Im Schlosstheater gibt es eine im Original erhaltene Bühnenmaschinerie. Foto: Jürgen Bach

Auf Erkundungstour in der Region – zu geheimnisvollen Burgen und Ruinen, prächtigen Schlössern und eindrucksvollen Kirchen. Heute: das Residenzschloss Ludwigsburg.

Ein Tag reicht fast nicht aus, um all die Sehenswürdigkeiten im und um das Residenzschloss Ludwigsburg herum zu besichtigen. Deshalb sollte man sich schon vorab informieren, um zu wissen, was man alles anschauen will. Das Schloss ist eines der wenigen barocken Bauwerke, das die Jahrhunderte wechselvoller Geschichte nahezu unbeschadet überstanden hat und gilt als das schwäbische Versailles.

Was macht das Schloss so besonders? Erst Residenz der Herzöge, dann Sommeraufenthalt des württembergischen Königs: Schloss Ludwigsburg spielt eine wichtige Rolle in der Geschichte des Landes. Es stand ab 1718 für Jagdleidenschaft, Prunk und rauschende Feste – hier wurde aber 1919 auch die erste demokratische Verfassung des Landes verkündet. Einzigartig sind die fürstlichen Appartements in den verschiedenen Stilrichtungen aus den Zeiten des Barocks, des Rokoko und des Empire. Bei der Besichtigung fühlt man sich in diese Zeit zurückversetzt, das gilt auch für die Barockgalerie.

Gibt es besondere Schätze? Ein großer Schatz ist die originalerhaltene Bühnenmaschinerie des Schlosstheaters. Der sekundenschnelle Wechsel des Bühnenbildes bei offenem Vorhang verblüffte das Publikum ab 1758. Mithilfe einer einzigen Achse, dem sogenannten Wellbaum unter der Bühne, konnte eine Person das gesamte Bühnenbild bewegen. Diese Bühnentechnik wurde von dem Maschinisten Johann Christian Keim entworfen. 140 originale Kulissen können zu 16 Bühnenbildern zusammengesetzt werden. Seit 1998 schmückt jeweils eine Kopie eines der Bilder die Ludwigsburger Bühne; die empfindlichen Originale können nicht mehr benutzt werden. Man konnte damals auch Geräusche von Wind, Regen und Donner nachahmen – im Theatermuseum kann man das ausprobieren.

Welche Führungen gibt es? Eine Besichtigung des Schlosses ist nur in Kombination mit einer Führung möglich. Von Montag bis Sonntag finden diese mehrmals täglich statt. Der Preis für Erwachsene liegt bei 8,50 Euro, bei Kindern 4,30 Euro, und eine Familienkarte kostet 21,30 Euro. Aktuelle Informationen über den jeweiligen Verlauf der Führungsroute erhält man an der Schlosskasse. 2022 steht das Schloss unter dem Motto „Liebe, Lust, Leidenschaft“.

Wie kommt man zum Residenzschloss? Wer mit dem ÖPNV anreist, braucht vom Bahnhof zu Fuß rund sechs Minuten über die Schillerstraße. Vom Busbahnhof fahren die Linien 421, 427, 430, 443 oder 444 bis zur Haltestelle „Residenzschloss“. Alternativ steuern die Linien 413, 422, 425, 426, 429, 431, 433 die Haltestelle Blühendes Barock an. Vor Ort gibt es nur einige wenige Parkplätze: Wer mit dem Auto kommt, sollte am besten auf einem der öffentlichen Parkplätze parken oder in die Parkhäuser ausweichen.

Welche Museen und Ausstellungen sind im Residenzschloss derzeit zugänglich? Das Schloss bietet vielfältige Einblicke in das Lebensgefühl vergangener Zeiten. Deshalb lohnt sich ein Besuch des Modemuseums, das eine Schau mit originaler Kleidung vom 18. bis zum 20. Jahrhundert inszeniert. Es ist bis zum 30. September jeweils samstags und sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Bis zum 6. November ist außerdem die Hundertwasser-Ausstellung „Hundertwasser – Liebe zur Natur“ zu sehen, die Originalgrafiken, Drucke, Poster und Architekturfotos aus dem Sortiment des Wörner Verlages zeigt. Öffnungszeiten sind hier Montag bis Freitag von 12 bis 17 Uhr und Samstag und Sonntag von 10 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Was kann aktuell nicht besichtigt werden? Das Kinderreich ist geschlossen, ebenso das Keramikmuseum. Aktuell können zudem das Appartement Carl Eugen und die Barockgalerie nicht besichtigt werden. Weitere Infos unter www.schloss-ludwigsburg.de.

Was gibt es am Schloss noch zu sehen? Natürlich die Gärten, die man als Blühendes Barock kennt. Sie sind im englischen wie auch französischen Stil mit Terrassen, Flanierwegen, Wasserflächen und Springbrunnen sowie verspielten Broderien gestaltet. Das Areal gliedert sich in den Nord-, Süd-, Oberen und Unteren Ostgarten sowie den Märchengarten. Der Park ist von 7.30 Uhr an, der Märchengarten während der Saison von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Hier werden 40 Szenen aus bekannten Märchen dargestellt. Die Eintrittspreise liegen bei 10 Euro für Erwachsene, 4,80 Euro für Kinder, und eine Familienkarte ist für 18,50 Euro erhältlich. Bis zum 4. Dezember gastiert auch wieder die weltgrößte Kürbisausstellung auf dem Areal des Blühenden Barocks. 100 000 Kürbisse werden diesmal unter dem Motto „Dschungel und Regenwald“ zum Leben erweckt. Die kleinen und großen Exponate kann man täglich von 9 bis 20.30 Uhr bewundern.

Wie stellt sich das Schloss digital vor? Besucher können drei Räume des Schlosses mithilfe von Virtual Reality erkunden, die sonst nur eingeschränkt zugänglich sind. Bei den zugänglich gemachten Räumen handelt es sich um die Dienertreppe, den Bühnenboden und den Fasskeller. Ziel der Aktion ist es, auch Menschen mit Behinderung oder Assistenzbedarf das Schloss zugänglicher zu machen. Die App „Monumente interaktiv – geheime Wege“ kann im App Store oder bei Google Play heruntergeladen werden.

Vom Leben am Hof und skandalösen Ereignissen

Serie
Auf Erkundungstour in der Region – zu geheimnisvollen Burgen und Ruinen, prächtigen Schlössern undeindrucksvollen Kirchen. Wir machen uns in und um Stuttgart auf die Suche nach Schlossgespenstern, erzählen spannende Geschichten aus vergangenen Tagen und liefern Wissenswertes zu mächtigen Mauern in luftigen Höhen. Unsere Sommerserie widmet sich diesen kulturellen und historischen Sehenswürdigkeiten und bietet Anregungen für Ausflüge, die sich lohnen. Wetten, dass auch für Sie etwas dabei ist?

Zeitreise
Eine besondere Führung findet am Samstag, 10. September, statt: Gräfin Weidenbach führt ab 15 Uhr durchs Residenzschloss. Denn endlich hat Herzog Eberhard Ludwig seiner langjährigen Mätresse den Laufpass gegeben. Nach gut 25  Jahren darf nun seine Ehefrau ins Residenzschloss einziehen. Die Gräfin ist ihre Vertraute und bereitet jetzt alles für deren Ankunft vor – und erzählt dabei auch von skandalösen Ereignissen, die zur Vertreibung der Mätresse geführt haben.