Die Essensausgabe unter der König-Karls-Brücke ist gut organisiert. Foto: ede

Unter der König-Karls-Brücke bekommen Bedürftige kostenlos Eintopf. Die Heilsarmee macht dies in Kooperation mit dem Evangelischen Verein, der Ambulanten Hilfe, der Bürgerstiftung und der Weinstube am Stadtgraben möglich.

Bad Cannstatt - Essen hält Leib und Seele zusammen, heißt es. Doch nicht jeder kann sich täglich eine warme Mahlzeit leisten, manche haben nicht einmal ein Dach über dem Kopf. Um dem entgegenzuwirken, hat sich das Korps Stuttgart der Heilsarmee über Spenden einen Transporter angeschafft, der seit Ende November unter der König-Karls-Brücke steht und freitags bis sonntags ab 12 Uhr für Bedürftige kostenlos eine warme Mahlzeit und ein Getränk anbietet. „Das Angebot wird sehr gut angenommen“, berichtet Kapitän Markus Piechot. 50 Essen werden im Schnitt ausgegeben. Am 3. Januar waren es sogar 175.

Jeder Tag abgedeckt

Das Essen wurde bislang beim Evangelischen Verein zubereitet, mit dem die Heilsarmee schon seit Jahren kooperiert. Donnerstags übernimmt die Bürgerstiftung mit ihrem Projekt „Suppoptimal“ die Essensausgabe unter der König-Karls-Brücke. Seit dieser Woche ergänzt die Weinstube am Stadtgraben das Speisenangebot. Damit kann auch montags, dienstags und mittwochs Essen ausgegeben werden. Damit ist ab kommender Woche jeder Tag abgedeckt. Inhaber Sebastian Ludwig, dessen Restaurant coronabedingt geschlossen ist, hat von der Aktion in der Zeitung gelesen und sich eingeklinkt. „Uns geht es doch gut, wir haben ein Dach über dem Kopf und können uns Essen leisten.“ Zudem hatte er einen Traum, in dem er einem Obdachlosen, der sich vor seinem Lokal zum Übernachten hingelegt hatte, Frühstück versprochen hat. „Quasi über Nacht wurde mir klar, ich kann etwas tun und zurückgeben.“

Weinstube am Stadtgraben neu dabei

Also wurde für den Montag erstmals Eintopf gekocht. Koch-Azubi Filmon war froh, wieder etwas tun zu können. Denn für die 14 Beschäftigten gilt derzeit Kurzarbeit. Um 11 Uhr fuhr Markus Piechot mit seinem Transporter vor, lud die Warmhaltebox mit dem Eintopf ein. Unter der König-Karls-Brücke angekommen, warteten bereits die ersten Gäste, wie sie Piechot bezeichnet, und die drei ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer – immer vier Personen sind bei der Essensausgabe im Einsatz. „Wir können auf 30 Ehrenamtliche zurückgreifen, die sich online eintragen können“, beschreibt Piechot. Nicht alle sind in der Heilsarmee aktiv. Markus Rapp wohnt in Weilimdorf, ist Rentner und seit Anfang der Aktion dabei. „Unsere Frauen sind befreundet.“

So entstehen auch unter den Helfenden Kontakt und interessante Gespräche. „Gestern waren ein Musiker der Oper und ein Jugendlicher, der Sozialstunden leisten muss, bei der Ausgabe“, erzählt Piechot. „Die haben sich angeregt unterhalten und ausgetauscht. Sie würden sich sonst nicht treffen.“ Und da sich auch von den Bedürftigen viele regelmäßig den Eintopf abholen, kennt man sich inzwischen. „Guten Morgen, alles gut bei Euch?“ begrüßt einer der Gäste das Team von Markus Piechot.

Alles gut organisiert

Alles ist gut organisiert. Der Zugang ist per Sperrband vorgegeben, ein Desinfektionsspender steht bereit. Während Piechot und Rapp den Eintopf in wiederverwertbare Becher füllen, geben die Helfer die Essen in die vorbereiteten Papiertüten, in denen sich bereits Löffel und Servietten befinden. Dazu kommt das Getränk und – wenn gewünscht – der Überraschungsnachtisch. In diesem Fall sind es Schoko-Weihnachtsmänner, „Restposten, die sehr günstig waren“. Es komme immer auf die Spenden an. Die Mandarinen waren sehr gefragt und gingen weg wie warme Semmeln. Ab und ab gibt es auch Brot zum Eintopf – und Kinderpunsch.

Nicht nur Essen und Getränke werden ausgegeben. Wer will, kann auch eine Mund-Nasen-Maske bekommen – oder vegetarische Kost. Im Heilsarmee-Transporter gibt es auch Nudeln mit Tomatensoße zum Mitnehmen sowie Kleidung, Isomatten, Hygieneartikel oder Schlafsäcke. „Handschuhe sind gerade aus“, bedauert Piechot. Konsumiert wird das Essen meist gleich vor Ort. In der überdachten Unterführung gibt es Möglichkeiten dafür.

Ausgabe bis 31. Januar

Noch bis zum 31. Januar ist die Heilsarmee mit ihrem Transporter in Kooperation mit der Ambulanten Hilfe, die ihr Klientel über das Angebot informiert, unter der König-Karls-Brücke an der Hall of Fame anzutreffen. „Im Februar machen wir eine Pause und schauen dann, ob wir im März weitermachen“, beschreibt der Heilsarmee-Vertreter das weitere Vorgehen. das hänge auch von der weiteren Entwicklung ab. Bis Ende März gilt die Genehmigung zur Essensausgabe unter freiem Himmel auf dem Cannstatter Wasen. Die nächste Essensausgabe findet am Mittwoch, 20. Januar, statt.