In der Münchner Innenstadt sind Kettenkarussell und Riesenrad aufgebaut. Foto: /Felix Hörhager

Schaustellerverbände und die Arbeitsgruppe Herbstfest haben Konzepte für einen mobilen Freizeitpark für den Cannstatter Wasen erarbeitet. Die Auflagen des Landes verhindern einen wirtschaftlichen Betrieb.

Bad Cannstatt - In Bayern ticken die Uhren anders“, sagt Mark Roschmann, der Vorsitzende des Schaustellerverbandes Südwest. Beim Blick in die Münchner Innenstadt können die hiesigen Schausteller neidisch werden. Seit zwei Wochen drehen sich am Königsplatz Riesenrad und Karussell, lockt eine Achterbahn, im Olympiapark sind Wildwasserbahn und Autoscooter aufgebaut. In der ganzen Innenstadt können unter dem Motto „Sommer in der Stadt“ die wegen Corona leidgeplagten Schausteller sechs Wochen lang ein bisschen was verdienen – für die meisten die ersten Einnahmen seit dem Weihnachtsmarkt.

Umsetzbare Modelle

Auf dem Cannstatter Wasenwollten Schausteller einen mobilen Freizeitpark aufbauen, mit ausgeklügelten Konzepten zur Einhaltung der Gesundheitsauflagen. Die beiden Verbände haben ein Konzept für „Karusselltage“ erarbeitet und auch ein Zusammenschluss einzelner Schausteller zur Arbeitsgruppe Herbstfest hatte ein umsetzbares Modell vorgelegt. Der Gemeinderat unterstützte das Vorhaben, regte einen runden Tisch an, um beide Konzepte zusammenzubringen und das Beste daraus umzusetzen. Es gab auch mehrere Treffen dazu im Stuttgarter Rathaus, aber das Land machte nicht mit. Nur maximal 500 Besucher sind erlaubt. Zu wenig auf einer Fläche wie dem Cannstatter Wasen, um über die Runden zu kommen. „Da können die Kosten nicht gedeckt werden“, bedauert Roschmann. Und Nico Lustnauer von der Arbeitsgruppe Herbstfest ergänzt: „Das ist wirtschaftlich unrentabel.“ Was in Bremen, Hamburg oder München möglich ist, kann in Stuttgart nicht umgesetzt werden. Auch in Nordrhein-Westfalen seien temporäre Freizeitparks möglich.

Plätze in der Innenstadt

Jetzt sollen wenigstens Stuttgarter Schausteller ihre Geschäfte und Buden, wenn auch keine Fahrgeschäfte, auf ausgewählten Plätzen aufbauen. Etwa in der Königstraße, auf dem Schloss- und Marktplatz. Angedacht sind auch der Marienplatz und der Erwin-Schoettle-Platz in Heslach oder der Wilhelm-Geiger-Platz in Feuerbach. In der Stiftstraße ist der Schokofruchtwagen „La Bamba“ von Oliver Schiedt bereits aufgebaut. Bis Ende der Woche sollen weitere Kolleginnen und Kollegen, die ihren Wohnsitz in der Landeshauptstadt haben, folgen.

Gedacht ist das Angebot im August und September. „Jetzt wird sich zeigen, wie die Plätze angenommen werden“, sagt Roschmann. Nicht jedes Geschäft eigne sich für jeden Platz. „Eine Ballwurfbude wird es in Degerloch schwer haben.“ Geplant war auch ein rollierendes System, damit alle interessierten Schausteller zum Zuge kommen.

Für lokale Schausteller

Bedauert werde, dass bei der Auswahl die Schausteller aus der Region nicht zum Zug kommen. „Da wird in Stuttgart Gewerbesteuer bezahlt, weil aber der Wohnsitz in der Region liegt, darf nicht aufgebaut werden“, bedauert Nico Lustnauer. „Das ist unbefriedigend.“ Roschmann hofft, dass für die Nicht-Stuttgarter Mitglieder das mobile Freizeitpark-Konzept in abgespeckter Form in kleineren Orten umgesetzt werden kann. In Gaggenau, Rastatt und Mannheim werde dies derzeit geprüft.