Um auch junge Menschen zu warnen und zur Corona-Impfung zu bewegen, hat die australische Regierung ein abschreckendes Video veröffentlicht – und damit für viel Aufregung im Netz gesorgt.

Stuttgart/Sydney - Eine junge Frau liegt völlig verängstigt im Krankenbett. Aus ihren Nasenlöchern ragt ein Kunststoffschlauch. Sie atmet schwer, scheint keine Luft zu bekommen, greift an den Schlauch, offenbar um sicherzugehen, dass er noch richtig sitzt. Ihre Verzweiflung ist spürbar. Dann schaut sie in die Kamera, dem Zuschauer direkt in die Augen. Der Schriftzug „Covid-19 can affect anyone“ wird eingeblendet, also „Covid-19 kann jeden treffen.“ Dieses 30 Sekunden lange Video stammt von der australischen Regierung. Es soll abschrecken, junge Menschen warnen und dazu bringen, sich einen Impftermin zu buchen. Genau deshalb wird es auf den sozialen Netzwerken derzeit heiß diskutiert.

Laut Paul Kelly, dem wichtigsten Gesundheitsberater der Regierung, richtet sich dieses abschreckende Video an die Bewohner der Metropolregion Sydney. Dort grassiert zurzeit die Delta-Variante des Coronavirus, weswegen Millionen Menschen im Lockdown leben. Offenbar soll es besonders jungen Australiern bildhaft zeigen, dass auch sie betroffen sein können.

Kritisiert wird das Video aus mehreren Gründen. So entspreche die gezeigte Situation nicht der Realität. „Als Gesundheitsfachkraft kann ich euch beruhigen, eure Ambulanz-Crew würde euch nicht so zurücklassen“, schreibt beispielsweise eine Twitter-Userin. Eine unverantwortliche Werbung, sei das.

Bill Bowtell, Professor im Bereich strategische Gesundheitspolitik an der Universität von New South Wales, sagt dem US-Sender CNN, die Werbung sei „missverständlich in jeder möglichen Art.“ Besonders, dass eine junge Frau beim Leiden gezeigt werde, sei besorgniserregend. Gesundheitskommunikation müsse geschmackvoll sein sowie Integrität und Ehrlichkeit haben. Dieses Video „versagt in dieser Hinsicht“, sagte Bowtell.

Der Clip ist ein Teil der australischen Impf-Kampagne. Am Ende des Video steht die Botschaft: „Bleibt zuhause. Lass euch testen. Bucht eure Impfung.“ Die Aufforderung, sich immunisieren zu lassen, sorgt für Aufregung. Denn junge Australier stehen vor dem Problem, dass sich die meisten von ihnen noch gar nicht impfen lassen können.

Die Regierung empfiehlt Personen unter 40 Jahren den Impfstoff von Biontech und Pfizer, der zurzeit Mangelware ist. Erst gegen Ende des Jahres sollen auch junge Menschen die empfohlene Immunisierung bekommen können.