EQT-Manager Robert Loos plant eine App, mit der Verbraucher ihre bei der Schufa gespeicherten Daten einsehen können. Foto: EQT

Die Schufa besitzt Daten von fast allen Bundesbürgern. Dass die Beteiligungsfirma EQT einsteigen will, stößt auf Bedenken. Das Unternehmen wirbt um Vertrauen.

Frankfurt - Die Schufa steuert auf ihren 100. Geburtstag zu – und entsprechend staubig ist ihr Image. Doch der Finanzinvestor EQT sieht bei dem Wiesbadener Unternehmen großes Wachstumspotenzial. Besonders bei Dienstleistungen für Online-Händler gebe es noch ungenutzte Möglichkeiten, heißt es bei der aus Schweden stammenden Beteiligungsfirma, die unter dem Namen EQT Partners GmbH in Deutschland vertreten ist. „Wir sehen großen Reformbedarf“, sagte Investment-Manager Robert Loos von EQT Partners unserer Zeitung.

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Das gelte auch für den Verbraucherschutz. Für den Fall eines Einstiegs bei der Schufa plane EQT „die Einführung eines kostenlosen Datencockpits, das über eine neue Mobile App einsehbar wäre“. Auf diese Weise könnten Verbraucher jederzeit nachschauen, welche Daten die Auskunftei über sie gespeichert habe. „Zudem könnte man via Push-Benachrichtigungen darüber informieren, welche Informationen hinzukommen und durch welche Unternehmen Bonitätsinformationen angefragt werden”, sagte der Investmentmanager. An den Daten der Schufa habe der Finanzinvestor selbst kein Interesse – anders als die bisherigen Anteilseigner, die als Banken und Handelsunternehmen Kundendaten an die Auskunftei liefern und am Ende die damit erstellten Bonitätsnoten nutzen. Hier könnten „Interessenkonflikte zulasten des Verbrauchers“ auftreten, meint Loos.

Eine Komplettübernahme ist unrealistisch

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Gleichwohl stellt sich EQT auf eine Zusammenarbeit mit den bisherigen Eigentümern ein. Das ursprüngliche Vorhaben des Finanzinvestors, die Schufa komplett zu übernehmen, hat sich erledigt – denn nicht alle Anteilseigner sind verkaufswillig. Bislang ist nicht einmal sicher, ob EQT den Zehn-Prozent-Anteil an der Schufa übernehmen kann, den die französische Großbank Société Générale loswerden will. Die übrigen Anteilseigner haben nämlich ein Vorkaufsrecht.

Die Teambank, die zum Lager der Genossenschaftsbanken gehört, hat bereits eine Aufstockung ihrer Beteiligung an der Schufa angekündigt. Auch bei den Sparkassen wird über einen Zukauf weiterer Anteile diskutiert. Zusammen gehören Sparkassen- und Genossenschaftslager bislang 47 Prozent der Schufa. Auch wenn diese beiden Gruppen das Aktienpaket der Société Générale komplett übernehmen sollten, wäre ein Einstieg von EQT allerdings nicht zwangsläufig vom Tisch. Denn es wird gemunkelt, dass große deutsche Privatbanken ihre Anteile an der Schufa verkaufen möchten. „Zu Spekulationen äußern wir uns nicht“, sagte dazu Commerzbank-Finanzchefin Bettina Orlopp auf der Bilanzpressekonferenz am Donnerstag. Ein hartes Dementi klingt anders.

EQT ist schon an einer Reihe deutscher Unternehmen beteiligt

EQT ist auf dem deutschen Markt schon seit 25 Jahren präsent. Zu den Beteiligungen des Unternehmens gehören der Blockheizkraftwerkbetreiber G+E Getec, der Netzbetreiber Deutsche Glasfaser, die Softwarefirma Suse, der Online-Händler kfzteile24 und der Prothesenhersteller Ottobock.

Wie die Schufa funktioniert

Geschichte
 Die Schufa wurde 1927 auf Initiative des Berliner Stromversorgers Bewag gegründet. Die Idee war, Daten zur Zahlungsmoral von Kunden verschiedener Unternehmen zu bündeln, um Rückschlüsse auf deren Kreditwürdigkeit zu ziehen. Mithilfe dieser Bonitätsnoten sollte der Abschluss neuer Verträge erleichtert werden. Das Kürzel Schufa steht für Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung.

Anteilseigner
 Bis heute zählen die Eigentümer der Schufa zu deren wichtigsten Datenlieferanten. Es handelt sich hauptsächlich um Banken und Handelsunternehmen. Neben diesen Anteilseignern gibt es weitere Vertragspartner, die der Schufa Informationen übermitteln und dafür ihre Scores vergünstigt erhalten. Insgesamt nutzen über 10 000 Unternehmen die Bonitätsnoten der Schufa.