Aufgrund der Streckensperrung hat die Bahn einen Schienenersatzverkehr eingerichtet. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Der Andrang auf die Busse zwischen Bad Cannstatt und Waiblingen hält sich am Samstag zunächst in Grenzen. Ein Überblick.

“Es ist Samstag, die Leute sind zuhause, schlafen aus.” Maga ist einer der Helfer an diesem Samstagvormittag am Wilhelmsplatz in Bad Cannstatt und hat nicht allzu viel zu tun. In der Nacht war die Bahnstrecke zwischen Bad Cannstatt und Waiblingen wie angekündigt gesperrt worden, seitdem fahren keine S-Bahnen mehr, Omnibusse ersetzen sie. Maga und seine Kolleginnen und Kollegen sollen den Fahrgästen am Wilhelmsplatz helfen, den richtigen Bus zu finden und ihnen überhaupt mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Aber sie haben erst einmal keinen großen Stress, erleben einen eher ruhigen Auftakt des im Vorfeld viel kritisierten Busersatzverkehrs.

Etliche der wirklich vielen Omnibusse, die manchmal fast im Minutentakt in Bad Cannstatt ankommen, sind um diese Tageszeit leer. Nur ganz vereinzelt steigen Fahrgäste aus und eilen dann gleich hinüber zur Stadtbahnhaltestelle, um weiter in Richtung Stuttgarter Innenstadt zu fahren. In Fahrtrichtung Waiblingen steigen auch nur wenige Menschen zu. Ein Bahnmitarbeiter vermutet, dass es gegen Spätnachmittag und Abend, wenn die ersten wieder vom Frühlingsfest nach Hause wollen, voller wird.

Eine der Fragen, die der Helfer Maga beantworten muss, ist immer mal wieder: “Fahren die Busse auch zum Frühlingsfest?” Dann verweist er auf die Stadtbahn oder die Buslinie 45, die auch hier hält. Von fast jedem der wenigen Fahrgäste wird er aber gefragt: “Fährt der nach Waiblingen?” Der Grund dafür: Die Busse sind zwar rundherum mit großflächigen Plakaten versehen, auf denen eine S-Bahn durchgestrichen ist und “SEV” - die Abkürzung für Schienenersatzverkehr - steht. Aber nicht alle Leuchtanzeigen vorne an den Omnibussen lassen sich offenbar beliebig beschriften. Deswegen fahren einige mit der Aufschrift “Betriebsfahrt” zwischen Cannstatt und Waiblingen hin und her. Und das bedeutet ja im Normalbetrieb, dass man nicht einsteigen darf.

Der Protest gegen die Streckensperrung der Bahn geht unterdessen weiter

Die Helfer am Wilhelmsplatz erklären dann kurz den Unterschied zwischen den Expressbussen, die ohne Zwischenstopp unterwegs sind, und den Bussen, die beispielsweise auch in Fellbach halten. Ansonsten ist das Servicepersonal vor allem damit beschäftigt, die Busse so zu dirigieren, dass auch wirklich alle genug Platz haben. Wenn drei oder vier davon fast gleichzeitig ankommen, kann es an der Haltestelle schonmal eng werden.

Der Protest gegen die Streckensperrung der Bahn geht unterdessen weiter, auch das ist an der Interimshaltestelle am Wilhelmsplatz deutlich sichtbar. Auf einem großen Plakat mit der Überschrift “Stoppt die Vollsperrung der Bahnstrecke Bad Cannstatt - Waiblingen” der Ortsverband von Die Linke und Die FrAKTION im Bezirksbeirat zu einer Diskussionsveranstaltung im Bezirksrathaus Bad Cannstatt am Dienstag, 16. Mai, um 19 Uhr ein. “Schluss mit dem Chaos und dem Herunterwirtschaften der Bahn”, heißt es auf dem Plakat. “Für eine Bahn im Interesse von Nutzerinnen und Beschäftigten.”

Cornelius Gold aus dem Stuttgarter Süden liest das Plakat nicht. Er will an diesem Vormittag nach Winnenden, ist mit der Stadtbahn vom Erwin-Schoettle-Platz gekommen, steigt entspannt in einen fast leeren Expressbus nach Waiblingen, den Maga ihm zeigt, und fährt von dort aus weiter. “Das hat bis jetzt alles problemlos funktioniert”, sagt er. Dem kann Maga nur zustimmen. Die Straßen sind leer, die Busse kommen problemlos voran, niemand muss lange warten, wobei gleichzeitig die Stadtbahnen der U1, die von Fellbach kommen, richtig voll sind. Die Helfer am Wilhelmsplatz sind sich aber auch sicher, dass es nicht so ruhig bleiben wird: “Nächste Woche mit Berufsverkehr wird es stressiger.”