Wenn die Busse künftig am Fahrbahnrand halten, gibt es für Autos keine Chance mehr, sie zu passieren. Foto:  

Die Bushaltestelle Dürrbachstraße wird barrierefrei umgestaltet. Busse sollen nicht mehr in der Bucht sondern am Gehwegrand halten. Die Bezirksbeiräte fürchten Staus, weil Busse nicht überholt werden können.

Rohracker - Stadt und die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) wollen sukzessive alle Bushaltestellen barrierefrei ausbauen. Der Busstopp Dürrbachstraße gehört zu den vordringlichen Haltepunkten. Beim Rundgang mit dem Behindertenbeauftragten der Stadt und den Stadtseniorenräten wurde die Kreuzung Rohracker-/Dürrbachstraße als drängendes Problem für Menschen, die nicht mehr gut zu Fuß sind, angesprochen. Nicht nur die Absenkung der Gehwegkanten für die Nutzung von Gehwagen und Rollstuhl, sondern auch der erleichterte Ein- und Ausstieg in die Busse wurden als Wunsch vorgetragen. Mittlerweile gibt es zur Umgestaltung konkrete Pläne. Bislang biegen die Busse der Linie 62 vor dem Rohracker Friedhof in eine Haltebucht ein und lassen dort die Fahrgäste ein- oder aussteigen. Gemäß den Plänen soll die Haltestelle näher Richtung Emma-Reichle-Heim gerückt werden, die Busse sollen zudem nicht in einer Bucht, sondern am Fahrbahnrand halten.

Die Freie-Wähler-Bezirksbeiratsfraktion begrüßt den Umbau zu einer barrierefreien Haltestelle zwar, hat aber Bedenken, dass die Busse künftig einige Minuten auf der Fahrbahn stehen. „Das gefahrlose Überholen durch die dahinter fahrenden Fahrzeuge ist nicht mehr gegeben“, sagt Freie Wähler-Bezirksbeirätin Karin Kaiser. Zum einen riskieren die Überholenden es, mit dem Gegenverkehr zusammenzustoßen. Zudem werden Passanten gefährdet, die vor dem Bus die Straße überqueren wollen.“ Bislang bleiben die Busse auf der Fahrt nach Rohracker in der Haltebucht einige Zeit stehen. Die Fahrgäste, die auf die gegenüberliegende Gehwegseite – zum Beispiel zum Aktivspielplatz oder zu den Tennisplätzen wollen – überqueren zumeist den Zebrastreifen hinter dem Bus und sind damit gut sichtbar. Künftig laufen sie eher vor dem Bus über die Straße.

Zudem befürchten die Bezirksbeiräte aus Rohracker die Zunahme von Staus. Für Autofahrer fällt eine der wenigen Möglichkeiten zwischen Dürrbachkreisel und Endstation weg, den vor ihm fahrenden gelben SSB-Riesen zu überholen. „Auf Grund der engen Verhältnisse im weiteren Verlauf werden die Busse eine große Autoschlange hinter sich her ziehen“, warnen Kaiser und ihre Fraktionskollegin Mailin Frey. Es geht im Anschluss fast durchgängig einspurig weiter. Sowohl im Abschnitt nach dem Autohaus Wolf, am Kelterplatz, in der Sillenbucher Straße und in der Tiefenbachstraße nach dem Bürgerhaus verschmälert sich die Fahrbahn so stark, dass nur ein Bus durchkommt. Die entgegenkommenden Fahrzeuge – darunter oftmals der Bus in Richtung Hedelfingen – müssen warten.

Die neue Situation, so Kaiser und Frey, wird einen neuen Ausweichverkehr verursachen. „Manch hinter dem Bus fahrende Autofahrer wird ab dem Rohracker Plätzle versuchen, über die enge Rohrackerstraße und den Luikenweg schneller als der Bus zu sein. Sie müssen dann am Kelterplatz nicht lange hinter ihm warten, sondern lassen ihn auf diesem Umweg hinter sich“, erklärt Kaiser. Die Freie-Wähler-Fraktion bittet in ihrem Antrag deswegen das Tiefbauamt, alternative Vorschläge zu entwickeln, die ein Vorbeifahren am haltenden Bus weiterhin ermöglichen.

CDU-Bezirksbeirat Mario Graunke kann den Wunsch durchaus nachvollziehen. Als Experte für Personennahverkehr kennt er aber die Vorteile der Bus-Caps. „Im Vergleich zu Buchten können die Busse dort ganz plan an den Randstein fahren und barrierefreies Ein- und Aussteigen ermöglichen. Zudem verlieren sie bei der Ein- und Ausfahrt keine Zeit.“ Eberhard Schweizer von den Grünen und Raili Kaarina Salmela von der FrAktion Linke-SÖS-Piraten-Tierschutz befürworten gerade aus Sicherheitsgründen, dass Autos am Emma-Reichle-Heim eher abgebremst werden. Dennoch wurde der Antrag, nach Alternativen zu suchen, mit neun Stimmen bei einer Enthaltung angenommen.