Die Angst fährt immer mit bei älteren und gehbehinderten Menschen, die im Nahverkehr unterwegs sind. Nun ist ein 78-Jähriger nach einem Sturz in der Stadtbahn gestorben.
Für ältere Fahrgäste im Nahverkehr ist dies ein drängendes Problem: die Sturzgefahr in Bus und Bahn. Beim ruckartigen Anfahren und einer Gefahrenbremsung kommen immer wieder ältere Personen zu Schaden. Nun muss die Verkehrspolizei in einem tragischen Fall ermitteln. Für einen 78-Jährigen hat ein Sturz in einer Stadtbahn im Stuttgarter Osten tödliche Folgen. Die Umstände sind nicht vollständig geklärt.
Wie die Polizei am Donnerstag mitteilte, soll sich der Unfall bereits am vergangenen Freitag, 23. Mai, gegen 12.50 Uhr ereignet haben. Der 78-Jährige war an der SSB-Haltestelle Stöckach im Stuttgarter Osten in eine Stadtbahn der Linie U 2 eingestiegen, die dann in Richtung Bad Cannstatt losfuhr. Offenbar kam der Senior beim Anfahren aus dem Gleichgewicht und stürzte zu Boden. Dabei dürfte er sich eine schwere Beinverletzung zugezogen haben, die zunächst nicht sonderlich gravierend erschien. Erst beim Aussteigen am Daimlerplatz in Bad Cannstatt stellten sich starke Schmerzen ein.
Klage über Sturzgefahren gibt es seit Jahren
Nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei soll ein unbekannter Fahrgast dem 78-Jährigen geholfen haben, als dieser nicht mehr gehen konnte. Ein weiterer unbekannter Zeuge soll den Rettungsdienst alarmiert haben, der den Verletzten in ein Krankenhaus transportierte. Zu der schweren Oberschenkelverletzung kamen noch weitere medizinische Komplikationen dazu – und der 78-Jährige verstarb in der Nacht zum Mittwoch. Die Verkehrspolizei versucht nun nachträglich den Unfall aufzuklären. Dazu werden Zeugen gesucht, die den Sturz in der Stadtbahn mitbekommen haben. Insbesondere werden die beiden Zeugen gesucht, die dem 78-Jährigen am Daimlerplatz geholfen hatten und weitere Angaben machen können. Hinweise werden an Telefon 07 11 / 89 90 - 41 00 erbeten.
Die Klage über Sturzgefahren gibt es bereits seit Jahren. Dabei wird die Polizei oft erst nachträglich informiert – wie auch in diesem Fall. Dabei handelt es sich häufig um Situationen, bei denen überraschende Fahrmanöver die Betroffenen aus dem Gleichgewicht bringen. Am 5. Mai wurde eine 70-jährige Frau in einer Stadtbahn U 1 schwer verletzt, die in die Haltestelle Mineralbäder einfuhr. Am 2. Mai wurde ein 64-jähriger in einem Linienbus verletzt, als der Busfahrer am Arnulf-Klett-Platz wegen eines unbekannten Transporterfahrers abbremsen musste.
Am 9. April sind in einer Stadtbahn U 2 in der Schloßstraße zwei 72 und 82 Jahre alte Frauen verletzt worden, am 25. März ein 83-Jähriger in einer U 12. Auch in letzteren beiden Fällen waren unaufmerksame Autofahrer den Bahnen in die Quere gekommen. Besonders drastisch war der Tod einer 72-Jährigen, die im April 2020 in einem SSB-Bus der Linie 43 im Herdweg im Stuttgarter Norden zu Fall kam. Sie wurde Tage später tot in ihrer Wohnung gefunden. Eine Sprecherin der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) betont, dass man alles für die Unfallprävention unternehme – dass sich Fahrgäste aber grundsätzlich „im Fahrzeug immer festen Halt verschaffen“ sollten.