Jürgen Klopp (li.) bei der Ehrung in der Villa Reitzenstein mit Winfried Kretschmann Foto: STZN/Dirk Preiß

Schon 2020 wurde Jürgen Klopp der Landesverdienstorden zugesprochen. Nun konnte er endlich überreicht werden. Ministerpräsident Winfried Kretschmann lobte den Fußballtrainer – der sich ausschließlich positiv an seine Heimat im Schwarzwald erinnerte.

Ganz kurz rang er nach Worten – aber Jürgen Klopp wäre nicht er selbst, wenn ihm dann nicht doch recht schnell das Passende eingefallen wäre. Also sagte er am Dienstagnachmittag in der Villa Reitzenstein in Stuttgart: „Das ist ein spezieller Tag.“ Und berichtete dann, wie sehr ihn seine Heimat im Schwarzwald geprägt hat. „Ich bin sehr stolz darauf, Schwabe zu sein“, erklärte der in Stuttgart geborene Fußballtrainer, „die erste Fremdsprache, die ich lernen musste, war Hochdeutsch.“

Zuvor hatte Winfried Kretschmann das Wirken des 57-Jährigen gewürdigt – und ihm den Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg überreicht. Was übrigens schon lange geplant gewesen war. Aber der Ministerpräsident hatte sich gedulden müssen. Corona, der Terminstress des Profifußballs, das Leben Klopps im fernen Liverpool – all das hatte verhindert, dass die Auszeichnung schon 2020 oder in den folgenden Jahren übergeben werden konnte.

Nun war Zeit, da Klopp seit Sommer dieses Jahres nicht mehr Trainer des FC Liverpool ist, seitdem auch keinen anderen Job angenommen hat. Entsprechend entspannt lauschte der Welttrainer von 2019 den lobenden Worten Kretschmanns, blickte ab und an aber auch nachdenklich zu Boden.

„Diszipliniert und freundlich“

Der Ministerpräsident zeichnete die sportliche Laufbahn Klopps nach, zitierte mehrfach den für seine Selbstironie bekannten Erfolgscoach und verwies immer wieder darauf, wo dieser seine Wurzeln hat: In Glatten – einem kleinen Ort im Nordschwarzwald.

Von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bekam Jürgen Klopp (re.) jüngst das Bundesverdienstkreuz. Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka

„Damals wurde mir das erste Mal das Leben leicht gemacht“, scherzte Klopp, schließlich sei er per Kaiserschnitt auf die Welt gekommen. Seine Kindheit im Schwarzwald habe er „auf dem roten Teppich verbracht“, sei verwöhnt worden. Doch seien ihm auch entsprechende Werte mitgegeben worden: Er sei „diszipliniert und freundlich“.

„Hier wurde ich geprägt, an allen anderen Orten habe ich mich weiterentwickelt“, sagte Klopp, „diese Prägung hat mich nie verlassen.“ Vom Ministerpräsidenten wurde er eher weniger für seine sportlichen Erfolge geehrt. „Ihr Einsatz im und für den Sport ist mit Sicherheit am Bekanntesten“, sagte Kretschmann, aber „die heutige Auszeichnung ist vor allem eine Anerkennung Ihres Engagements abseits des Platzes.“

Der Ministerpräsident lobte Klopps Optimismus, seinen Einsatz für Schwächere und sein Einstehen gegen Rassismus. „Damit“, sagte Kretschmann, „sind Sie ein Vorbild.“ Das in der vergangenen Woche in Berlin bereits das Bundesverdienstkreuz erhalten hat. Nun befestigte Kretschmann den Landesverdienstorden am Sakko Jürgen Klopps – der zum Abschluss noch einmal die Brücke in seine Heimat im Schwarzwald schlug: „Wenn meine Eltern heute hätten dabeisein können, sie wären unfassbar stolz gewesen. Ich und meine Familie sind es auch.“