Pfarrer Florian Link, Florian Wiedmann, Dekan Eckart Schultz-Berg und Martin Wiedmann (v.li.) zeigen die Wiedmann Bibel, die am Reformationstag in der Cannstatter Altstadt auf 1517 Metern Länge entrollt wird. Foto: Frey Quelle: Unbekannt

(if) - Das hätte sich Willy Wiedmann (1929-2013) nicht träumen lassen, als er einst seine Bibel in Leporello-Form malte und nur wenige davon wussten: Am 31. Oktober, dem 500. Jahrestag der Reformation, wird seine längste Bibel der Welt entfaltet, von je 500 Helfern in Bad Cannstatt zwei Stunden lang gezeigt.

Um 10 Uhr beginnt ein Festgottesdienst in der Cannstatter Stadtkirche unter Mitwirkung der katholischen Gemeinde St. Martin zum Reformationsjubiläum, in dem der katholische Pfarrer Böck predigt. Von 12 bis 14 Uhr wird die von Willy Wiedmann gemalte Bibel, die, wie das Jubiläum zu 1517 genau 1517 Meter lang ist, von der Stadtkirche aus entfaltet über die Marktstraße bis zur Galerie Wiedmann in der Tuchmachergasse und wieder zurück bis zum Marktplatz.

Bei einer Pressekonferenz in der Galerie Wiedmann, wo der Künstler die Bibel im Polykonstil innerhalb von 16 Jahren von 1984 bis 2000 gemalt hat, haben gestern Vertreter der evangelischen Kirche und der Sohn von Willy Wiedmann, Martin Wiedmann, die besondere Aktion vorgestellt. Der Sohn Wiedmanns erinnerte an den „Schatz“, den er nach dem Tod des Vaters beim Aufräumen gefunden hat, die gemalte Bibel. Mittlerweile kümmert er sich Vollzeit um das Projekt und den Traum seines Vaters, die Wiedmann-Bibel weltweit bekannt zu machen. Die Evangelische Kirche, Dekan Eckart Schultz-Berg und Stadtkirchen-Pfarrer Florian Link sind begeistert. Bei einem Galeriebesuch wurde die Idee der Bibelentfaltung geboren. „Wir zeigen die Wiedmann-Bibel am 500. Reformationstag dort, wo sie eigentlich herstammt, aus Cannstatt“, sagt Schultz-Berg. Link betont: „Es ist ungeheuer faszinierend, dass ein Mensch es geschaffen hat und jedes Bild so genau ausgearbeitet hat.“ Von den 3333 Seiten, die Wiedmann gemalt hat, gibt es eine Art-Edition, die nächste Woche auf der Buchwoche vorgestellt wird und bis zu Weihnachten erhältlich sein soll, kündigt Martin Wiedmann an. Die Aktion am 31. Oktober wird getragen von Ehrenamtlichen. Wer mithelfen will bei der Entfaltung, erhält einen Schal, bedruckt mit dem Adam-und-Eva-Motiv Wiedmanns aus der Bibel. Helfer melden sich per Internet unter Cannstatt.1517Meter.Bibel@t-online.de. Zwei Mal 500 Helfer werden vonnöten sein, die jeweils eine Stunde die Bilder halten. Mittlerweile hilft beim Bibelprojekt die ganze Familie mit: Martin Wiedmann samt Frau Barbara und die Söhne Willy, Julian und Florian. In der Galerie informiert ein Ausstellung über Willy Wiedmanns Leben und Werk.

Die Reformation hat in Cannstatt 1537 Einzug gehalten mit dem ersten evangelischen Pfarrer Casparus Graeter, der an der Stadtkirche wirkte. Der zweite Reformator war 1550 Valentinus Vannius. Seit der Reformation kann Cannstatt eine lückenlose Reihe von evangelischen Pfarrern vorweisen. Schultz-Berg ist mittlerweile der 39. Dekan in Cannstatt und Pfarrer Link der 17. Pfarrer.

„Heute sind die evangelische und katholische Gemeinde in enger ökumenischer Freundschaft verbunden“, so Schultz-Berg. Durch das Reformationsjubiläum habe man sich nun zu einer Ökumenischen Vereinbarung mit den Kirchengemeinderäten entschlossen, dass an dem ökumenischen Miteinander in Cannstatt auch weiter festgehalten werde. Diese Erklärung wird am 31. Oktober um 14 Uhr auf dem Marktplatz von evangelischen und katholischen Pfarrern unterschrieben. Das Reformationsjubiläum wird in Bad Cannstatt mit einer Festwoche begangen, die mit einem Vortrag über die Reformation in Cannstatt am 26. Oktober um 19 Uhr in der Stadtkirche beginnt. Es folgen bis zum 31. Oktober Vorträge und Konzerte.

Weitere Informationen unter www.stadtkirche-bad-cannstatt.de.