Millimeterarbeit in den engen Straßen: Das Fahren mit dem überbreiten Schneepflug ist eine Herausforderung. Foto: Stadt Stuttgart/AWS

Die Mitarbeiter der Abfallwirtschaft Stuttgart bereiten sich derzeit auf den Winterdienst vor. Der Praxistest soll den Fahrern Sicherheit geben.

Untertürkheim - Ein Räumfahrzeug mit Schneepflug kämpft sich durch die enge Straße im Wohngebiet. Dabei scheint die Sonne, es herrschen milde Temperaturen. Von Schnee und Eis ist weit und breit nichts zu sehen. Winterdienst mitten im Herbst? Nein, die Mitarbeiter der Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) sind nicht zu früh dran, vielmehr stimmen sie sich schon mal auf den bevorstehenden Winter ein. Denn im Ernstfall müssen sie die sperrigen Fahrzeuge voller Streugut und Sole sicher durch die Straßen der Landeshauptstadt lenken.

Sicherheit geht vor

170 Fahrer und eine Fahrerin des Eigenbetriebs AWS bereiten sich seit Anfang Oktober auf den Winterdienst vor – und zwar genau dort, wo es darauf ankommt: In den teils sehr engen, steilen und zugeparkten Straßen Stuttgarts. Bereits im September absolvierten sie mit den Räum- und Streufahrzeugen ein umfangreiches Fahrsicherheitstraining auf dem Cannstatter Wasen, jetzt steht der Praxistest an. Und damit, betont AWS-Geschäftsführer Markus Töpfer, mache man mehr als üblich und notwendig: Gesetzliche Pflicht sei lediglich eine theoretische Schulung. Die praktische Übung soll den Anfängern Sicherheit und Selbstvertrauen für die kommende Wintersaison geben, die „alten Hasen“ wiederum sollen ihr Wissen und Können auffrischen.

Auf vieles gleichzeitig achten

Das realitätsnahe Training dient dazu, dass die Fahrer die Routen und topografischen Eigenheiten auf der Strecke kennenlernen. Zwar haben die meisten von ihnen Erfahrungen mit großen Fahrzeugen, doch das Fahren eines Schneepflug stellt eine besondere Herausforderung dar – nicht nur, weil so ein Räumfahrzeug mit über drei Metern Breite und voll beladen mit bis zu 20 Tonnen Gewicht ziemlich unhandlich ist. Pflug bedienen, Sole sprühen, Salz ausbringen, fahren, lenken, auf querende Fußgänger, den fließenden Verkehr, parkende Autos achten, vieles muss gleichzeitig passieren – bei oftmals schlechter Sicht durch Dunkelheit, Nebel, Schneefall oder (Eis-)Regen. Markus Töpfer zollt seinen Mitarbeitern großen Respekt: „Unsere Fahrerinnen und Fahrer erbringen im Winterdienst Höchstleistungen. Fahrerisches Können, Vorsicht, echtes Multitasking und eine gute Vorbereitung, auch bei der Planung der Touren, sind unabdingbar. So halten wir die Straßen frei für die Stuttgarterinnen und Stuttgarter, Pendler und Gäste.“

Einsatz nach Dringlichkeit

Der AWS führt den Winterdienst der Stadt Stuttgart von Anfang November bis Ende März durch und räumt, wenn die Wetterlage es erfordert, im Schichtdienst rund um die Uhr. Zur Erfüllung der Winterdienstaufgaben auf den Fahrbahnen stehen 21 Lastwagen, fünf Unimog und sieben Schmalspurfahrzeuge zur Verfügung. Diese fahren bei Bedarf vorab festgelegte Routen ab, der Einsatz erfolgt nach Dringlichkeitsstufen: Hauptverkehrs- und Durchgangsstraßen haben absoluten Vorrang im Streuplan, dann folgen wichtige Verbindungsstraße und Straßen mit mehr als fünf Prozent Gefälle. Ganz zum Schluss kommen ebene Wohnstraßen, die in der Regel nur geräumt werden – es sei denn, es kommt zu Eisregen oder außergewöhnlich hohem Schneefall. Doch das ist in Stuttgart eher selten der Fall. Meistens reichen die rund 3000 Tonnen Salz, die der Eigenbetrieb für den jährlichen Einsatz in seinen Betriebshöfen vorhält, völlig aus.

Von April bis Oktober sind die Fahrzeuge des Winterdienstes übrigens zu Gießfahrzeugen umgerüstet. Damit unterstützt der AWS in dieser Zeit das Garten-, Friedhofs- und Forstamt beim Bewässern von Bäumen und Grünanlagen im Stadtgebiet.