Mit ihrem Mann und dem Katamaran Taimada segelt sie seit 2002 auf den Weltmeeren umher. Foto: privat

Die Autorin Ute Bareiss segelt seit 19 Jahren auf den Meeren der Welt. Während der Pandemie hat sie vielerlei Hindernisse erlebt. Zudem schreibt sie nun statt Krimis Romane. Derzeit ist sie auf den Bahamas.

Bad Cannstatt - Ute Bareiss ist seit 19 Jahren unterwegs – auf dem Wasser. Mit ihrem Mann und dem Katamaran Taimada segelt sie seit 2002 auf den Weltmeeren umher. „Wir sind knapp 1,5 Mal um die Welt gesegelt – eigentlich wollten wir schon weiter sein, aber wir warten mit dem Rest der Runde noch, bis sich die Lage bessert“, sagt Bareiss. In den 19 Jahren, die sie nun auf dem Boot leben, haben sie 120 000 Seemeilen zurückgelegt, was streckenmäßig fünf Umrundungen ergebe.

Gerade während der Corona-Pandemie war und ist es eine besondere Herausforderung für das Paar, in der Welt unterwegs zu sein. Im Januar vergangenen Jahres hatten sie auch erstmals von dem Virus gehört, aber damals habe keiner damit gerechnet, dass es sich zu einer Pandemie entwickeln würde. Sie sind zu den Bahamas gesegelt und erfuhren im Februar von den ersten Fällen in Deutschland. Ihr Bruder und seine Freundin hatten sie besucht.

Schwimmen verboten

Die Bahamas machten angesichts steigender Corona-Fälle in Nassau die Grenzen dicht. Flüge wurden komplett eingestellt. Es gab eine totale Ausgangssperre. Mit letzter Minute schaffte es ihr Bruder mit Freundin mit Rückholflug über Toronto nach Stuttgart. Keine einfachen Monate folgten für die Segler. Die Bahamas hätten generell eine schlechte medizinische Versorgung. Die Bewohner seien besorgt gewesen, ein Zuviel an Covid-Infizierten nicht ärztlich versorgen zu können, deshalb wurde die Inselkette hermetisch abgeriegelt und alle Grenzen geschlossen. Keine einfache Lage für Bareiss und ihren Mann. Angesichts nahender Hurrikan-Saison schafften sie es in letzter Minute Richtung Osten nach Guadeloupe zu flüchten. „Neun Tage und Nächte waren wir auf hoher See“, berichtet Bareiss, „danach zwei Wochen in Quarantäne“. Die Inseln hatten strenge Regeln. „Wir durften nicht einmal von Bord schwimmen gehen, die Küstenwache patrouillierte.“

Über London nach Stuttgart

Noch immer hatten sie die nahende Hurrikan-Saison im Rücken. So kämpften sie sich weiter zur nächsten französischen Insel Martinique vor mit zwei Wochen Quarantäne und Passierschein, für den Besuch zum Supermarkt samt Coronatest. Auf der Flucht vor den Hurrikans gelang es ihnen dann, nach Grenada zu kommen, der südlichsten Insel der Windward Islands. „Sie hat irgendwann Erbarmen gezeigt und die Grenzen für Segler Ende Mai geöffnet“, berichtet Bareiss. Dort herrschte auch Ausgangssperre und gab es strenge Einkaufszeiten. Sie erlebten den totalen Shutdown der Flüge. Ende Juli schafften sie es dann von Grenada nach Barbados und von dort über London nach Stuttgart, „heilfroh, endlich nach Hause zu kommen“.

