Anlage zur Herstellung von synthetischen Kraftstoffen: Aus Strom kann erst Wasserstoff und dann mithilfe von CO2 synthetischer Kraftstoff hergestellt werden Foto: dpa//Sebastian Kahnert

Diesel oder Flugkerosin können aus erneuerbaren Energien hergestellt werden. Aufwand und Kosten für die Erzeugung von klimaneutralen Kraftstoffen sind hoch, Baden-Württemberg will sie dennoch vorantreiben.

Baden-Württemberg will die Produktion und den Einsatz von synthetischen Kraftstoffen aus erneuerbaren Energien stärker voranbringen. Am Dienstag hat das grün-schwarze Kabinett einen entsprechenden Fahrplan des Verkehrsministeriums gebilligt, die „Roadmap reFuels“. Ziel ist es demnach, mit einem „nennenswerten Anteil“ klimaneutraler Kraftstoffe im Verkehrssektor zum Erreichen der Klimaschutzziele beizutragen. Dafür will das Land auch die Zusammenarbeit insbesondere mit wind- und sonnenreichen Ländern stärken.

Es gebe Bereiche, in denen synthetische Kraftstoffe nötig seien, sagte Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne): „Fliegen ist in absehbarer Zeit mit Batterien nicht möglich, aber auch Fliegen muss klimaneutral werden.“ Eingesetzt werden könnten die Kraftstoffe zudem etwa in der Schifffahrt oder für Langstreckentransporte.

Nur in Bereichen, in denen es nicht batterieelektrisch geht

Zugleich betonte der Verkehrsminister aber auch, dass die aus Strom, Wasserstoff und CO2 erzeugten Kraftstoffe nicht für alles die Lösung seien. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sagte: „Technologieoffenheit ja, aber keine verkappte, mit der man retten will, was der Vergangenheit angehört. Schon aus energetischen Gründen ist der Einsatz von synthetischen Kraftstoffen als Alternative zur Batterie abwegig.“

Ein mit synthetischen Kraftstoffen betriebenes Auto benötigt für eine bestimmte Strecke die sechsfache Menge an Energie wie ein batterieelektrisches Auto. Um bis 2030 nur zwei Prozent klimaneutral erzeugtes Flugkerosin zu erzeugen, seien „riesige Mengen“ an erneuerbaren Energien notwendig, sagte Hermann. Der Kraftstoff werde zudem nicht billig sein – könne also im Einsatz für die Bestandsflotte an Verbrennern auch in einigen Jahren lediglich als Beimischung einen Beitrag leisten. Die FDP im Landtag hält dies „für zu kurz gesprungen“.

Die Kosten für die Erzeugung werden auch künftig hoch bleiben

Bislang werden synthetische Kraftstoffe vor allem im Rahmen von Forschungs- und Pilotprojekten erzeugt. Die Technologien seien hochskalierbar, sagte Maike Schmidt vom Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg. „Synthetische Kraftstoffe werden aber preislich auch zukünftig nicht mit elektrischen Antrieben konkurrieren können.“ Allein die Gewinnung von CO2 aus der Umgebungsluft – Direct Air Capture – ist aufwendig. Für klimaneutrale synthetische Kraftstoffe wird deutlich mehr Strom aus Erneuerbaren gebraucht. „Angesichts der bislang erreichten Ausbaugeschwindigkeiten ist das eine sehr große Herausforderung.“

Um den hohen Bedarf an Energie aus erneuerbaren Quellen decken zu können, arbeitet das Land an Kooperationen mit anderen Ländern. Unterstützt wird etwa ein Vorhaben aus Heilbronn, in Andalusien mit Hilfe von Solarstrom Wasserstoff und als Folgeprodukt Methanol herzustellen. In einer Raffinerie in Karlsruhe können daraus dann Kerosin und Benzin hergestellt werden.