Allgaier verhandelt mit einem Investor. Foto: Allgaier

Allgaier in Uhingen, die Firma des früheren Arbeitgeberpräsidenten Dieter Hundt, ist auf Investorensuche. Warum jetzt offenbar ein chinesischer Investor zum Zug kommt.

Uhingen - Der Autozulieferer Allgaier aus Uhingen soll offenbar an einen chinesischen Investor verkauft werden. Das Unternehmen wollte dies nicht kommentieren, um den laufenden Investorenprozess nicht zu gefährden. „Wir sind in einem Investorensuchprozess, es gibt Gespräche“, bestätigte eine Unternehmenssprecherin unserer Zeitung lediglich.

Wie zu hören ist, sollen offenbar noch Entscheidungen der Behörden abgewartet werden. Dann steht einem Verkauf des Familienunternehmens des früheren Arbeitgeberpräsidenten Dieter Hundt wohl nichts mehr im Weg.

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Das Unternehmen büßte massiv Aufträge ein durch die Coronapandemie und die Transformation in der Automobilindustrie. Hundt ist weit über das Unternehmen und Baden-Württemberg bekannt. Der heute 83-Jährige hat wie kaum ein anderer die Tariflandschaft der deutschen Industrie geprägt, den VfB Stuttgart saniert und die Allgaier-Werke zum Vorzeigeunternehmen gemacht.

Ministerien beim Verkauf involviert

Berliner Regierungskreise bestätigten, dass beim Bundeswirtschaftsministerium ein Investitionsprüfungsverfahren läuft. Dem Vernehmen nach ist nicht mit Widerstand zu rechnen. Auch das Verteidigungsministerium ist laut „Handelsblatt“ involviert. „Das Ministerium sieht aus verteidigungspolitischer Sicht keine Anhaltspunkte für eine Beeinträchtigung durch den vorliegenden Erwerb“, zitiert das Blatt eine Sprecherin. Der chinesische Investor soll bereits in Deutschland investiert sein.

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Die Allgaier-Geschäftsführung hatte im Sommer 2021 angekündigt, dass der Autozulieferer und Prozesstechnikhersteller auf Investorensuche ist, weil eine weitere Stärkung des Eigenkapitals, das seit dem Jahr 2019 geschrumpft war, nötig sei. Allgaier war in schwieriges Fahrwasser geraten und hatte Ende 2020 mit der Unterstützung der Banken und einer Landesbürgschaft die Finanzierung bis Ende 2023 sichern können.

Unruhe in der Belegschaft

Seit Herbst 2021 ist Achim Agostini Allgaier-Chef. „Mit einem Investor sind wir schon relativ weit“, sagte er damals, ließ sich aber keine Details entlocken. Sein Vorgänger Helmar Aßfalg hatte lediglich bekannt gegeben, dass es Gespräche mit Interessenten aus China, den USA und Europa gebe. Großes Ziel sei es, „bis 2025 einen erheblichen Teil der Verbindlichkeiten zu reduzieren“.

Aufträge ziehen an

Agostini sagte damals, dass es keinen Plan gebe, Stellen abzubauen. Eine Beschäftigungssicherung läuft bis Ende 2022. Jetzt allerdings ist die Unruhe in der Belegschaft erneut groß – ein Schwanken zwischen Bangen und Hoffen. Wie Arbeitnehmerkreise unserer Zeitung bestätigten, stehen die Verhandlungen mit einem chinesischen Investor kurz vor dem Abschluss. Man sei froh, dass es mit Allgaier weitergehe, hieß es. Lob wird auch Familienunternehmer Hundt gezollt, dass er so lange zum Unternehmen gestanden habe und ihm die Zukunft von Allgaier eine Herzensangelegenheit sei.

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Die Geschäfte des Unternehmens haben mittlerweile wieder angezogen. Die Auftragsbücher sind laut Firmensprecherin gut gefüllt, es gehe in die richtige Richtung, sagte sie. Beschäftigt werden rund 1800 Mitarbeiter, der Umsatz lag zuletzt bei „knapp unter 500 Millionen Euro“ – der Großteil entfällt aufs Automotive-Geschäft, rund ein Viertel auf die Verfahrenstechnik.

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