In der Dauerausstellung des Stuttgarter Bibelmuseums erfahren Besucher die Lebensgeschichten von biblischen Personen. (Archivbild) Foto:  

Zehn Jahre nach seiner Gründung muss das Bibliorama, das Bibelmuseum im Stuttgarter Hospitalviertel, schließen. Die evangelische Landeskirche hat dafür kein Geld mehr.

Im Mai haben Beate Schuhmacher-Ries und das kleine Team vom Bibliorama noch Jubiläum gefeiert: zehn Jahre Bibelmuseum im Hospitalviertel. Die Freude darüber war allerdings verhalten oder besser gesagt getrübt. Denn nur wenige Wochen zuvor hatte die Synode der evangelischen Landeskirche in Württemberg umfangreiche Sparpläne erörtert, die auch das kleine Museum nicht aussparten.

Als das Kirchenparlament im Sommer die Sparpläne dann im Paket verabschiedete, war den vier Mitarbeiterinnen des Bibliorama-Teams klar, dass die Tage des Museums gezählt sind. Und das sind sie: Am 31. Januar 2026, in 129 Tagen, ist Schluss. Bis dahin, so ist auf der Homepage zu lesen, sei der Museumsbetrieb ohne Einschränkungen möglich. Bereits gebuchte Führungen würden bis zum 31. Januar durchgeführt. Neue Buchungen für Führungen könnten bis zum gleichen Zeitpunkt angefragt werden.

Das Aus schmerzt die Mitarbeiterinnen im Bibelmuseum Stuttgart

Die derzeitige Sonderausstellung des Bibelmuseums. Foto: Bibelmuseum

Auf der Homepage wird auch der Grund für die Schließung genannt: „Notwendige Einsparmaßnahmen der Evangelischen Landeskirche in Württemberg.“ Sprecher Dan Peter bestätigt auf Anfrage die Schließung des von der Landeskirche finanzierten Museums. Die Sparmaßnahmen von jährlich etwa 103 Millionen Euro beträfen auch das Bibelmuseum. Laut Haushaltsplan des Oberkirchenrats sollen 350 000 Euro des Bibelmuseum-Etats von bisher 490 000 Euro eingespart werden. Die verbleibenden 140 000 Euro seien für anderweitige Bibelarbeit vorgesehen, erklärt Peter. Dazu werde ein neues bibeldidaktisches Konzept entwickelt, dessen Gestalt allerdings noch offen sei. Wie berichtet, muss die Landeskirche ihr Ausgabenniveau insgesamt um ein Drittel senken, um die kirchliche Arbeit langfristig zu sichern.

Trotz des Vorlaufs schmerzt die Mitarbeiterinnen das Aus des Bibliorama, auch wenn zwei von ihnen im nächsten Jahr in den Ruhestand gehen. Pfarrerin Kristina Schnürle, die als stellvertretende Leiterin für Sonderausstellungen, Konfirmandenarbeit und Kinderkirche zuständig ist, spricht für das Team: „Wir sind alle der Meinung, dass diese Einrichtung wichtig ist und wirkt.“ Das Bibliorama habe den Anspruch, Besuchern biblische Personen und Geschichten zeitgemäß nahezubringen. Hier kämen Menschen mit der Bibel in Berührung, die sonst keinen Zugang zu ihr hätte.

Bis Ende Januar sind Führungen im Bibelmuseum möglich

Regelmäßig sind Schulklassen und Konfirmandengruppen zu Gast im Bibliorama. Lehrerinnen hätten bereits ihr Bedauern über die Schließung ausgedrückt, sagt Kristian Schnürle. Den genauen Schließungstermin hat das Team selbst erfragen müssen. Es ist herauszuhören: man hätte sich eine bessere Kommunikation gewünscht. „Viele wollen das Museum besuchen, bevor es schließt.“

Mit seinem Angebot hat das von der inzwischen verstorbenen Pfarrerin Franziska Stocker-Schwarz mitbegründete Museum nach eigenen Angaben in den vergangenen zehn Jahren rund 75.000 Menschen erreicht. Es versteht sich als „ganzheitlicher Experimentier-, Erfahrungs- und Erlebnisraum“. Besucher können dort auf den Spuren von König David auf einer Laserharfe spielen oder Psalme komponieren.

Zurzeit ist der Andrang wieder groß. Kristina Schnürle vermutet: „Viele wollen das Museum besuchen, bevor es schließt.“ Noch bis 3. November ist eine Sonderausstellung zu sehen: „Gold und Edelstein in Bibel und Smartphone – Um welchen Preis?“ Darin geht es „um wertvolle Rohstoffe in Bibel und Gegenwart und deren Kehrseite“.

Die Öffnungszeiten des Bibelmuseums sind: Montag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag 13-17 Uhr, Samstag 12-17 Uhr, Sonn- und Feiertage 12-17 Uhr. Dienstag hat das Bibliorama geschlossen. Eintritt: 5 Euro, ermäßigt: 3 Euro. Weitere Informationen unter: www.bibliorama-stuttgart.de