Die Stadt Marbach treibt den Ausbau der E-Tankstellen voran. Das schmeckt der Gruppe Puls im Gemeinderat gar nicht. Aber wo genau sind neue Stromzapfstellen geplant?
Wenn man das Elektromobilitätskonzept der Stadt Marbach aus dem Jahr 2022 als Maßstab ansetzen würde, müssten auf der Gemarkung bei einem darin skizzierten mittleren Szenario bis 2030 insgesamt 85 öffentlich zugängliche klassische Ladepunkte (AC) sowie sieben DC-Anschlussstellen, so genannte Schnelllader, installiert sein. Davon ist die Kommune allerdings noch meilenweit entfernt. Aktuell können an zwei Stationen, in der Marktstraße und am Parkplatz in der Grabenstraße, bis zu vier Stromer gleichzeitig Energie zapfen. Immerhin wird es demnächst zu einer Verdoppelung des Angebots kommen. Der Gemeinderat hat jetzt beschlossen, dieses Jahr zwei weitere AC-Säulen mit jeweils zwei Andockstellen installieren zu lassen.
Nachfrage nach Ladestellen im Hörnle am größten
Freuen dürfen sich darüber E-Mobilisten und solche, die es werden wollen, im Hörnle, wo eine Elektro-Tankstelle in der Mainzer Straße montiert werden soll. Die zweite Ladesäule wird in Marbach-Süd errichtet, in der Weimarer Straße vor dem Festplatz. Da die Stadt knapp bei Kasse ist, hat sie sich nach einem Partner umgeschaut, der sich um den Bau und den Betrieb der Anlagen kümmert – und mit den Stadtwerken Ludwigsburg-Kornwestheim (SWLB) einen gefunden.
Wie Bürgermeister Jan Trost betonte, soll das nur ein Einstieg sein. Die SWLB hätten signalisiert, mit ihrem Budget zwei Ladesäulen pro Jahr installieren zu können. So habe man den Stadtwerken auch schon rückgespiegelt, dass es wünschenswert wäre, vielleicht im nächsten Jahr in Rielingshausen aktiv zu werden. Aktuell sei aber der Bedarf im Hörnle am größten. „Da gibt es immer wieder Anfragen von Bürgern, die gerne ein Elektroauto anschaffen würden, aber in einem Mittelhaus leben und keine Garage und damit keine Lademöglichkeit haben.“ All jene können sich bald einen Stromer kaufen oder leasen und dann in der Mainzer Straße an einen Ladepunkt anschließen.
Am Bahnhof will die EnBW eine Schnellladesäule bauen
Am Bahnhof wird indes vorerst keine E-Zapfsäule entstehen. Die EnBW hatte zwar Interesse bekundet, hier, auf der Fläche in Richtung Stadt, eine Schnellladestation zu bauen, sagt der Rathauschef. Allerdings habe man das Thema zurückgestellt, da der Bereich in absehbarer Zeit komplett umgebaut und die Bushaltestellen barrierefrei gestaltet werden müssten. Es ergebe wenig Sinn, den Straßenbelag zweimal kurz hintereinander aufzureißen. Grundsätzlich Potenzial als Standort für weitere Ladesäulen bescheinigte der Rathauschef zudem dem Lidl-Areal an der Rielingshäuser Straße. Dort will sich der Discounter vergrößern und neu bauen. Trost gab zu bedenken, dass dann bei einer gewissen Zahl von Stellplätzen die Vorgabe greife, eine Photovoltaikanlage darüber aufzufächern. „Wir gehen davon aus, dass, wenn ohnehin eine PV-Anlage auf dem Dach ist, Lidl auch zahlreiche Lademöglichkeiten schafft“, sagte der Bürgermeister.
Perspektiven, die der Gruppe Puls eher weniger schmecken dürften. Die beiden Vertreter Hendrik Lüdke und Jochen Berger stimmten im Gemeinderat als Einzige gegen den Bau der beiden neuen Ladestationen. Lüdke wetterte auch gegen die Antriebsform an sich. „Elektromobilität ist kein wirksamer und schon gar kein schneller Beitrag zum Klimaschutz“, meinte er. Es sei grotesk, dass es sich bei den Batteriefahrzeugen meist um „tonnenschwere SUVs“ handele. „Es macht doch keinen Sinn, diese Blechtonnen mit wertvoller, nachhaltiger, alternativer Energie durch die Gegend zu fahren.“ Eher brauche man einen Handlungsleitfaden, um den Individualverkehr einzudämmen.
Die meisten Fraktionen bekennen sich zur E-Mobilität
Verkehrsvermeidung sei in der Tat das beste Mittel, um CO2 einzusparen, sagte Jochen Biesinger (CDU). Weitere Bausteine seien der Ausbau des ÖPNV, aber eben auch die Abkehr vom Verbrennermotor. Deshalb sei es nur konsequent, das städtische Klimaschutzkonzept umzusetzen – das auch den Ausbau des Ladenetzes beinhalte. Ernst Morlock (SPD) hält es ebenfalls für angebracht, weitere Stromtankstellen zu installieren. Es sei auch der richtige Weg, dabei mit den SWLB auf einen Partner zu vertrauen. Martin Mistele (Freie Wähler) pflichtete bei. Die Stadt müsse die passenden Stellen für die Ladesäulen ausfindig machen. „Das eigentliche Umsetzen und die Technologie dahinter sollte Spezialisten überlassen werden.“ Jürgen Waser von den Grünen stand gleichfalls hinter dem Beschluss und dem Vorgehen. Er hob hervor, dass es insbesondere im Hörnle wichtig sei, Ladepunkte zu schaffen, da es dort an Garagen und Möglichkeiten für private Wallboxen mangle.