Naturerlebnis par excellence: der Ötisheimer Barfußpfad. Foto: /Simon Granville

Der Barfußpfad in Ötisheim ist ein verstecktes Paradies für alle, die keine Berührungsängste haben und gerne die Natur mit vielen Sinnen spüren: ein schuhloses Vergnügen für fast jedes Alter.

Ötisheim - Schmatzend quillt der Schlamm zwischen den Zehen hervor, bevor man beim nächsten Schritt wieder knöcheltief in der kühlen, graubraunen Masse einsinkt. Die Station „Matsch“ lässt Kinderherzen höher schlagen, aber nicht nur die: Wann kann man schon mal unreglementiert und nach Herzenslust schuhlos durch die Pampe stapfen? Auf dem Barfußpfad am Ortsrand von Ötisheim nahe Mühlacker im Enzkreis ist das nicht nur erlaubt, sondern gewollt. Von der Gemeinde im Jahr 2004 im Gemeindewald angelegt und nahezu jährlich um eine neue Station erweitert, bietet er auf einem etwa 1,5 Kilometer langen Rundweg Bodenhaftungs- und Balanciererlebnisse der besonderen Art. Und gesund ist das Ganze auch noch.

Was ist das Besondere?

Rund 30 Stationen warten mit unterschiedlichen begehbaren Naturmaterialien auf, darunter Kies und Steine in jeder Größe, Sand in verschiedenen Körnungen, Äste, Moos, Kork, Reisig, Fichten- und Kiefernzapfen, Rinde, Ton-Granulat oder Holzscheiben. Auch Betonrollen, Fliesen oder Pflastersteine sind dabei. Dazwischen eingestreut sind diverse Balancier-Elemente, außerdem kann man an einem Baumstamm-Xylofon ausprobieren, wie Weißbuchen-, Erlen- oder Elsbeerenholz klingt. Die Barfuß-Runde ist nicht nur sehr abwechslungsreich und macht Riesenvergnügen, sie ist auch gesund: Sie kräftigt Muskeln und Gelenke, fördert die Durchblutung, regt das Herz- und Kreislaufsystem an, stärkt das Immunsystem und massiert die Fußreflexzonen. Wer die Runde durch hat und sie nicht, weil’s so schön war, gleich ein zweites Mal macht, hat danach eines garantiert: prickelnde Füße.

Für wen ist der Barfußpfad geeignet?

Für alle Altersstufen, die sicher auf den Beinen sind, sich gerne draußen bewegen, neugierig sind und nicht allzu empfindliche Füße haben. Für Familien mit Kindern ist der Barfußpfad ein perfektes Ausflugsziel – gerade auch an heißen Tagen, denn der Weg führt komplett durch den Wald. Auf halber Strecke gibt es einen kleinen Spielplatz – und einen großen direkt am Eingang des Barfußpfades, neben dem außerdem Holztische und -bänke dazu einladen, sich das mitgebrachte Vesper schmecken zu lassen. Hunde sind allerdings auf der Runde nicht erlaubt, Kinderwagen und andere Fahrzeuge (Roller, Räder, Rollstühle) auch nicht.

Was kostet der Barfußpfad?

Nichts. Die Gemeinde Ötisheim stellt Besuchern ihren Barfußpfad kostenlos zur Verfügung. Sie hat aber eine Spendenkasse aufgestellt und freut sich, wenn diese befüllt wird, denn die Instandhaltung des Barfußparks ist kostspielig. Wöchentlich geht der Bauhof zur Kontrolle durch, Materialien und Untergründe müssen regelmäßig ausgetauscht und Geräte gewartet und gepflegt werden. Neben einer Spende bittet die Gemeinde auch um zivilisiertes Benehmen und Rücksichtnahme. „Vergangenes Jahr im Lockdown, als fast alles zuhatte, war es teils sehr voll, und manche Leute haben die Wegränder als Toilette benutzt und ihren Müll einfach auf dem Weg liegenlassen“, erzählt Lizandra Stöhle, die Ötisheimer Hauptamtsleiterin. „Dabei haben wir eine Toilette am Eingang und mehrere Mülleimer entlang der Strecke. Es wäre schön, wenn die dann auch benutzt würden.“

Kann man in der Nähe einkehren?

Eigentlich ja, zumindest an Sonn- und Feiertagen, denn das Ötisheimer Naturfreundehaus liegt direkt am Eingang des Barfußpfades. Aber es sind eben keine normalen Zeiten: Wegen Corona sei das Haus derzeit noch zu, informieren die Naturfreunde Ötisheim. Also: Vesper und Getränke mitnehmen.

Welche Ausrüstung braucht man?

Am besten eignen sich robuste, kurze Hosen, denn wer beispielsweise die Schlamm-Stationen auskostet oder durchs Wasser watet, kann schon mal ordentliche Spritzer abbekommen. Am besten sicherheitshalber Kleidung zum Wechseln mitnehmen – und ein Handtuch, damit man sich zum Schluss nach der Fuß- und Beindusche abtrocknen kann. Mückenschutz schadet auch nichts. Für Schuhe und Socken gibt es am Eingang des Barfußpfades ein hölzernes Abstellregal.

Wie kommt man hin?

Der Barfußpfad liegt am nördlichen Ortsrand von Ötisheim direkt beim Naturfreundehaus. Auf der Landesstraße L 1132 Richtung Maulbronn biegt man im Kreisverkehr Richtung Naturfreundehaus ab. Entlang der Zufahrt zum Naturfreundehaus gibt es Parkplätze, ansonsten kann man das Auto auch bei der nahe gelegenen Erlentalhalle abstellen. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln gelangt man von Mühlacker aus mit der S 9 Richtung Bretten bis nach Ötisheim. Vom dortigen S-Bahn-Haltepunkt geht es durch die Bahnunterführung, die Industriestraße entlang und kurz vor dem Kreisverkehr rechts ab zum Naturfreundehaus. Die Gehzeit beträgt etwa 20 Minuten.

Womit lässt sich die Tour kombinieren?

An schönen Tagen ist der Besuch des kleinen, feinen Ötisheimer Freibads, das abseits von Durchgangsverkehr und Lärm mitten im beschaulichen Wiesental liegt, ein perfekter Abschluss des Barfußparktrips. Es punktet mit einer Schaukelbucht im Schwimmerbecken, einem mit Sonnensegel überdachten Kleinkinderbereich, großzügigen Liegewiesen, einem separaten Spielbereich mit Beachvolleyballfeld, Fußballfeld, Tischtennisplatten und Sandkasten und einem Kiosk mit Außenbewirtschaftung. Wegen Corona ist der Eintritt limitiert, die Karten müssen vorab online gekauft werden. Bezahlt wird via Paypal, der Link zum Ticketshop findet sich auf www.oetisheim.de. Wen es mehr nach Kultur hungert als nach Badefreuden: Nur wenige Kilometer entfernt liegt das als Weltkulturerbe klassifizierte Zisterzienser-Kloster Maulbronn – eine der am besten erhaltenen mittelalterlichen Klosteranlagen nördlich der Alpen.