Frischgebackene Landesmeister: Luka Radenkovic, Anna Reiff und Filip Buteski haben mit ihrem Konzept und ihrer Konstruktion überzeugt – schnell war ihr Rennwagen auch. Foto: /Gottfried Stoppel

Schüler vom Gymnasium in der Taus haben beim Landeswettbewerb „Formel 1 in der Schule“ den Meistertitel errungen. In ihrem selbst konstruierten Fahrzeug stecken zig Stunden Forschung, jede Menge Know-how und eine Gaskartusche.

Der blaue Rennwagen der „Blue Wolves“ steht an der Startlinie. Die Ampeln leuchten hell, der Countdown läuft. Jetzt gilt’s! Konzentration und Reaktion sind nun gefragt: Rotlicht aus – und los geht’s! So schnell wie möglich drückt Luka auf den Auslösemechanismus in seiner Hand, ein Metalldorn öffnet den Verschluss der Gaskartusche am Ende des Modellautos und – zisch!!! Mit einer weißen Gaswolke hinter sich und schnell wie der Wind schießt der kleine Flitzer der „Blauen Wölfe“ über die 20 Meter lange, schnurgerade Rennbahn: Exakt 1,088 Sekunden hat er gebraucht. Rekord! So schnell war kein anderer bei der Junioren-Meisterschaft.

Es zählt nicht nur die Schnelligkeit

Der zwölfjährige Luka und seine beiden Teamkollegen Anna und Filip haben es geschafft. Mit ihrem selbst konstruierten Formel-1-Modell sind sie vor wenigen Tagen bei den Meisterschaften Süd in Fürstenfeldbruck Baden-Württembergische Meister geworden. Es geht aber nicht nur um schnelle Modellautos. „,Formel 1 in der Schule‘ ist ein multidisziplinärer Wettbewerb“, erklärt Luka. Es werden nicht nur die Rennwagen, sondern auch die Teamleistungen von einer Jury bewertet. So gibt es Punkte für das Fahrzeug, für ein schriftliches Portfolio über den gesamten Prozess, für die Teamarbeit, die Reaktionszeit und das Rennen. Die Backnanger Schüler haben mehrere Teildisziplinen gewonnen und somit den Gesamtsieg geholt.

„Wir nennen uns ,Blue Wolves‘, weil Wölfe schnell sind und im Rudel zusammenarbeiten“, sagt Anna. Das gilt auch für die Arbeit in der Formel-1-AG. „Jeder bei uns im Team hat bestimmte Aufgaben“, erklärt die Elfjährige. „Ich habe als Grafikdesignerin unser Logo entworfen, das Portfolio gemacht und den Teamstand gestaltet.“

Auch die Sponsorensuche gehört dazu

Der 13-jährige Filip kümmert sich als „Team- und Ressourcenmanager“ unter anderem um die Sponsorensuche und Finanzmittel. Fünf Hightech-Firmen, die das Team unterstützen, hat er für die Zusammenarbeit gewonnen. So halfen das Unternehmen MillCraft 3D unter anderem beim Fräsen des Fahrzeugkörpers, die Firma Eagle Engineering druckte Autoteile aus Kunstharz mit einem speziellen 3 D-Drucker. MS Flex half den Jugendlichen mit ihren computergesteuerten Drehmaschinen, die Hartplastikräder herzustellen. Den passenden Lack stellte die Firma AMS bereit, fürs Outfit in der Boxengasse druckte Eventshirts 24 individuell gestaltete T-Shirts für das Team. „Auch der Förderverein der Schule hat uns finanziell unterstützt“, sagt Luka. „Ein Modellauto hätte etwa 800 Euro gekostet.“ Ohne die Sponsoren und deren Dienstleistungen wäre das ein Ding der Unmöglichkeit gewesen. Wer an den Meisterschaften teilnehmen möchte, muss sich peinlich genau ans Regelwerk halten. Maße und Gewichte sind ebenso vorgegeben wie bestimmte Materialien. Als Basis ihres Fahrzeugs haben die Backnanger Schüler einen Block aus Poly-ethan-Hartschaum verwendet, der auch im industriellen Formen- und Prototypenbau verwendet wird. Um die Entwürfe der Miniatur-Boliden am PC zu erstellen, musste sich „Konstrukteur“ Luka in ein 3D-CAD-System einarbeiten. „Dabei haben mir die älteren Schüler geholfen“, sagt er. Doch bei der weiteren Entwicklung haben sich die älteren Mitschüler der Formel-1-AG ebenso zurückgehalten wie die beiden MINT-Betreuungslehrer Pia Mindermann und Felix Schneider. „Ich könnte mit dem Programm gar nicht umgehen“, verrät Schneider. Und keine Frage – beide Lehrer freuen sich über das Engagement ihrer Schüler.

Wie viele Nachmittage und Abende zum Beispiel Luka neben den wöchentlichen Stunden der AG zur Konstruktion und Optimierung des kleinen Modellfahrzeuges am Rechner saß, kann auch er nicht genau sagen – es dürften viele Dutzend sein: „Ich habe bis zur Meisterschaft 67 verschiedene Rennwagen-Versionen gemacht, und sie immer weiter verbessert.“ Unter Verwendung einer Software konnten die Schüler den Luftwiderstand simulieren. „Im Vergleich zur ersten Version haben wir den Wert am Ende halbiert.“ Das zahlt sich auf der Strecke aus.

Vorgaben sind penibel einzuhalten

Auch die Abmessungen des Rennwagenkörpers sowie der Räder müssen den aktuellen technischen Regeln entsprechen und sind penibel einzuhalten: Die Länge des Modellrennwagens muss zwischen 180 und 210 Millimeter liegen, und er darf nicht breiter sein als 80 Millimeter. Aber auch das Minimalgewicht von 55 Gramm ist vorgeschrieben. „Unser Fahrzeug liegt bei 55,7 Gramm.“ „Der Wagen muss möglichst windschnittig und leicht sein“, sagt Luka. Für die Deutschen Meisterschaften im Mai will das Team noch ein paar Tausendstel Sekunden mehr rausholen: „Ich werde den Radstand etwas kürzen, dann kann ich den hinteren Diffusor verlängern“, das habe bestimmt positive Auswirkungen. „Das hat sich in der Strömungsanalyse gezeigt.“

Ob es reicht, wird sich bei der Deutschen Meisterschaft im Mai zeigen. Deren Austragungsort steht noch nicht fest. Sicher ist: Den Siegern dort winkt die Teilnahme an den Weltmeisterschaften in Singapur, parallel zum großen Formel-1-Rennen.