Krimi-Autorin setzt auf Liebesgeschichten

Anfang August waren sie wieder im Ländle in Steinhaldenfeld, wo es ihnen während der Pandemie am besten gefiel. Trotz vieler Einschränkungen, dass sie ihre Mutter nicht umarmen konnte und nur sehr wenige Freunde und Bekannte wegen der Pandemie treffen konnten. Dennoch: „Das Leben ist zum Teil selbst ein Thriller“, resümiert die Krimi-Autorin, die in all den Aufregungen das Bedürfnis hatte, etwas „Schönes“ zu schreiben. Und so entstanden jüngst drei Romane. Sie spielen in einer fiktiven Kleinstadt in New England, wo es Zusammenhalt gibt und die Menschen sich gegenseitig unter die Arme greifen. Die Leser sollen einfach ihre Seele baumeln lassen können. Bareiss erklärt: „Die Leser erwarten eine idyllische Kleinstadt, prickelnde Romantik, warmherzige Charaktere, süße Tiere und die ein oder andere dramatische Liebesgeschichte.“

Bücher unter Pseudonym erschienen

Apropos Liebe. Nicht nur die schöne Helena und den tapferen Paris gibt es bekanntermaßen als Liebespaar. Bareiss hat beide Namen kombiniert für ihr Pseudonym, unter dem sie die Romane schreibt. Helen Paris habe für sie eine doppelte Bedeutung: Ihre Großmutter mütterlicherseits und ihre Schwiegermutter hießen Helene. Der Vorname sei beiden gewidmet. Ihr Nachname Bareiss bedeute „Der aus Paris Kommende“ und so sei Helen Paris entstanden.

Wenn sie auf dem Schiff am Laptop sitzt, zaubert es ihr ein Lächeln aufs Gesicht, wenn sie die Romane schreibt, oder manches Mal eine Träne in die Augenwinkel, wenn sie mit ihren Charakteren mitfiebert. „Die Hoffnung, den Lesern schöne Stunden zum Träumen zu schenken, gefällt mir“, sagt sie.

Als sie im Sommer wieder in Steinhaldenfeld war, erlebte sie nach dem monatelangen „Eingesperrt sein an Bord“ wegen der Pandemie die Freiheit pur und genoss Spaziergänge und Ausflüge mit dem Wohnmobil. „Der Umgang der Menschen miteinander erschien uns überraschend locker, nach den strengen Vorschriften der karibischen Inseln“, sagte Bareiss.

Schiff in der Werft verursacht hohe Kosten

Seit fast zwei Jahrzehnten leben sie schon sehr lange an Bord und sind es gewohnt, ihre Freunde und Angehörigen nur über das Telefon zu hören. Das sei ein gutes Training gewesen für das jetzt Erlebte mit den vielen Einschränkungen. Doch sie versuchen, das Beste draus zu machen. Mit der letzten Möglichkeit haben sie es Ende Oktober vergangenen Jahres zurück aufs Schiff nach Grenada geschafft. Zu lange konnten sie das Schiff nicht in der Werft dort stehen lassen, der Aufenthalt sei teuer. Jetzt ist das Paar aktuell wieder in den sonnigen Bahamas unterwegs, während es hierzulande Schnee und klirrende Kälte gibt. Die Pandemie mache das Reisen viel schwieriger und unsicherer. Corona-Tests seien oft sehr teuer. Auch mussten sie eine besondere Krankenversicherung abschließen. Sollte einer von ihnen an Corona erkranken, müssen sie das Land verlassen. Doch sie halten sich an die Regeln.

Im Sommer wollen sie das Schiff in Aruba lassen, einem hurrikansicheren Gebiet und hoffen, Ende April oder Anfang Mai nach Hause zu kommen, um den Sommer in Deutschland zu verbringen. Im Herbst wollen sie die ABC-Inseln (Aruba, Bonaire, Curaçao) besuchen und danach vielleicht in die Bahamas. Mit Lesungen ist sie noch vorsichtig, hofft auf eine Entspannung der Lage. Bis dahin kann sie noch sonnige Grüße schicken – vom anderen Ende der Welt sozusagen.

Weitere Informationen zu Ute Bareiss und ihren Büchern sowie der Weltumsegelung gibt es im Internet unter www.ute-bareiss.de.