Nicht jeder Schüler hat einen Laptop oder ein iPad zuhause. Foto: /Britta Pedersen

Die Digitalisierung an den Gemeinschaftsschulen ist nicht auf einheitlichem Niveau. Während es in Münster sehr gut läuft, fehlt es in Bad Cannstatt zum Teil an Endgeräten oder funktionierenden Leitungen.

Bad Cannstatt - Die Corona-Pandemie hat es deutlich gemacht: An unseren Schulen steht es mit der Digitalisierung nicht sonderlich gut. Viel zu groß sind die Unterschiede – nicht nur in der Ausstattung. Sieben Monate nach der Gründung der Digitalisierungsinitiative vergab der Zusammenschluss mehrerer Bildungsverbände in Baden-Württemberg der Digitalisierung an den 4500 Schulen im Land die Note ungenügend. Die Digitalisierung sei vom Kultusministerium verschlafen worden, wird kritisiert. Die angepriesenen Systeme wie Moodle seien nicht für alle Stufen geeignet und die Kommunikationsplattform Threema schließe die Eltern aus. Die Beteiligten seien außen vor gelassen worden.

Online-Themenwoche im Februar

Die Digitalisierungsinitiative, ein Bündnis aus Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft, Verband für Bildung und Erziehung, Grundschulverband, Berufschullehrerverband und Verein für Gemeinschaftsschulen, hat für Februar kommenden Jahres eine Online-Themenwoche angekündigt. Dabei soll mit Vertretern aus Schule, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik über die Zukunft von digitalem Lernen gesprochen werden.

Das Kultusministerium hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Eine Milliarde Euro fließe in die Digitalisierung der Schulen. Zusätzlich investierten Bund und Länder 65 Millionen in die IT-Administration an Schulen. Dies muss das Lehrerkollegium derzeit nebenher managen. Dies bestätigen die Schulleiter der drei befragten Gemeinschaftsschulen. „Da fällt inzwischen so viel an, dass ein IT-Experte für zwei bis drei Schulen gut zu tun hätte“, führt Matthias Bolay von der Eichendorff-Gemeinschaftsschule aus. Das Kollegium sei sehr bemüht, „und es klappt auch ganz gut. Es fehlt aber an der IT-Betreuung. Das muss nebenher gemacht werden.“ Dem stimmt Katrin Steinhülb-Joos, Rektorin der Altenburg-Gemeinschaftsschule, zu. „Die Kollegen habe sich selbst fortgebildet und fungieren als Multiplikator für andere.“ Es wurde gemeinsam ein Konzept im Kollegium erarbeitet und umgesetzt. „Es fehlt die Unterstützung. IT-Fachleute sollten vor Ort sein.“ Das wäre eine große Hilfe.

Gespannt auf 2021

„Wir haben es ganz gut erwischt“, erzählt Schulleiterin Damaris Scholler aus dem Alltag der Elise-von-König-Gemeinschaftsschule. Es sei sichergestellt, dass die Schülerschaft Endgeräte hat, sodass Homeschooling oder Fernunterricht praktiziert werden kann. Wo es gefehlt hat, wurden iPads verliehen. Diese wurden vorige Woche ausgegeben, mussten im Gegenzug die Leihverträge unterschrieben werden. Auch mit Moodle als System kämen alle klar. Für den Zugang seien Ordner hinterlegt. „Wir sind voll entspannt“, freut sich die Schulleiterin, „aber auch sehr gespannt, wie es im Januar dann weitergeht.

Auch an der Eichendorffschule laufe es ganz gut, sagt Rektor Bolay. „Die technische Ausstattung ist in Ordnung.“ Auch dank einer großen Spende des Fördervereins. Davon wurden Laptops angeschafft. Und von der Stadt wurden iPads geliefert. „Jeder an der Schule hatte die Möglichkeit, sich ein iPad oder einen Laptop zu leihen.“ Nicht immer gebe es aber WLAN zuhause. Der Fernunterricht habe aber gut funktioniert. „Ich habe online Mathe unterrichtet, die Schüler waren sehr motiviert.“ Obwohl der Neubau bezogen und gut ausgestattet ist, bleiben technische Probleme nicht aus. „Einmal ist um 11 Uhr der Server zusammengebrochen. Da ging dann nichts mehr.“

Prüflinge ohne Endgeräte

Das kennt Katrin Steinhülb-Joos nur zu gut. Die Altenburgschule leidet unter alten Leitungen. Immer wieder fliegt die Sicherung raus, können nur begrenzt Endgeräte genutzt werden. Zudem gibt es diese nicht für alle Schüler. „Die Lieferung wurde bereits im Januar angekündigt, sie ist aber noch nicht angekommen.“ Zwei Drittel der Prüflinge hätten keine Endgeräte. Und seit mehr als zehn Jahren wartet die Altenburgschule auf die dringend nötige Elektrosanierung. Die erfolgt aber erst, so die Rektorin, wenn in vier bis fünf Jahren der Erweiterungsbau steht. „Dann wird das Hauptgebäude saniert.“ Gewartet werden muss auch auf ausreichend WLAN. „Das ist alles sehr unbefriedigend“, beklagt Steinhülb-Joos. Auch ein Messengerdienst, um mit allen kommunizieren zu können, fehlt. Eltern sind bislang nicht mit einbezogen.