Der Wilhelmsplatz ist einer der wichtigsten Verkehrsknoten der Landeshauptstadt. Autos, Busse, Radfahrer und Stadtbahnen (kleines Bild) müssen koordinieret werden In seinem heutigen Zustand ist mehr Aufenthaltsqualität und ein Verschönerung fast unmöglich. Fotos: Nagel Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

Angesichts seiner vielfältigen Funktionen scheint es unmöglich, den Wilhemlsplatz schöner zu gestaltet. Die Cannstatter CDU unternimmt dennoch einen erneuten Anlauf. Die Verwaltung soll dabei zwei Varianten untersuchen. Die erste sieht eine unterirdische Stadtbahnhaltestelle vor, die zweite belässt den ÖPNV oberirdisch und verlegt dafür den Individualverkehr in die Tiefe.

Der Wilhelmsplatz - einen komplexeren Verkehrsknoten gibt es sicher nicht in der Landeshauptstadt. Stadtbahnen und Linienbusse, daneben noch jede Menge Passanten, die von der Altstadt in Richtung Carré oder Bahnhof unterwegs sind, und schlussendlich sind dort auch noch jede Menge Fahrradradfahrer und Autos unterwegs. Das alles unter einen Hut zu bringen, sodass nicht täglich das Chaos ausbricht, ist verkehrstechnisch eine schwierige Aufgabe. Kein Wunder, dass hier eine der anspruchsvollsten Lichtsignalanlagen der Stadt steht.

Unter diesen Umständen erscheint es verständlich, dass städtebaulich für eine optische Verbesserung und mehr Aufenthaltsqualität nur wenig bis gar kein Spielraum existiert. Doch gerade das wird von vielen Cannstattern auch im Rahmen der „Zukunftswerkstatt“ gefordert. Denn seit seiner Umgestaltung im großen Stil von 2002 bis 2004 für rund 1,7 Millionen Euro steht der „neue“ Wilhelmsplatz städtebaulich in der Kritik. Und nicht nur wegen der fragwürdigen Brunnenanlage.

Vor einigen Wochen brachten sich deshalb die Freien Wähler mit einer charmanten Idee ins Spiel: Zumindest einmal sollte die Stadt den hässlichen Brunnen stilllegen und und zu einer digitalen Informationssäule umfunktionieren. Denn wer heute einen Cannstatter fragt, was ihn am Wilhelmsplatz am meisten stört, so wird zumeist die 15 Meter hohe Wassersäule genannt. Offene Türen rannte Gerhard Veyhl im Bezirksbeirat mit seinem Vorschlag nicht gerade ein. Ob jetzt die Cannstatter CDU mit ihrem Antrag mehr Erfolg haben wird? Unter dem Titel „Neue Chance für den Wilhelmsplatz“ soll jetzt die Verwaltung zwei Varianten prüfen: Die erste sieht eine Tunnellösung für den Individualverkehr vor, die zweite lässt die Fahrzeuge oberirdisch und verbannt die Stadtbahnhaltestelle nach unten.

„Wenn wir am Wilhelmsplatz etwas verändern wollen, dann brauchen wir Flächen“, sagt Cannstatts CDU-Chef Roland Schmid. Er erinnert sich noch gut an seinen Vorstoß im Jahr 2001. Damals war Schmid noch Mitglied des Stuttgarter Gemeinderats und plädierte im Ausschuss für Umwelt und Technik für eine Tunnellösung. Eine Variante, die bis dato noch nie untersucht worden war. Zwar hat der damalige Tiefbauamts-Chef Hartwig Beiche trotz seines Hinweises auf die schwierigen Bodenverhältnisse und das Mineralwasservorkommen zugesagt, sich diesem Thema zu widmen, bei dem Versprechen ist‘s jedoch geblieben. Angesichts der jüngsten Diskussionen über die Funktionstüchtigkeit des Platzes durch eine zunehmende Verkehrsbelastung sei es für Roland Schmid an der Zeit, das bisher Versäumte endlich nachzuholen.

„Zwischenzeitlich hat der Platz zudem weiter an Bedeutung gewonnen“, so der CDU-Bezirksbeiratssprecher. Neben den SSB-Bussen queren mittlerweile vier Stadtbahnlinien den Platz. Und bekanntlich soll ab 2019 die U 16 noch dazu kommen, die dann zwischen Fellbach und Giebel pendelt und die U 13 unterstützen soll. Problematisch ist aus CDU-Sicht die Zunahme des ÖPNV deshalb, da der Individualverkehr ebenfalls nicht an Bedeutung eingebüßt habe. „Wenn wir heute Tunnellösung in Ostheim untersuchen, dann sollte die Stadt auch Varianten für den Wilhelmsplatz überprüfen.“

Mittlerweile haben die Freien Wähler ihren Antrag zur Umgestaltung des Wilhelmsplatzes neu formuliert. Darin werden Verwaltung und SSB aufgefordert, im Bezirksbeirat die Möglichkeiten zu erläutern, den Platz umzugestalten und aufzuwerten. Neben der urheberrechtlichen Frage, was eine Umnutzung der Wassersäule angeht, wollen die Freien Wähler ebenfalls wissen, ob eine Untertunnelung des Wilhelmsplatzes für den Individualverkehr möglich wäre. Auch soll die SSB prüfen, ob eine einzige Umsteigehaltestelle für alle Linien (Bus und Stadtbahn) technisch realisierbar ist.