Das Eiscafé Verdi ist nur eins von vielen gastronomischen Angeboten am Bahnhof in Bernhausen. Im Hintergrund die Bäckerei Wanner. Foto: Patrick Steinle

Am Bernhäuser Bahnhof liegen Rush Hour und Tea Time nah beieinander. Während es viele rund um den ÖPNV-Umschlagplatz eilig haben, bieten Cafés und Bäckereien eine Auszeit an.

Vier Bäcker, das Eiscafé Verdi, der Dönerladen Kebap World und die Eisdiele Eisbär in unmittelbarer Nähe: Am Bahnhof in Bernhausen, wo viele Menschen Tag ein, Tag aus von A nach B eilen, lädt die Umgebung zum Verweilen ein. Was die Bäckereien betrifft, sind Happy Baker, A la Miss und Wanner vertreten. Und seit Anfang März dieses Jahres hat die Familienbäckerei Wanner aus Holzgerlingen eine zusätzliche Filiale in zentralerer Lage.

Direkt gegenüber des Bahnhofs an der Volmarstraße hat die neue Bäckerei eröffnet. „Der Standort macht in jedem Fall Sinn“, erklärt Prokuristin Lilian Kienzle, die das Geschäft gemeinsam mit ihrem Bruder Alexander Wanner in der siebten Generation führt. Die Filiale zieht zwei verschiedene Arten von Kunden an. Auf der einen Seite natürlich die Durchreisenden, „die schnell rüberspringen“ und etwas zum Mitnehmen ordern. Auf der anderen Seite lädt die Bäckerei Wanner ihre Kundschaft ein, in oder vor dem Café zu genießen. „Wohlfühlfarben“, wie sie Kienzle nennt, und beispielsweise zwei Hängestühle verdeutlichen diese Ambition.

Die Konkurrenz belebe das Geschäft

„Wir wollen ein gemütliches Ambiente verbreiten“, sagt die gebürtige Wanner und begrüßt gerne Kunden, die ihre Mittagspause dort verbringen. Außerdem übernimmt die Bäckerei das Frühstück für das Hotel Schumacher und veranstaltet in diesem abgesonderten Bereich zudem Geburtstags- aber auch Trauerfeiern.

Doch nicht nur bei Wanner kann man Zeit liegen lassen, auch die weiteren Bäckereien bieten Anlass, sich hinzusetzen. Als schädlich empfindet Kienzle das nicht: „Die Konkurrenz belebt das Geschäft.“ Beispielsweise sind die Plätze beim Eiscafé Verdi mitten auf dem Bahnhofsgelände heiß begehrt, sobald die Sonne scheint und die Temperaturen steigen. Auch hier gilt das gleiche Prinzip: Manche holen sich ihre Kugel Eis einfach ab, andere entspannen mitten im Trubel der öffentlichen Verkehrsmittel.

Der Bahnhof in Bernhausen stellt also einen gewissen Kontrast dar. „Ich finde, da hat sich viel getan“, sagt Kienzle. „Ich fühle mich da wohl.“ Gleiches empfindet auch Eva-Maria Jörg, Leiterin des Referats für Wirtschaft und Marketing der Stadt Filderstadt. „Es ist ein Ort, an dem man sich lange aufhalten kann“, meint sie. Dabei war das von Seiten der Stadt nie so geplant, es war eine Entwicklung aus dem privatwirtschaftlichen Bereich.

Die Stadt erhofft sich eine weitere Belebung

Dass es nun vier Bäcker auf nahezu einem Fleck sind, sei kein Problem, da jeder trotzdem ein eigenes Einzugsgebiet hat. A la Miss und die neue Wanner-Filiale sind zentral verortet. Zwischen Bahnhof und Happy Baker liegt die vielbefahrene Karlstraße, die ältere Wanner-Filiale trennt eine große Kreuzung vom ÖPNV-Umschlagplatz. Dennoch verfolge man eben diese Entwicklung mit Spannung. „Wir freuen uns über alle, die in Filderstadt verweilen“, sagt Jörg. „Es hat sich eine kleine Wohlfühloase gebildet.“

Aus Sicht der Stadt ist das aber noch nicht unbedingt genug. „Wir hoffen, wir kriegen die Achse zur Fußgängerzone hin“, berichtet Jörg. Wo sich an der Volmarstraße bereits eine Filiale des Drogerieladens Rossmann, die Stadtbibliothek und die Kult-Eisdiele Eisbär befinden, soll demnächst ein Ärztezentrum entstehen. Ist dann erst einmal die komplette Straße belebter, erhofft sich die Stadt also einen Durchlauf bis zur Fußgängerzone, wo ebenfalls einige Geschäfte und Läden beheimatet sind. „Wir arbeiten gerade daran“, so Jörg.