MHP Riesen (in Gelb) gewinnen gegen Cluj das Duell im Viertelfinale. Foto: Pressefoto Baumann/Hansjürgen Britsch

Ludwigsburgs Basketballer haben das Final Four der Champions League erreicht. Das rechnet sich finanziell – aber auch sportlich?

Die Spieler der MHP Riesen Ludwigsburg wurden am Dienstag auf eine Geduldsprobe gestellt. 1,5 Sekunden vor Ende der Partie flogen in der mit 10 000 Zuschauern ausverkauften Arena von Cluj-Napoca nochmals Papierschlangen der Rumänen von den Rängen – wohl aus Frust über die 73:79-Niederlage und damit das Ausscheiden der Mannschaft aus der Basketball Champions League im Viertelfinale. Am Ende zog sich das Spiel über fast zweieinviertel Stunden hin, ehe der Einzug der Riesen ins Final Four vom 6. bis 8. Mai in Bilbao feststand.

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Ein Bild mit Symbolcharakter. Denn auch die Bundesliga muss durch diesen sportlichen Erfolg in die Verlängerung der Saison. Die sollte ursprünglich am 1. Mai mit dem 34. Spieltag für alle Teams zu Ende sein, daraus wird nichts. Zu viele Nachholspiele (auch wegen Corona) stehen an, und das trifft die Riesen besonders hart. Beginnend mit dem Derby gegen die Hakro Merlins Crailsheim am Samstag (20.30 Uhr) gibt es in der BBL innerhalb von sechs Tagen drei Partien: am nächsten Dienstag dann in Würzburg und zwei Tage später in Bayreuth. Und als I-Tüpfelchen folgt keine 48 Stunden nach dem Finalspieltag der Champions League in Bilbao das letzte Nachholspiel gegen Heidelberg, das möglicherweise noch über die Platzierung für die Play-offs entscheidet, die wegen des internationalen Erfolgs der Riesen nun erst am 13. Mai beginnen werden.

„Wir haben gewusst, dass es sehr eng werden kann“, sagt Ludwigsburgs Vorsitzender Alexander Reil zu dem Dilemma, „aber schließlich wünscht man sich als Verein ja sportlichen Erfolg.“ Nicht ausgeschlossen allerdings, dass die Mannschaft den Strapazen irgendwann Tribut zollen muss, zumal in Cluj mit den Routiniers Tremmell Darden (40) und Yorman Polas Bartolo (auch schon 36) gleich zwei Stammspieler angeschlagen vom Feld gingen.

Zumindest finanziell zahlt sich der Erfolg in der Champions League, in der zwischenzeitlich ein Verlustgeschäft drohte, aus. Mit den 2700 Zuschauern in der Zwischenrunde gegen Galatasaray Istanbul und zuletzt den knapp 3300 gegen Cluj im Viertelfinale hat sich die Lage deutlich gebessert. Hinzu kommen die Erfolgsprämien aus der Champions League. Alexander Reil drückt sich diplomatisch aus: „Wir sind in einem Bereich, in dem wir nicht mehr drauflegen.“ Sicher hat der Verein schon mal 140 000 Euro, beim Finaleinzug in Bilbao sogar 400 000. Doch darauf schielt auch der Halbfinalgegner Baxi Manresa aus der Nähe von Barcelona, die Überraschungsmannschaft in der starken spanischen Liga ACB, die zudem auf den Heimvorteil auch in Bilbao setzen kann, wo die Halle mit 10 000 Zuschauern ausverkauft sein dürfte. Aber das sind die Riesen inzwischen ja gewohnt – mit Erfolg.