Die Bauarbeiten im Sommer werden drei bis vier Monate andauern. Teilweise steht nur ein Gleis zur Verfügung. Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

Die Stuttgarter Straßenbahnen AG will die Stadtbahnlinie U 1 ebenfalls mit Langzügen fahren lassen, weshalb für rund 1,5 Millionen Euro der Hochbahnsteig auf dem Wilhelmsplatz verlängert werden muss. Kein einfaches Unterfangen auf dem vielbenutzten Verkehrsknoten. Ein Großteil der Arbeiten muss deshalb in den Sommerferien erledigt werden.

Nicht nur im Rahmen der Zukunftswerkstatt wurde viel über Umgestaltung und Neukonzeption des Wilhelmsplatzes diskutiert. Auch die Kommunalpolitik befasste sich in der jüngsten Vergangenheit immer wieder mit dem Verkehrsknoten. So will die Cannstatter CDU von der Verwaltung zwei Varianten überprüfen lassen: Die erste sieht eine Tunnellösung für den Individualverkehr vor, die zweite lässt die Fahrzeuge oberirdisch und verbannt die Stadtbahnhaltestelle nach unten. Ideen, vor allem was die Aufenthaltsqualität angeht, haben auch die Freien Wähler. Unter anderem eine Info- statt der hässlichen Wassersäule war deren Vorschlag. Auch soll die SSB prüfen, ob eine einzige Haltestelle für alle Linien (Bus und Stadtbahn) technisch realisierbar ist.

Doch der Bezirksbeirat Bad Cannstatt beschloss, beide Anträge vorerst zurückzustellen. „Ansonsten verzetteln wir uns bei diesem wichtigen Thema“, war auch Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler dieser Meinung. Vielmehr soll das Thema im Technikausschuss des Bürgergremiums in diesem Jahr weiter verfolgt werden.

Einig ist man sich schon heute darüber, dass für den Wilhelmsplatz Handlungsbedarf besteht. Er gehört zu einem der komplexesten und kompliziertesten Bereiche der Landeshauptstadt - vor allem was die Verkehrsführung angeht. Autofahrer, die von der Stadtmitte kommen und ins Parkhaus in der Badstraße wollen, wissen ein Lied davon zu singen. Zudem kreuzen mehrere Buslinien, Stadtbahnen, Radfahrer und natürlich jede Menge Passanten den Platz. Kein Wunder, dass dessen Umgestaltung schlussendlich aktuell im Bürgerhaushalt mehrfach genannt wurde.

In dieser Woche waren jetzt Mitarbeiter der SSB fleißig am Vermessen. Allerdings nur im Bereich rund um den Hochbahnsteig. Denn hier sollen im Sommer die Bagger anrücken. Der Grund: Der Verkehrsbetrieb will auch auf der Linie U 1 künftig Langzüge (80 Meter) fahren lassen, weshalb die Bahnsteige entsprechend verlängert werden müssen. Laut SSB ist das gut drei Monate dauernde Bauvorhaben in drei Phasen unterteilt, um die unvermeidbaren Verkehrsbehinderungen zu minimieren.

An den baulichen Maßnahmen, die SSB-Chefplaner Volker Christiani bereits Ende 2015 dem Bezirksbeirat vorgestellt hatte, ändert sich nichts. Der Verlängerung der Haltestelle fällt auf jeden Fall eine Rampe in Richtung Stuttgart zum Opfer. Dafür werden Treppen installiert, die 1,80 Meter breit sind und keinen Platz für Kinderwagenschienen bieten. Der Z-Überweg vor der Eisenbahnbrücke muss etwas versetzt werden. Die Verlängerung des Haltebereiches auf der Gegenseite ist weniger aufwendig. Dennoch steht während des Umbaus für ein paar Wochen nur ein Gleis zur Verfügung. In diesem Zusammenhang wird der Fußgängerüberweg in die Badstraße von fünf auf sieben Meter verbreitert. Rund 1,5 Millionen Euro kostet das Maßnahmenpaket.

Was in den kommenden Monaten die SSB ebenfalls auf Trab halten wird, ist die Tatsache, dass über den Wilhelmsplatz künftig sehr viel mehr Schienenverkehr abgewickelt werden muss. Zum einen fährt die U 19 neben der U 2 in Richtung Neugereut und der Takt der U 13 soll in den Stoßzeiten verkürzt werden. Und diese Linie, die heute schon sehr überlastet ist, soll ab 2018 durch die U 16 verstärkt werden. Sie pendelt dann zwischen Gerlingen und Fellbach. „Die zusätzlichen Züge verkraftet der Wilhelmsplatz“, so der Chefplaner. Was die Ampelschaltung an dem Verkehrsknoten angehe, so stehe die SSB natürlich in regem Kontakt mit dem Tiefbauamt. Hierbei greife man auf die Erfahrungen am Berliner Platz zurück, auf dem seit dem Umbau der Stadtbahnhaltestelle Staatsgalerie durch die vielen Umleitungen fast schon Stadtbahndauerbetrieb herrsche.