Mit der oberschlesischen Kratztechnik werden aus Eiern wahre Kunstwerke. Foto:  

Zum 21. Mal organisiert die Schorndorferin Maria Wolf die Ausstellung „Kunst am Ei“ in der Barbara-Künkelin-Halle. Die Besucher erfreuen sich am Wochenende an kunstvoll gestalteten bunten Eiern und vielen Angeboten rund ums Osterfest und den Frühling.

Gekratzt, gebohrt, beklebt oder bemalt: Eier sind vielseitig zu bearbeiten, und es gibt sie in allen Größen. Das kleinste hat Herbert Kober nach Schorndorf mitgebracht. Es stammt von einer afrikanischen Riesenschnecke. Die Schale sei so zart, dass ihm acht von zehn Eiern unter den Händen zerbrächen, verrät der Mann aus Billigheim. „Und zwar meistens, wenn ich mit dem Nervenzieher vom Zahnarzt die Eihaut wegziehen will.“ Für seinen Diamantbohrer mit dem er filigrane Muster fräst, nimmt Herbert Kober deshalb lieber Eier von Pfauen, Fasanen, Straußen, Enten oder Gänsen.

Am schwierigsten sind die Straußeneier

Maria Wolf, die am Wochenende zum 21. Mal die Ausstellung „Kunst am Ei“ in der Barbara-Künkelin-Halle in Schorndorf organisiert hat, ist selbst eine versierte Eier-Malerin. Mit Aquarell zeichnet sie bevorzugt naturalistische Blumen, Tiere und die berühmte österliche Häschen-Schule auf Eier in allen Größen. „Für die Wachteleier braucht man ein gutes Auge. Aber am schwierigsten sind Straußeneier, weil sie eine unebene Schale haben“, sagt die Schorndorferin. Ein von Maria Wolf handbemaltes Straußenei auf dem Veilchen blühen hat seinen Preis.

Etwas günstiger und nur wenig kleiner sind die schön gestalteten Nandu-Eier. Sie kommen von Sieglinde Häußler aus Allmendingen, die drei Hennen und einen Hahn hält, der fürs Brüten zuständig ist. „Nandus sind aber nicht nur emanzipiert sondern auch pflegeleicht. Sie können den ganzen Winter draußen sein“, sagt die Besitzerin der straußähnlichen Vögel, die aus den Anden kommen. Auch Sieglinde Häußler macht aus Eiern, die sie in einem vom Hahn unbemerkten Moment aus dem großen Nandu-Nest am Boden holt, Kunst. „Da schieben wir regelrecht Wache, denn wenn er erst ein mal ein paar Tage draufsitzt, darf er sie behalten.“ Zum Glück gibt es noch Enten als Eierlieferanten auf dem Hof, sodass sie genug Material hat, um den Osterschmuck mit Glitzersteinchen oder Reißverschlüssen neu zu interpretieren.

Ein Gänseei in sieben Tagen

Yvonne Strauß hält es mit der Tradition. „Ich bin in Oppeln in Oberschlesien aufgewachsen und habe schon mit acht, neun Jahren die Kratztechnik gelernt, die bei uns Volkskunst ist“, sagt sie. Um die hauchfeinen, teils überlieferten, teils weiterentwickelten Muster zu erhalten, wird das Ei erst einfarbig grundiert. Mit einem scharfen Messer wird dann die Farbschicht heruntergekratzt, sodass die ursprüngliche Farbe der Eierschale hervorkommt. Sieben Tage, sagt Yvonne Strauß, benötige sie für ein gekratztes Gänseei. „Die Arbeitszeit darf man nicht sehen, man kriegt sie auch nicht bezahlt.“

Viele Arbeitsstunden haben auch die tschechischen Tanten und Cousinen von Zdenek Skornica in zerbrechliche Kunstwerke investiert. Ein ganzes Sammelsurium an unterschiedlich gestalteten Ostereiern hat er vor sich auf dem Tisch ausgebreitet. Für jeden habe seine Familie etwas gemacht, sagt Skornica, und deutet auf Eier, die mit einem bunten Muster aus Drahtgeflecht verziert sind. „Und Kinder mögen die Eier mit Tiermotiven und 3-D-Effekt, der durch aufgeklebte Erbsen oder Bohnen entsteht.“

„Die halten auch eine 60-Grad-Wäsche aus“

Eier gibt es auf der Ausstellung auch aus Papier in Origami-Technik gefaltet oder aus Filz. Barbara Mross aus Ludwigsburg hat neben poppig-bunt bemalten Eiern besondere Geschirrtücher mit vielen fröhlichen Tieren im Angebot. Die Motive, die sie als Muster auf Papier aufmalt, werden mit Siebdruck auf Stoff gebracht. „Die halten auch eine 60-Grad-Wäsche aus“, sagt Barbara Mross. Gianna Mileya Sauer gestaltet lustige Grußkarten, auch, aber nicht nur fürs Osterfest. Inge und Klaus Stäbler haben ebenfalls keine Eier dabei. Ihre „Schwobawenzlinge“ sind anders als die Fruchtbarkeitssymbole dafür allesamt Unikate und haben das ganze Jahr Saison, auch die kleinen Hasen. Klaus Stäbler stellt die Miniaturfiguren von Hand her. „Ich drechsle, meine Frau klebt und bemalt“, sagt der Aalener. Es gibt außerdem handgefertigte Boxen aus wertvollem Papier und Buchbinderleim, selbst gemachte Kerzen aus Raps und Sojawachs, handgefärbte Garne und geflochtene Körber fürs Osternest und Osterkränze für Tische und Türen.

Maria Wolf ist mit der 21. Auflage von Kunst am Ei zufrieden. Mit 46 Ausstellern sei die Auswahl groß, ebenso wie das Interesse der Besucherinnen und Besucher. Dass die Qualität der Eier-Kunst stimmt, darauf legt die Veranstalterin aus Schorndorf großen Wert. „Wer mitmachen will, muss mir zeigen, was er macht. Denn wir wollen auch ein möglichst vielfältiges Angebot präsentieren.“