Unschöne Folgen des von Verdi ausgerufenen Warnstreiks bei der Abfallwirtschaft Stuttgart: In der City stapelt sich seit Dienstag der Faschingsmüll. Über Toiletten, die streikbedingt beim Umzug geschlossen waren, ist ein Streit entbrannt.
Überfüllte Mülleimer, leere Flaschen und Kartons am Straßenrand – am Tag nach dem großen Faschingsumzug mit rund 90 000 Zuschauern präsentierte sich die Stuttgarter City alles andere als aufgeräumt. Beim Anblick der kleineren und größeren Müllberge hatte so mancher Passant ein Déjà-vu-Erlebnis. Tatsächlich herrschte am Aschermittwoch vor zwei Jahren ein ähnliches Chaos. Auch da sahen Teile der Innenstadt, wo der Umzug und der Faschingskehraus stattfanden, beklagenswert aus.
Eine Privatfirma reinigte die Umzugsstrecke
Doch nicht nur die Müll-Bilder gleichen sich, auch die Ursache. Schon damals hatte die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi die städtische Abfallwirtschaft (AWS) am Faschingsdienstag und Aschermittwoch zu einem Warnstreik aufgerufen. Diese Situation wiederholte sich jetzt. Die Stadt hatte am Dienstag erklärt: „Eine seitens der AWS angestrebte Notdienstvereinbarung zur Straßenreinigung nach dem Faschingsumzug ist nicht zustande gekommen.“ In der Folge habe das Amt für Öffentliche Ordnung eine private Firma mit der Straßenreinigung beauftragt.
Verdi: Schuld trägt die Stadt
Gewerkschaftssekretärin Giovanna Heldmayer von Verdi hält dagegen: „Eine Notdienstvereinbarung kann nur geschlossen werden, wenn es um Leib und Leben geht, etwa bei der kritischen Infrastruktur. Dies ist bei einem Faschingsumzug nicht der Fall.“ Dass es zum Streik gekommen sei, liege am Arbeitgeber, also an der Stadt: „Auch in der zweiten Verhandlungsrunde hat die Stadt nichts auf den Tisch gelegt.“ Die Gewerkschaft habe nur das im Grundgesetz verankerte Streikrecht wahrgenommen, betont Heldmayer.
Die Fahrzeuge der von der Stadt beauftragten Privatfirma waren wie angekündigt auch auf der Strecke unterwegs. Allerdings nur dort. Der Müll, der am Rande anfiel und etwa den Schillerplatz verunzierte, blieb liegen. Auch am Aschermittwoch. Ein Sprecher der Stadt erklärte zu den „streikbedingten Einschränkungen“: Die Fahrbahn sei von der Privatfirma gereinigt worden. Entlang der Zugstrecke seien jedoch in der Tat Überreste sichtbar. Die Stadt betonte: „Am Donnerstag will die AWS die betroffenen Straßen und Plätze so früh wie möglich reinigen.“
Es fehlte an Toiletten
Über Toilettenanlagen in der Markthalle, die der Karnevalsverein Möbelwagen bei der Stadt angemietet hatte, ist derweil ein heftiger Streit entbrannt. Da sie von der AWS betrieben werden, waren sie streikbedingt geschlossen. Die Folge: Bei der Feier nach dem Umzug auf dem Schillerplatz gab es mit Ausnahme von zwei Dixi-Klos keine Toiletten für etwa 2000 bis 3000 Besucherinnen und Besucher. Eine der beiden Toiletten war obendrein nach kurzer Zeit defekt.
Thomas Klingenberg, der Präsident des Möbelwagens, ist höchst verärgert über Verdi. „Dass ausgerechnet am Dienstag gestreikt wurde, ist ein Schlag ins Gesicht des Ehrenamts.“ Der Verein habe den Umzug ehrenamtlich organisiert. Mit 44 zusätzlichen Absperrungen habe man erreicht, dass sich alle sicher fühlten. Die Stimmung und das Wetter seien bestens gewesen– nur die Gewerkschaft habe einen Strich durch die Rechnung gemacht. Verdi-Sekretärin Giovanna Heldmayer findet, Klingenberg müsse sich bei der Stadt beschweren. Eines steht für den Möbelwagen-Chef fest: „Wir werden 2026 professionelle Toilettenbetreiber engagieren, um unabhängig zu sein.“