Mit schweren Schneestürmen und meterhohen Schneeverwehungen setzte zum Jahreswechsel 1978/79 in Norddeutschland ein Katastrophenwinter ein. Foto: d/a

Wir wagen eine Prognose, was die Monate Dezember bis März bringen könnten. Kältewellen oder Regenpfützen? Oder vielleicht beides?

Alle reden derzeit vom Gas: Gasknappheit, Gaspreise, Gasumlage. Aber wird der kommende Winter wirklich so eisig und kalt, dass es zu einer Gasverknappung kommen könnte?

„Wann wird’s mal wieder richtig Winter – ein Winter wie er früher einmal war?“ Den zeitlosen Sommerhit von Rudi Carrell (1934-2006) aus dem Jahr 1975 einmal umgedeutet – berechtigt ist dies allemal. Denn die Winter der vergangenen Jahre waren allemal zu warm, zu nass, zu schneearm.

Auch der Sommer 2022 bricht alle Rekorde: Von einem „Rekordsommer im Jahr der Jahrhundertdürre“ spricht das Wissenschaftsmagazin „Spektrum“. Schon Klimawandel oder noch Wetter, fragen sich viele besorgt.

Wir wird der Winter Winter 2022/23?

Wenn der Sommer schon so extrem ist, wie wird dann erst der Winter 2022/23? Dominik Jung, Diplom-Meteorologe bei wetter.net, hat sich aus Fenster gelehnt. Seine Prognose für den Winter 2022/23: „Dem Winter ist es völlig egal, wie der Sommer gewesen ist – und genauso war es dem Sommer egal, wie es im Winter davor gewesen ist. Da hängt nichts zusammen.“

Langzeitprognosen sind nur bedingt aussagekräftig. Aber sagt Wetterfrosch Jung: „Wir können nur versuchen, abzuschätzen, wird ein Monat ein bisschen wärmer oder eher ein bisschen kühler ausfallen.“

Was sagt das Europäische Wetterzentrum?

Der Trend ist – mit Rückblick auf die letzten Winter – ziemlich eindeutig: Die Wintermonate in Deutschland werden immer wärmer. Dennoch wird es auch in Zukunft immer wieder Winter geben, die einen vor Kälte bibbern lassen und reichlich Schnee bringen.

Aktuelle Berechnungen des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage (ECMWF – European Centre for Medium-Range Weather Forecasts) haben ergeben, dass der November 2022 normal temperiert ausfallen soll. Der Dezember soll eher zu warm ausfallen, der Januar eher kälter. Mit 0,5 bis 1 Grad soll er wärmer als das langjährige Klimamittel ausfallen. Auf extreme Kälte wird man wohl verzichten müssen.

Was sagen frühere Winter über den Trend 2022?

Winter 2021/22

Die Durchschnittstemperatur lag im Winter 2021/22 mit 3,3 Grad Celsius um 3,1 Grad über dem Mittelwert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur Zeitspanne 1991 bis 2020 betrug die Abweichung plus 1,9 Grad.

Damit gehört der Winter 2021/22 zu den sieben wärmsten seit Beginn kontinuierlicher Wetteraufzeichnung im Jahr 1881 und ist zugleich der elfte zu warme Winter in Folge.

Winter 2019/20

Mit einer Mitteltemperatur von 4,1 Grad fiel der Winter 2019/20 über zweieinhalb Grad milder als im Durchschnitt der vergangenen 30 Jahre aus. Damit war es nach 2006/07 der zweitwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881.

Winter 2018/19

Auch der Winter 2018/19 war zu warm und damit der 8. Winter in Folge, der gegenüber dem langjährigen Mittelwert zu warm ausfiel.

Winter 2017/18

Mit einer Durchschnittstemperatur von 1,6 Grad war der Winter 2017/18 etwas milder als im langjährigen Mittel. Einem kalten Dezember mit Schneefällen bis ins Flachland folgte ein sehr milder und nasser Januar. Der Februar war deutlich kälter als im Durchschnitt und sorgte für Kälterekorde.

Winter 2016/17

Mit einer Durchschnittstemperatur von 1,3 Grad war der Winter der kälteste seit dem Winter 2012/13 gewesen. Das lag vor allem am sehr kalten Januar mit teils wochenlangem Dauerfrost im Süden Deutschlands. Am Alpenrand herrschten Extremtemperaturen von unter minus 25.

Winter 2015/16

Schon die Winter 2013/14, 2014/15waren deutlich zu warm ausgefallen. Das änderte sich auch im Winter 2015/16 nicht, der erneut außergewöhnlich mild deutlich zu warm war. Die Durchschnittstemperatur lag bei plus 3,6 Grad und damit plus 3,4 Grad über dem langjährigen Mittelwert von 1961 bis 1990.

Winter 1978/79

Lang, lang ist’s her: Deutschland bibbert in der Kälte, es gibt Schnee zuhauf. Das war vor 44 Jahren. Den Jahreswechsel 1978/79 haben viele bis heute nicht vergessen. In Norddeutschland türmten sich bis zu sieben Meter hoch die Schneewehen, die Versorgung der Bevölkerung geriet in Gefahr. Eine Eisfront mit sibirischer Kälte überzog zunächst den Norden und später den gesamten Norden und Osten Deutschlands.

Wird es in Zukunft noch kalte Winter geben?

Eine Schneekatastrophe wie im Winter 1978/79 ist nach Ansicht von Meteorologen auch in Zeiten der weltweiten Klimaerwärmung möglich. Die Wahrscheinlichkeit für ein solches Ereignis wird aber geringer.

Dennoch: Kältewellen können nach Angaben des Klimaforschers Stefan Rahmstorf im Zuge des Klimawandels häufiger werden – und die Winter dennoch wärmer. „Das kann man auch darauf zurückführen, dass der Polarwirbel instabil geworden ist“, sagt der Professor of Physics of the Oceans und Leiter der Abteilung Erdsystemanalyse am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK).

Sollte die Erderwärmung weiter so fortschreiten, dass sich in der Arktis nur wenig oder kein dauerhaftes Eis mehr bildet, so Rahmstorf weiter, könnte sich dort auch keine kalte Luft wie im Winter 1978/1979 ansammeln.