Karl-Heinz Lehrer, Matthias Busch, Bernd-Marcel Löffler, Ursula Wehinger, Alexandra Süß und Iwan Villiger (v.l.) vor den Resten der „Daimler-Villa“ Foto: /Edgar Rehberger

Zwei Jahre dauerte es von der Planung bis zur Realisierung. Im Dezember vorigen Jahres wurden die fünf Info- und Übersichtstafeln im Kurpark installiert, am Freitag offiziell eingeweiht. Sie bringen das Wirken von Gottlieb Daimler näher.

Bad Cannstatt - Von der Idee bis zur Umsetzung kann es schon mal länger dauern. So war es auch beim Leitsystem im Kurpark, mit denen auf den Spuren von Gottlieb Daimler gewandelt werden kann und die diese historische Stätten würdigen. „Es war die Idee von Bernd-Marcel Löffler“, erinnert sich Ursula Wehinger, Leiterin der Museumsentwicklung im Mercedes-Benz-Museum.

Der Bezirksvorsteher war 2014 frisch im Amt und wollte Besuchern die Vielfalt des Stadtbezirks näherbringen. Wichtige Anlaufstelle sind dabei auch der Kurpark und die Gedächtnisstätte, in der Gottlieb Daimler zusammen mit Wilhelm Maybach den ersten schnelllaufenden Motor entwickelte. Das ehemalige Gartenhaus als Wiege des Automobils ist nur ein Teil der historischen Wirkungsstätten des Autopioniers. Dazu gehören auch die alte Villa und der Daimlerturm im Kurpark. Nicht zuletzt sollen damit Besucher vom Museum in den Kurpark und nach Bad Cannstatt gelockt werden.

Ruinen der alten Villa

„Immer wieder wundern sich Passanten, was es mit den alten Steinen auf sich hat“, so Wehinger. Das sind die Reste der Villa, in der Gottlieb Daimler mit seiner Familie gelebt hat. Jetzt weist eine Infotafel mit weiteren wissenswerten Details in deutscher und englischer Sprache darauf hin. Weitere Infotafeln stehen am Daimlerturm und an der Gedächtnisstätte. An den beiden Zugängen zum Kurpark von der Taubenheimstraße sind jeweils Übersichtstafeln installiert. Sie zeigen alle sehenswerten Stätten wie den Uff-Kirchhof, auf dem Daimler und Maybach begraben sind, das Wohnhaus von Maybach in der heutigen Freiligrathstraße oder die historische Straßenbahnhaltestelle.

Vor zwei Jahren ging es an die Planung. „Das Denkmalamt hat das Verfahren in die Länge gezogen“, berichtet Projektleiter Iwan Villiger, der für die Betreuung der Gedächtnisstätten zuständig ist. Ein Jahr habe es bis zur Genehmigung gedauert. Zahlreiche Begehungen waren nötig, um die endgültigen Standorte für die Tafeln festzulegen. Die Tafeln sind fest im Boden verankert, „vandalensicher“, speziell beschichtet und gut zu reinigen. Viel Unterstützung gab es vom Garten-, Friedhofs- und Forstamt (GFF). „Der Kurpark ist ein kleines Juwel in Stuttgart“, beschreibt Karl-Heinz Lehrer, Leiter der Bezirksstelle Neckar des GFF. Die Erklärungen der Infotafeln seien daher wichtig. „Das Ergebnis gefällt mir.“ Die Qualität sei eine andere als die der städtischen Hinweistafeln.

Viel Lob vom Bezirksvorsteher

„Ich freue mich, dass es funktioniert hat“, betonte Löffler. Auch wenn es etwas länger gedauert habe. „Man muss sich vergegenwärtigen, was hier alles entstanden ist.“ Genau das mache Bad Cannstatt aus. Viel gewachsene Historie und multikulturelle Bevölkerung. Diese Historie sei jetzt besser präsentiert. „Alle profitieren davon.“ Nach wie vor bedauert es der Bezirksvorsteher sehr, dass der rote Bus der City-Tour nicht mehr den Kurpark anfährt. „Dadurch fehlt die Anbindung nach Bad Cannstatt.“ Stuttgart Marketing sicherte zu, das neue Leitsystem auf der Homepage und in den sozialen Medien aufzugreifen.

Alexandra Süß, Leiterin von Mercedes-Benz Classic Archiv und Sammlung, sorgte für die Finanzierung und brachte zur offiziellen Einweihung drei Exponate mit, die sonst nicht der Öffentlichkeit zugänglich sind: den Original-Spazierstock von Gottlieb Daimler, dessen Name auf dem Silberring zu lesen ist; ein Notiz- und Zeichenbuch, das sonst im Tresor des Archivs lagert. Darin finden sich filigrane Tierzeichnungen des 14 Jahre alten Daimler. Die Landschaftszeichnungen aus dem Jahr 1866 zeugen von der Liebe zum Detail. „Es berührt einen schon sehr, wie Gottlieb Daimler gelebt, gearbeitet und wo er sich erholt hat“, so Süß. „Hier sind viele tolle Ideen entstanden.“ Daher sei es wichtig, vor Ort die passenden Infos zu liefern.

Weinhandlung in Keller der Villa

Für historische Details sorgte Matthias Busch von Pro Alt-Cannstatt. Die Villa, in der Daimler auch gestorben ist, wurde 1944 bei einem Luftangriff zerstört und nicht wieder aufgebaut, obwohl es durchaus möglich war. Darunter befand sich ein großer Keller, der von einer Weinhandlung genutzt wurde. „Im Kurpark gab es auch eine Tankstelle“, erzählte Busch, der auch zum Daimlerturm Details preisgab. Die Wandmalereien wurden später verdeckt und erst bei der Sanierung des Turms teilweise wieder freigelegt. Der damalige Verkehrsdirektor Peer-Uli Faerber wollte aus dem Turm eine Eventlocation machen. „Das wurde aufgrund der Enge und Platzmangels nicht realisiert.“