Der französische Einzelhändler Carrefour sollte von seinem kanadischen Konkurrenten Couche-Tard übernommen werden – doch daraus wird nun vorerst nichts. Foto: dpa/Loic Venance

Der kanadische Konzern Couche-Tard zeigt großes Interesse an dem französischen Einzelhändler, doch nun ist der Deal vorerst vom Tisch.

Paris - Frankreichs Regierung ist alarmiert. Nachdem die Übernahmepläne des kanadischen Einzelhandelskonzerns Alimentation Couche-Tard für den französischen Rivalen Carrefour bekannt geworden waren, meldeten sich immer mehr Kabinettsmitglieder warnend zu Wort. Das schwerste Geschütz wurde von Finanzminister Bruno Le Maire aufgefahren. Er sagte, dass die „Eigenständigkeit Frankreichs bei der Nahrungsmittelversorgung“ auf dem Spiel stehe. „Stellen sie sich vor, sie gehen zu Carrefour und finden keine Nudeln, keinen Reis oder keine anderen Grundnahrungsmittel mehr in den Regalen“, sagte er dem TV-Sender France 5. Am Freitag spitze er seine Position dann noch einmal zu. „Meine Position ist klar: Ich sage freundlich, aber sehr entschieden Nein“, erklärte Bruno Le Maire dem Sender BFM TV.

Die Kooperation wird weiter ausgebaut

Die Reaktion der beiden Einzelhandelskonzerne kam prompt. Am späten Samstag wurde verkündet, dass die Verhandlungen über eine Übernahme vorerst unterbrochen würden. Allerdings würden die Gespräche über eine wesentlich engere Zusammenarbeit weiter fortgeführt. Dazu zählten etwa Kooperationen in verschiedenen Bereichen der Logistik oder dem gemeinsamen Einkauf. Auch beim Tankstellengeschäft sei eine Kooperation angestrebt, ein Bereich, der bei Alimentation Couche-Tard einen wesentlichen Teil des Umsatzes ausmacht.

Die harsche Reaktion aus dem französischen Wirtschaftsministerium war nicht überraschend. Doch nicht nur die Versorgungssicherheit seiner Landsleute liegt Minister Le Maire am Herzen. Carrefour ist auch der wichtigste private Arbeitgeber in Frankreich und deckt mit insgesamt knapp 13 000 Filialen im Land die ganze Bandbreite vom kleinen City-Markt bis zum Großmarkt ab. Allerdings steckt das Unternehmen im Moment mitten in einer schwierigen Umbauphase. Konzernchef Alexandre Bompard will bis 2022 die Kosten um 2,8 Milliarden Euro jährlich reduzieren, gleichzeitig aber den Umsatz im Internethandel und mit Bio-Produkten steigern.

Angst vor Stellenstreichungen

Im Rahmen des Sparkurses wurden in den vergangenen Jahren bereits mehrere Tausend Stellen gestrichen. Nicht nur die Gewerkschaften fürchten, dass die noch anstehenden rigiden Einschnitte unter einem ausländischen Eigentümer wesentlich härter ausfallen könnten als bereits angekündigt. Nach den Worten von Finanzminister Le Maire befürchtet er auch, dass ein Verkauf von Carrefour für die französischen Bauern finanzielle Nachteile mit sich bringen könnte, die das Unternehmen mit ihren Produkten beliefern.

Carrefour auf einem guten Weg

Auch wenn die Übernahmepläne nun vorerst vom Tisch sind, so wird das Interesse des kanadischen Konkurrenten Couche-Tard an den Franzosen als ein gutes Zeichen gesehen. Es unterstreiche, so erklären Beobachter, dass sich Carrefour-Konzernchef Alexandre Bompard mit seinem nicht immer ganz unumstrittenen Sanierungskurs offenbar auf einem erfolgversprechenden Weg befinde.