Norman Gräter hat wieder gut lachen. Foto: Schmitt (z)

14 Tage vor dem großen Tag, auf den Motivationscoach Norman Gräter sechs Jahre lang hingearbeitet hat, ließ Corona seinen Traum platzen. Er war am Boden. Ein Jahr später sieht alles anders aus. Sein Leben soll verfilmt werden.

Bad Cannstatt - Der 24. März 2020 sollte sein Tag werden. Nicht nur, dass er da Geburtstag hat. Nein, auf diesen Tag hat er sechs Jahre lang hingearbeitet, die Porsche-Arena für das Event gemietet, ein Orchester engagiert und lukrative Gäste eingeladen. Norman Gräter wollte der Welt zeigen, wie man seine Ziele erreicht. „Don’t stop believing – von der Vision zur Wirklichkeit“. Ganze 14 Tage haben ihm dazu gefehlt. Die Coronaauflagen durchkreuzten seine Pläne, die Vision wurde zum Albtraum, ohne eigenes Verschulden. Der Eventmanager und Motivationscoach musste die Veranstaltung absagen. „Der Traum ist nicht geplatzt, sondern geplatzt worden.“ Im Buch, das er am Tag der Veranstaltung dem Publikum mitgeben wollte, fehlte das letzte Kapitel.

Lebenstraum geplatzt

Auch heute, fast genau ein Jahr nach der Absage, ist es noch nicht geschrieben. „Ich war im Keller“, gibt der 43-Jährige zu. Der Motivationscoach, der Ratschläge gibt, seine Ziele zu erreichen, fühlte absolute Leere, hatte keinen Antrieb mehr. „Die schlauen Sprüche brachten nichts.“ Denn auch das Vorhaben, die mit seinen zugeschalteten Gästen aufgezeichnete und mit Musik unterlegte Show am vorgesehenen Tag als Wohnzimmerversion über Facebook zu teilen, ging aufgrund von Leitungsproblemen nur bedingt. Nach einer Stunde war auf Facebook Schluss. Die Grundintention, so viel Menschen wie es geht, zu motivieren, ihre Blickrichtung zu ändern, auf einen neuen Wert zu bringen, schien gescheitert, der Lebenstraum geplatzt. Viel Geld war verloren, nichts war es mit Folgegeschäften, es gingen keine Aufträge mehr ein.

Was kann daraus Gutes gezogen werden? „Der Wind ist immer da, man muss nur das Segel entsprechend setzen“, beschreibt Gräter, dreifacher Europameister im öffentlichen Reden und Trainer des Jahres 2017. Der Showmaster hat die Show nicht in den Sand gesetzt. „Das sagt ja nichts über mich aus.“ Wenn bei einer Waage eine Schale nach unten zeigt, ist die andere ganz oben, das Naturgesetz der zwei Pole. Der Künzelsauer ging es an. Was sich daraus entwickelte? Schier Unglaubliches: Sein Leben soll verfilmt werden, von einem Hollywood-Produzenten, der bereits einen Oscar gewonnen hat. Und Ryan Gosling spielt Norman Gräter. Von Künzelsau über Bad Cannstatt nach Hollywood. Wie bitte geht das denn?

Hollywood-Produzent überzeugt

Gräter belegte ein Online-Seminar beim erfolgreichen kanadischen Selbsthilfeautor und Buchschreiber Bob Proctor, der dabei den Hollywood-Produzenten Phil Goldfine interviewte, seinen „Lieblingsschüler“, der mittlerweile nahezu alle Filmpreise eingeheimst hat, die es gibt. „Und da hatte ich es plötzlich vor Augen: Warum keinen Film machen, wenn es schon keine Show gibt? In einem 22-minutigen Video voller Emotionen, Tränen inklusive, spontan aufgenommen im Auto auf der Fahrt auf der A 81, stellte Gräter seine Idee vor. Das Video ging an Goldfines Assistenten, der sofort antwortete („Deine Energie gefällt mir“) und versprach, es weiterzuleiten. Coronabedingt ruhe aber die Filmbranche. Das obligatorische „Wir melden uns“ folgte. Monate vergingen. Dann ergab sich die Chance, den Oscar-Preisträger (für die Dokumentation „The Lady in Number 6“), in einer Masterclass zu kontakten. Diese kostete 26 000 Dollar. Gräter kratzte das Geld und weitere 19 000 Dollar für Seminare und ein 1:1-Coaching zusammen. Er konnte schließlich seine Idee platzieren und bekam ein „Wir machen das“ als Antwort.

Leben total umgegraben

Als Hausaufgabe sollte er eine Lockline und eine Synopsis verfassen, sprich einen Satz, der auf den Film heiß macht, und eine Inhaltsangabe auf drei Seiten. Das Ergebnis: „Wir haben noch viel zu tun.“ Auch die Überarbeitung traf nicht den Geschmack. „Wir holen einen Drehbuchautor ins Boot“. Mit diesem, Thomas J. Churchill, hatte Gräter bislang zwölf Online-Treffen zwischen 90 Minuten und drei Stunden. Zwei bis drei stehen noch an. „Er will alle Infos haben, um mich genau zu verstehen.“ Gräters Leben wird komplett umgegraben. Auf die Frage, wer ihn denn spielen solle, fiel ihm „Ryan Gosling“ ein. Goldfine ergriff sein Mobiltelefon, wählte eine Nummer und sprach Goslings Agentin auf Band, Gosling möge sich dringend melden, er hätte ein vielversprechendes Projekt für ihn. Gräter war sprachlos. Jetzt soll die Synopsis erstellt, ein Studio gesucht und das Vorhaben umgesetzt werden.

Arbeitstitel „The Dream“

Das Projekt läuft bei Gräter unter dem Arbeitstitel „The Dream“, in Anlehnung an das Picasso-Gemälde, das Las-Vegas-Mogul Steve Wynn einst erwarb und beim Wiederverkauf versehentlich beschädigte. Er ließ es restaurieren und verkaufte es mit noch größerem Erlös. Vorne ist alles ok, die Ausbesserungen sind nur von hinten erkennbar. „Der Traum scheint zerstört, aber nach innerer Verarbeitung kann er immer noch verwirklicht werden, sogar noch wertvoller“, zieht Gräter seine Schlüsse für sich. Denn seine Mission lautet weiterhin: Glaube an dich, du bist etwas wert, setz die Segel im Sturm neu, vertraue auf das Gesetz der Polarität und finde deinen Weg. „Denn das Leben spiegelt zurück, wie du mit dir umgehst.“ Irgendwann beendet Gräter das letzte Kapitel im Buch doch noch und wird auch das Event in der Porsche-Arena durchführen, „in welcher Form auch immer“. Das war vor einem Jahr noch undenkbar.