uli Hoeneß hat Zipser gleich am Krankenbett besucht, „auch wenn ich davon nicht viel mitbekommen habe“, aber zumindest so viel: „Es zeigt einfach, wie der Verein zusammensteht.“ Im Fußball und im Basketball. Zipser ist nur einer von vielen Stars im Bayern-Ensemble, aber keine Nummer. Als deutscher Spieler sorgt er nicht nur dafür, die nötige Quote zu erfüllen, er ist eine wichtige Identifikationsfigur in diesem Sport, in dem oft das Heuern und Feuern Prinzip ist.

Zipser gehört wieder fest zum Team, das durch die Teilnahme an der Euroleague allerdings starken Schwankungen unterliegt. Bei der 75:106-Klatsche in Oldenburg wurde der Kader um wenige Stammspieler wie eben Zipser mit Nachwuchskräften aufgefüllt. Das dürfte am Samstag (20.30 Uhr) in Ludwigsburg nicht der Fall sein, auch wenn die Bayern im Euroleague-Viertelfinale nach Ostern gleich beim Topteam in Barcelona spielen, während die Riesen in der Champions League am Dienstag zum entscheidenden dritten Spiel bei U-BT Cluj-Napoca in Rum änien antreten müssen.

Die Bayern also in stärkster Formation? Mit Zipser – und Nick Weiler-Babb? Der wechselte 2020 von den Riesen zu den Bayern. Und erlitt dort ebenfalls einen herben Rückschlag. Just an jenem 2. März, als Zipsers Leidenszeit zu Ende ging, begann die von „NWB“. Der knallte nach einem Dunking-Versuch mit dem Kopf auf den Boden, wo er minutenlang liegen blieb. Bilder, die den Atem stocken ließen. Im Gegensatz zu Zipser spielte sich die Tragödie in der Halle ab. Vergangenen Sonntag wagte Weiler-Babb sein Comeback – auch für ihn könnte sich in Ludwigsburg also ein Kreis schließen.